Conan-Saga 28 - Conan der Glorreiche
den
flackernden Flammen wirkte der Lampenschein, der durch das goldene Tuch
filterte, genau wie die Lichter ringsum, geradezu düster. Zwanzig Kavalleristen
umringten wie Statuen auf ihren Pferden das Zelt, die Gesichter nach außen
gerichtet, jeder zehn Schritt vom nächsten entfernt.
Und
wahrlich verhielten sie sich nicht viel anders als Statuen, oder vielleicht
glaubten sie, sie müßten Ausschau nach einer angreifenden Armee halten, denn
keiner blickte zu Boden, und so konnte Conan unbemerkt zwischen zweien an der
Zeltrückseite auf dem Bauch zum Zelt kriechen. Als er sich daran machte, mit
dem Dolch einen Eingang in die Wand zu schlitzen, vernahm er Stimmen aus dem
Innern, und er hielt an.
»Laß
uns jetzt allein«, befahl Karim Singh.
Conan
schlitzte das goldene Zelttuch nur ein kleines Stück auf und hielt es mit den
Fingern auseinander, um hineinsehen zu können. Mit tiefer Verbeugung entfernte
ein Soldat sich rückwärtsgehend aus dem abgetrennten Gemach, in dem Karim Singh
in der Mitte stand, mit einem Kavalleristensäbel in der Hand. Vor ihm kniete
ein an Händen und Füßen gebundener Vendhyaner. Der Kniende trug die Kleidung
eines Kaufmanns, zu der das harte Gesicht mit der langen Narbe über Nase und
Wange nicht recht paßte.
»Man
nennt Euch Sabah?« fragte der Wazam mit gleichmütiger Stimme.
»Ich
bin Amaur, Eure Exzellenz, ein ehrbarer Kaufmann«, erwiderte der Kniende. »Und
selbst Ihr habt kein Recht, grundlos meine Ware zu beschlagnahmen.« Conan
erkannte sofort die Stimme wieder. Sie war die des Reiters aus den Dünen.
Vielleicht lohnte es sich, noch eine Weile zuzuhören, ehe er Karim Singh
tötete.
Der
Wazam drückte die Säbelspitze gegen die Kehle des Gefangenen. »Man nennt Euch
Sabah?«
»Mein
Name ist Amaur, Eure Exzellenz. Ich kenne niemanden namens …« Der Kniende
keuchte, als die Spitze durch die Haut drang und Blut sickerte.
»Ein
ehrbarer Kaufmann?« Karim Singh lachte sanft und drückte die Klinge noch etwas
fester. Der Kniende wich mit dem Oberkörper zurück, doch der Säbel folgte. »In
den Seidenballen, die Ihr als Eure Ware angegeben habt, wurden mit Blei
versiegelte Truhen gefunden. Für wen sind diese Truhen bestimmt?«
Mit
einem Schrei stürzte der Gefangene auf den Rücken und starrte mit schier aus
den Höhlen quellenden Augen hoch. Die Säbelspitze drückte immer noch gegen
seine Kehle, und weiter konnte er nicht zurückweichen. Die Härte seines
Gesichts war zu einer Maske der Angst geworden. »Ich … ich kann es nicht
sagen, Eure Exzellenz. Das schwöre ich bei Asura!«
»Du
wirst es mir sagen, oder du wirst in Kürze Asura gegenüberstehen. Oder eher
noch Katar.« Die Stimme des Wazams klang verschwörerisch, als er fortfuhr. »Ich
kenne den Namen, Amaur. Ich kenne ihn. Aber ich muß ihn von deinen Lippen
erfahren, wenn du am Leben bleiben willst. Sprich, Amaur, und lebe.«
»Eure
Exzellenz, er … er wird mich töten. Oder Schlimmeres tun!«
» Ich werde dich töten, Amaur. Dieser Säbel ist an deinem Hals, und er ist
fern von hier. Sprich!«
»N-naipal!«
schluchzte der Mann. »Naipal, Eure Exzellenz.«
»Gut«,
sagte Karim Singh beruhigend. Doch er zog den Säbel nicht zurück. »Das war doch
ganz leicht, nicht wahr? Und nun möchte ich wissen, warum. Warum will er diese
Truhen?«
»Das
weiß ich nicht, Eure Exzellenz.« Tränen rannen jetzt über Amaurs Wangen, und
das Schluchzen schüttelte ihn. »Bei Asura, bei Katar, ich würde es Euch sagen,
wenn ich es wüßte, aber ich weiß nichts! Wir sollten auf das Schiff warten,
alle an Bord töten und die Truhen nach Ayodhya bringen. Vielleicht wußte Sabah
mehr, aber er ist tot. Ich schwöre es, Eure Exzellenz, ich spreche die
Wahrheit! Ich schwöre es!«
»Ich
glaube dir.« Karim Singh seufzte. »Es ist zu bedauerlich.« Und er drückte auf
den Säbel.
Amaurs
versuchter Schrei wurde zu einem blubbernden Gurgeln, als der Stahl durch seine
Kehle glitt. Karim Singh beobachtete ihn, als könnte er sich nicht satt sehen
an den Qualen des Sterbenden. Plötzlich ließ der Wazam den Säbel los, und er
blieb aufrecht stehen – durch Mann und Teppich in den Erdboden gebohrt.
»Wachen!«
rief Karim Singh. Conan senkte den Dolch, mit dem er gerade den Schlitz
vergrößern wollte. »Wachen!«
Zehn
Vendhyaner kamen in das abgetrennte Zeltgemach gerannt. Als sie erkannten, was
sie hier erwartete, steckten sie die blanken Klingen in die Scheiden zurück.
»Was
ist mit den anderen Spionen?« erkundigte sich der
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