Conan-Saga 28 - Conan der Glorreiche
Wazam. »Vor allem mit dem
Riesen! Habt ihr ihn gefunden? Er ist leicht zu erkennen, denn seine Größe und
seine Augenfarbe heben ihn von allen anderen ab.«
»Nein,
Eure Exzellenz«, antwortete ein Soldat mit gesenktem Kopf. »Vier seiner Gruppe
sind tot, doch nicht der Riese. Wir suchen die anderen noch.«
»Also
ist er noch frei.« Es klang, als spräche Karim Singh zu sich. »Er schien mir
ein harter Mann zu sein, ein geborener Kämpfer. Jetzt wird er an mich
herankommen wollen.« Unwillkürlich schüttelte er sich und funkelte die Soldaten
an, als ergrimmte es ihn, daß sie sein Selbstgespräch mitangehört hatten. »Er
muß gefunden werden! Tausend Goldstücke dem, der ihn findet! Ihr alle und noch
zehn weitere bleiben bei mir, bis er tot oder in Ketten ist. Und wer nicht
dabei stirbt, den Barbaren von mir fernzuhalten, wird mit dem Wunsch sterben,
er hätte es getan! Laßt den da wegbringen«, fügte er hinzu und deutete mit
einem Kopfnicken auf Amaurs Leiche.
Der
Wazam verließ das Gemach; die Wachen begleiteten ihn, dicht um ihn geschart.
Conan legte sich wieder auf den Bauch. Bei zwanzig Wachen würde er an Karim
Singh vermutlich nicht einmal herankommen, ehe er selbst niedergemacht wurde.
Er hatte Männer gekannt, die mutig in einen sinnlosen Tod schritten, aber für
Sinnloses hatte er nichts übrig. Der Tod war ihm ein alter Bekannter und zwar
lange schon, ehe Patils Gift in seinen Körper gedrungen war. Er fürchtete den
Tod nicht, aber er suchte ihn auch nicht. Und wenn er sich ihm stellte, würde
es nicht ohne Grund sein. Außerdem hatte er jetzt einen Namen erfahren: Naipal,
der Mann, durch den alles begonnen hatte. Auch er sollte sterben, genau wie
Karim Singh.
Lautlos
und unbemerkt stahl Conan sich in die Nacht zurück.
16.
Er
brauchte jetzt ein Pferd und einen Wasserbeutel, das war Conan klar. Einem Mann
zu Fuß und ohne Wasser harrte in diesem Land der Tod. In der Karawane gab es
jedoch weit mehr Kamele als Pferde, und von letzteren waren viele zwar prächtig
anzusehen, taugten jedoch nichts für einen Mann, der einen weiten Weg vor sich
hatte und schnell vorankommen mußte. Offenbar hatte die Kunde von der Belohnung
für seine Ergreifung sich bereits verbreitet, denn die Soldaten suchten jetzt
viel aufmerksamer. Zweimal entdeckte er geeignete Pferde, mußte sich jedoch
berittener Patrouillen wegen wieder von ihnen entfernen.
Schließlich
gelangte er in den Lagerteil der Edlen. Fast alle Zelte waren dunkel, und es
war so still wie im Lager der Kaufleute. Conan fragte sich, ob die Soldaten
hier ebenso barsch in der Unterdrückung der Neugier gewesen waren wie bei den
Kaufleuten.
Etwas
bewegte sich in der Dunkelheit – ein unruhiger Schatten. Der Cimmerier blieb
stehen. Er hörte ein Brummen und das Rasseln von Ketten. Er spähte durch die
Dunkelheit und unterdrückte ein Lachen. Es war Vyndras Tanzbär. Auf einen
plötzlichen Einfall hin zog er den Dolch. Der auf dem Boden liegende Bär hob
den Kopf und blickte ihm entgegen, als er sich vorsichtig näherte. Er rührte
sich jedoch nicht, als der Cimmerier das Lederband um seinen Hals mühsam
durchtrennte.
»Es
ist ein rauhes Land«, flüsterte er, »wo man auf vielerlei Weise sterben kann.«
Er kam sich töricht vor, zu einem Tier zu sprechen, aber er fand es notwendig.
»Vielleicht gerätst du an Jäger oder stärkere Bären. Und wenn du nicht weit
genug läufst, werden sie dich wieder an die Kette legen, und du mußt für Vyndra
tanzen. Du hast die Wahl: frei zu sterben oder für deine Herrin herumzuhopsen.«
Der
Bär starrte ihn an, als das Halsband abfiel, und Conan hielt den Dolch
abwehrbereit, denn daß das Tier ihn bisher nicht angegriffen hatte, mußte nicht
bedeuten, daß es friedlich blieb. Immerhin war das zottige Geschöpf noch einmal
um die Hälfte größer als er. Aber der Bär hob sich nur bedächtig, wie es
schien, auf die Füße und trottete ins Dunkel.
»Lieber
frei sterben«, murmelte Conan grinsend und blickte dem schweren Tier nach.
»Und
ich sage dir, ich habe gesehen, wie sich etwas bewegt hat!«
Conan
erstarrte bei diesen Worten und verfluchte seinen verrückten Einfall.
»Nimm
zehn Männer, und such die andere Seite ab, dann werden wir schon sehen.«
Hastig
schnitt der Cimmerier einen langen Schlitz in die Zeltwand und schlüpfte ins
Innere, als sich Schritte näherten. Im Zelt war es so dunkel wie draußen, doch
da seine scharfen Augen bereits an Dunkelheit gewöhnt waren, sah er
schattenhafte
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