Conan-Saga 28 - Conan der Glorreiche
Fackeln erhellt war, und eine
Steintreppe an einer Wand führte zum nächsten Stock. Eine riesige Winde, die
mit einer komplexen Getriebeanordnung aus frisch geölter Bronze verbunden war,
nahm fast den ganzen Raum ein. Schwere Eisenketten waren um die Trommel der
Winde gewickelt. Das Metall eines jeden Kettenglieds war so dick wie ein
Männerarm und ohne jegliche Spur von Rost. Man erzählte sich, der turanische
König, der diese Kette einst hatte schmieden lassen, hatte demjenigen, der ihm
rostfreies Eisen beschaffen konnte, ihr Gewicht in Rubinen versprochen. Er
hatte sein Versprechen auch gehalten, nur hatte er dem Schmied, von dem er es
bekam, Zunge und Hände genommen, damit niemand anderer das Geheimnis erfahren
konnte.
Von
der Winde führte die Kette in ein rundes Loch im steinernen Fußboden. Darum
kümmerte sich Conan nicht, sondern untersuchte das Getriebe nach einer
Möglichkeit, die Kette zu lockern. Nur ein Bronzekeil schien das Getriebe zu
blockieren.
»Vorsicht!«
Bei
dem Schrei wirbelte Conan herum, und das Breitschwert schien geradezu in seine
Hand zu springen. Ein Wächter purzelte die Treppe herunter vor Conans Füße. Ein
Dolchgriff ragte aus seiner Brust, und eine noch gespannte Armbrust lag neben
seiner ausgestreckten Hand.
»Er
hat auf deinen Rücken gezielt«, sagte Hasan an der Tür.
»Ich
stehe in deiner Schuld.« Conan steckte sein Schwert wieder in die Scheide und
zog an dem Bronzekeil. Als er ihn frei hatte, ließ er ihn auf den Boden fallen
und warf sich gegen den dicken Metallstab. Nach seiner Länge zu schließen,
waren fünf Männer nötig, um die Winde zu bedienen. Trotzdem versuchte Conan es
allein. Die mächtigen Muskelstränge drohten die Haut zu sprengen, aber der
Hebel bewegte sich langsam zunächst, dann schneller. Die Winde drehte sich noch
langsamer, und gewaltige Kettenglieder rasselten in das Loch. Conan plagte
sich, sie schneller zu drehen. Plötzlich stand Hasan neben ihm und bewies, daß
weit mehr Kraft in ihm steckte, als seine schlaksige Gestalt hätte vermuten
lassen.
Baltis
schob den Kopf durch die Tür. »Die Kette ist unterhalb der Wasseroberfläche, so
weit ich sehen kann, Cimmerier. Und auf der anderen Seite des Kanals tut sich
was. Die müssen dort drüben die Hilfeschreie gehört haben.«
Fast
widerwillig ließ Conan den Hebel los. Man würde ein Boot herüberschicken, um
nach dem Rechten zu sehen. Zwar würden nicht viele Wächter kommen können, aber
schließlich hatten die Schmuggler ja nicht vor zu kämpfen, sondern aus dem
Hafen zu gelangen. »Unser Schiff hat keinen großen Tiefgang«, brummte Conan. »Es
dürfte demnach genügen.«
Als
die drei Männer aus dem Turm eilten, richteten Shamil und Enam sich auf. Sie
hatten den fünften Wächter aus dem Wasser gezogen, ihn mit Streifen seines
eigenen Wamses gebunden und geknebelt und soeben neben die vier noch bewußtlosen
anderen gelegt. Wortlos folgten sie Conan auf den schmalen Weg um den Turm.
Hordo mit seinem einen Auge, das wußte der Cimmerier, konnte so scharf sehen,
wie Baltis mit beiden. Und der bärengleiche Mann würde nicht einen Augenblick
vergeuden.
Noch
ehe sie die Kanalseite des Turms erreichten, näherte sich schon das Knarren und
Platschen von Rudern. Das Schiff kam im selben Moment an wie sie und schwang
dicht an die Mole.
»Springt!«
befahl Conan.
Er
wartete nur, bis er hörte, daß alle sicher auf dem Deck gelandet waren, dann
sprang auch er. Er kam mit gebeugten Knien auf, stolperte jedoch und mußte sich
an den Mast stützen, um nicht zu fallen. Das Schiff schien um ihn zu schaukeln,
als wäre es in einen Sturm geraten. Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte er,
sich auf den Beinen zu halten.
Ghurran
schlurfte aus der Dunkelheit und musterte den Cimmerier. »Zu große Anstrengung
läßt das Gift wieder stärker wirken«, erklärte er. »Ihr müßt Euch jetzt
ausruhen, denn von dem Gegenmittel kann ich Euch pro Tag bloß eine bestimmte
Menge geben.«
»Ich
werde den Verantwortlichen finden«, knirschte Conan. »Selbst wenn es kein auf
die Dauer helfendes Gegenmittel gibt, werde ich ihn finden und töten!«
Vom
Heck erklangen Hordos heisere Anweisungen. »Legt euch in die Riemen! Erlik hole
euch alle! Strengt euch an!«
Mit
gleichmäßigem Ruderschlag entfernte das Schiff sich von Sultanapur wie ein über
das Wasser huschender Käfer.
Naipal
schreckte auf seinem großen runden Bett hoch und starrte angespannt in die
Dunkelheit. Nur wenig Mondlicht drang durch
Weitere Kostenlose Bücher