Conan-Saga 28 - Conan der Glorreiche
Hätte
er nicht geglaubt, sie lüge aus Eifersucht, wäre er längst aus dem ›Goldenen
Halbmond‹ verschwunden gewesen, ehe der Hauptmann dort ankam, und die
Stadtwache wäre jetzt nicht hinter ihm her. Nun ja, es war bei weitem nicht das
erste Mal, daß er in Schwierigkeiten geriet, weil er eine Frau falsch
eingeschätzt hatte.
»Es
war nicht ihre Schuld, Hordo.« Er schob sich an dem Bärtigen vorbei in den
Keller. »Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit …« Er unterbrach sich
beim Anblick eines Fremden in dem Kellerraum: ein großer schlaksiger Mann mit
Turban, der neben zwei Dutzend kleinen Holztruhen stand, ähnlich den mit Zinn
ausgelegten, in denen Tee verschifft wurde. Diese Truhen waren an einer Lehmwand
aufgestapelt. Auch hier brannten Binsenfackeln. »Wer ist er?« fragte der
Cimmerier scharf.
»Er
nennt sich Hasan«, antwortete der Einäugige ungeduldig. »Er ist ein neuer
›Fischer‹. Und jetzt zu dir! Stimmt an den Gerüchten etwas, Cimmerier? Es ist
mir egal, ob du Tureg Amal umgebracht hast, der Tod des alten Narren ist kein
Verlust für die Welt. Aber wenn, mußt du Sultanapur und möglicherweise Turan
schnellstmöglich verlassen. Selbst wenn du niemanden umgebracht hast, hältst du
dich besser versteckt, bis der wahre Mörder gefaßt ist.«
»Der
Oberadmiral?« rief Conan erstaunt. »Ich hörte, es sei ein General gewesen,
obgleich, wenn ich mich recht entsinne, erwähnte jemand auch einen Prinzen.
Hordo, kannst du mir sagen, weshalb ich den Oberadmiral von Turan töten sollte?«
Der
Schlaksige warf unerwartet ein: »Den Gerüchten nach war es ein gekaufter Mord.
Für genügend Gold, nehme ich an, würde man jeden töten.«
Conans
Gesicht wurde eisig wie seine Stimme: »Du scheinst mich für einen Lügner zu
halten!«
»Beruhige
dich, Cimmerier«, mahnte Hordo und wandte sich an den anderen: »Bist du so
scharf darauf, schon zu sterben, Hasan? Wenn du diesem Mann Gold für einen Mord
anbietest, kannst du von Glück sagen, falls du nur mit gebrochenen Knochen
davonkommst. Und wenn er sagt, er hat niemanden getötet, dann hat er es auch
nicht.«
»So
habe ich es nicht gesagt«, brummte Conan unbehaglich. »Da waren ein
Wachhauptmann und zwei oder drei seiner Leute …« Er funkelte den Turbanträger
an, der einen seltsamen Laut nicht zu unterdrücken vermocht hatte. »Hast du da darüber auch etwas zu sagen?«
»Zieht
die Krallen wieder ein, ihr zwei Kampfhähne!« schnaubte Hordo. »Wir haben eine
Ladung ›Fische‹ zu transportieren. Der Auftraggeber muß jeden Augenblick hier
sein. Und ich will kein Blutvergießen und auch keine Streitigkeiten vor seinen
Augen haben, sonst glaubt er, wir bringen einander um, ehe wir seine Kisten
abliefern.« Er drehte den bärtigen Kopf wie ein Bär. »Ich brauche meine gesamte
Mannschaft, wenn wir das verfluchte Zeug rechtzeitig zur Mündung des Zaporoskas
schaffen wollen. Und die einzigen beiden, die bisher meinem Ruf gefolgt sind,
wollen sich an die Gurgel fahren wie besoffene Schauermänner.«
»Du
hast gesagt, wir würden erst in drei oder vier Tagen wieder auslaufen«, knurrte
Conan und stapfte auf den Truhenstapel zu. Hasan ging ihm wachsam aus dem Weg,
aber der Cimmerier interessierte sich nur für die fein gearbeiteten Truhen.
»Die Mannschaft ist auf die Schenken und Freudenhäuser verteilt«, fuhr er fort.
»Sie sind entweder von den Weibern berauscht oder vom Wein, und entweder aus
dem ersteren oder letzteren Grund nicht klar im Kopf. Ich persönlich hätte
nichts dagegen, Sultanapur umgehend zu verlassen, aber wenn wir alle zwanzig
bis zum Einbruch der Nacht zusammenhaben, werde ich Erlikit!«
»Wir
müssen aber noch heute nacht auslaufen«, sagte Hordo. »Wir bekommen mehr Gold,
wenn wir schneller als abgemacht liefern, und weniger, wenn wir länger
brauchen.« Der narbengesichtige Schmuggler bedeutete Hasan mit einem Blick,
sich etwas mehr von ihnen zurückzuziehen, ehe er selbst sich dicht neben den
Cimmerier stellte und die Stimme senkte: »Ich zweifle nicht an deinem Wort,
Conan, aber sucht die Stadtwache nicht doch dich? Vielleicht wegen des
Hauptmanns?«
Conan
zuckte mit den Schultern, unterbrach jedoch seine Begutachtung der Truhen
nicht. »Ich weiß es nicht«, antwortete er so, daß nur Hordo ihn verstehen
konnte. »Bei den Gerüchten wird weder Murads, noch mein Name erwähnt.« Die
Truhen waren so lang wie der Unterarm eines Mannes, ihre Seiten waren glatt und
unverziert, und der flache, dicht schließende Deckel
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