Conan-Saga 28 - Conan der Glorreiche
Frage.
»Möchtest
du mich von meiner ergebenen Leibmagd trennen?« fragte Vyndra mit scheinbar
unschuldigem Lächeln.
Mit
einem Räuspern stand Conan auf. Alynas Augen über dem Schleier glitzerten
sichtlich belustigt. »Ich habe gute Lust«, sagte Conan in leichtem
Gesprächston, »euch beide die Hintern so zu versohlen, daß man euch wie
Stoffballen über eure Sättel binden muß. Aber ich lasse es wohl lieber und
suche mir eine ehrliche Dirne in dieser Karawane, denn deine Spielchen
langweilen mich, Vyndra.«
Er
verließ das Zelt und dachte, sie damit gekränkt zu haben, doch lachende Worte
folgten ihm, noch ehe er die Zeltklappe fallenließ. »Du bist ein heftiger Mann,
du, der du dich Patil nennst. Und meine Gäste werden über dich staunen.«
15.
Am
Rand des Lagers fand Conan Kuppler, genau wie er es bei einer so großen
Karawane, die so lange unterwegs war, erwartet hatte. Zwei waren es. Karim
Singh hatte seine eigenen Frauen dabei, und sicher hatten viele Kaufleute das
ebenfalls. Aber die anderen, wie die Wächter und Kamel- und Maultiertreiber,
natürlich nicht. Und von Khawarizm nach Secunderam war ein langer Weg für einen
Mann ohne Frau.
Die
Kuppler hatten Tische aus Planken auf Fässern aufgestellt und als
Sitzgelegenheit Fässer. Dort konnte man trinken, bis man für die Benutzung der
Zelte an der Reihe war, denn die Kuppler setzten jenen, die sich für ihre Ware
interessierten, billigen Wein vor. Ein saurer Wein war es, serviert von süßen
Frauen: schlanke Mädchen genau wie üppige, hochgewachsene ebenso wie kleine.
Und alle sanft und bereitwillig. Die vergoldeten Messinggürtel tief um ihre
Hüften und die Streifen dünner Seide, die vorn und hinten davon herabhingen,
waren mehr, als eine Purdhana -Tänzerin trug, aber für eine Münze nahmen
sie sie gern ab, denn diese Frauen waren die Ware hier.
Aber
Conan wurde klar, daß er gar nicht wirklich eine Frau wollte. Er saß auf einem
aufgestellten Faß vor dem Zelt des zweiten Kupplers, mit einem ledernen Krug
dünnen Weins in der Hand, und ein schlankes Mädchen wand sich auf seinem Knie
und biß ihm die kleinen weißen Zähne in den Hals. Obwohl sie ihm gefiel, war
sie nicht mehr als eine Ablenkung, obgleich eine angenehme. Mit einer
vollbusigen Dirne am Zelt des ersten Kupplers war es nicht anders gewesen. Als
Conan noch nicht ganz zwanzig war, hatte er gelernt, seinen Ärger zu bezwingen,
wenn es sein mußte. Auch an diesem Tag hatte er ihn bei Karim Singh in Schach
gehalten, und bei Kandar die Zügel nur leicht gelockert. Und dann war Vyndra
gewesen. Nun suchte er eine Gelegenheit, seine Wut auszutoben. Er wünschte
sich, einer der anderen Männer hier würde ihm die Dirne auf dem Schoß streitig
machen wollen, oder auch zwei oder fünf Männer. Hämmernde Fäuste, ja selbst
blutiger Stahl würden ihm helfen, sich von dem Grimm zu befreien, der sich in
seinem Bauch wie giftsickernde Schlangen rollten.
Die
schlanke Dirne schmiegte sich zufrieden an ihn, als er mit ihr in den Armen
aufstand, starrte ihn jedoch sogleich entrüstet an, als er sie auf das Faß
setzte. »Ich bin kein Vendhyaner, der seine Wut an anderen ausläßt als an
denen, die sie verursacht haben«, brummte er und drückte ihr einige Münzen in
die Hand. Das Mädchen starrte ihn völlig verständnislos an, aber seine Worte
waren für ihn selbst genauso gedacht gewesen wie für sie.
Das
rauhe Lachen aus den Zelten der Kuppler verfolgte ihn noch ein Stück ins Lager.
Viele der Kaufmannszelte lagen nun im Dunkeln, und selbst die dahinter
angepflockten Tiere waren still. Nur die durch die Entfernung gedämpften Klänge
von Zithern, Flöten und Tschinellen waren aus dem Lagerteil zu hören, in dem
die Edlen untergebracht waren. Schlaf, sagte er sich. Schlaf, und reise morgen
weiter, dann schlaf und reise wieder. Das Gegenmittel wird in Vendhya zu finden
sein, und auch die gesuchten Antworten werden sich ergeben … Vielleicht würde
der angestaute Grimm sich im Schlaf legen.
Das
Feuer vor dem Zelt, das Kang Hou mit seinen Nichten teilte, brannte nieder. Ein
khitaischer Diener, der in der Glut stocherte, rührte sich als einziger
zwischen den in Decken gehüllten Schmugglern, die um das Zelt lagen. Doch ehe
er in den schwachen Lichtschein dieses Feuers trat, warnte ihn etwas
Unnennbares vor drohender Gefahr.
Er
strengte die Ohren an und spähte durch die Schatten zwischen den anderen
Zelten. Die üblicherweise unbeachteten Geräusche waren rings um ihn. Ein
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