Conan-Saga 28 - Conan der Glorreiche
zurückversetzt würde
oder nicht, nach diesem letzten Rätsel würde er keinen Auftrag als Spion mehr
annehmen!
4.
Trotz
des dunklen Umhangs, den Ghurran ihm gegeben hatte, hielt Conan sich so dicht
wie möglich an den Häuserwänden, am Rand des steten Gedränges in den
überfüllten Straßen. Gewiß, der blaue Umhang würde den Blick der Wächter, die
nach einem weißen suchten, nicht auf ihn lenken, und die Kapuze verbarg sein
Gesicht, vor allem die verräterischen blauen Augen, aber allein seine Größe
mußte Aufsehen erregen. Wenige Männer in Sultanapur erreichten seine Größe und
Schulterbreite, und heute hatte er keinen einzigen davon auf den Straßen
gesehen. Der riesenhafte Cimmerier hob sich ab wie ein Hengst unter Maultieren.
Seit
er den Heiler verlassen hatte, war Conan fünfmal gezwungen gewesen, hastig irgendwo
in eine Nebenstraße abzubiegen, um den Patrouillen auszuweichen.
Glücklicherweise war das Glitzern ihrer Speere in der Sonne immer schon zu
sehen, ehe er ihre Marschschritte vernahm. Aber nun kam er dem Hafen doch
endlich näher, wenn auch im Zickzack. Hochrädrige Ochsenkarren waren hier
wieder fast so zahlreich wie Fußgänger. Die länglichen steinernen Lagerhäuser
erhoben sich um ihn, ebenso die hohen weißen Türme der Getreidespeicher der
Stadt. Männer mit Schwielenhänden und den verschwitzten Kitteln von
Hafenarbeitern übertrafen an Zahl alle anderen, außer vielleicht die Seeleute
mit ihrem wiegenden Gang. Die Hälfte der Frauen hier war Dirnen mit schmalen
Gürteln aus klingenden Münzen, in durchsichtige Seide oder weniger gekleidet;
der Rest hatte geschickte Hände und hielt Ausschau nach fetten Beuteln von
Unvorsichtigen oder nach Ballen Seide oder Spitze, die sich unbemerkt von einem
Karren stehlen ließen. Und hier gab es Leute, die ihn kannten.
»Eine
Stunde voller Leidenschaft, Großer?« hauchte eine vollbusige Hure mit
hochgestecktem, hennagefärbtem Haar und vergoldeten Messingohrringen. Sie kam
näher und preßte den nahezu nackten Busen an seinen Arm, dabei senkte sie die
Stimme, so daß nur er hören konnte, wie sie sagte: »Du Narr, die Stadtwache hat
schon drei Hafenarbeiter mitgenommen, nur weil sie groß waren. Und sie befragen
alle Ausländer. Also besteht doppelte Gefahr für dich. Leg jetzt deinen Arm um
mich und komm in meine Kammer. Ich kann dich dort verstecken, bis man sich
beruhigt hat. Und ich verlange bloß … o Mitra, ich werde gar nichts
verlangen.«
Unwillkürlich
mußte Conan grinsen. »Ein großzügiges Angebot, Zara. Aber ich muß Hordo
finden.«
»Ich
habe ihn nicht gesehen, Conan. Und es ist zu gefährlich, wenn du ihn suchst.
Komm mit!«
»Ein
andermal gern«, versicherte er ihr und kniff sie in die pralle Kehrseite, daß
Zara quietschte.
Kurz
darauf warnte ihn ein Seemann in teerverschmiertem Kittel vor den
Stadtwächtern, dann ein bärtiger Lagerhausverwalter, danach ein schlankes
Mädchen mit unschuldigen Augen und dem Gesicht einer Jungfrau – und einem
Krummesser, mit dem sie fortwährend spielte und mit dem sie recht geschickt
Beutel von Gürteln trennen konnte –, die ihm das gleiche Angebot machte wie
Zara. Hordo dagegen war nirgendwo zu finden. Das Stundenglas war umgedreht, das
wußte Conan, und das Rieseln des Sandes war gegen ihn. Wenn er Hordo nicht bald
aufspürte, mußte er untertauchen.
Ein
kleiner drahtiger Mann, der unter der Last eines Sackes fast zusammenbrach,
erregte plötzlich Conans Aufmerksamkeit. Der Cimmerier faßte ihn an einem
dürren Arm und zerrte ihn aus dem Menschenstrom.
»Was
soll das?« zischte der Mann zwischen Zähnen, die zu einem hölzernen Lächeln
zusammengepreßt waren. Seine tiefliegenden Augen blickten verzweifelt nach
links und rechts über eine spitze Nase, was Conan an eine Maus denken ließ, die
ein Loch suchte. »Mitra, Cimmerier! Ich habe das keine zwanzig Schritt von hier
gestohlen! Man wird jeden Moment merken, daß es fehlt! Laß mich los!«
»Ich
suche Hordo, Tarek«, sagte Conan leise.
»Hordo?
Er ist in Kafars Lagerhaus, glaube ich.« Tarek stolperte, als Conan ihn
losließ, dann drehte er sich um und zischte über die Schulter: »Du solltest
einen nicht einfach so packen, Cimmerier, das könnte sich als gefährlich
erweisen. Außerdem, weißt du nicht, daß die Stadtwache …«
»…
einen großen Nordmann sucht«, beendete Conan den Satz für ihn. »Ja, das weiß
ich.«
Ein
Wutgebrüll erklang aus der Richtung, aus der Tarek gekommen war. Der kleine
Mann
Weitere Kostenlose Bücher