Conan-Saga 28 - Conan der Glorreiche
leises
Schaben von Leder, weiches Klicken von Metall, kaum vernehmbare schleichende
Schritte. Schatten verschoben sich, wo keine sein durften.
»Hordo!«
brüllte Conan und zog das Breitschwert. »Auf, wenn ihr nicht in den Decken
sterben wollt!« Noch ehe er seine Warnung beendet hatte, sprangen die
Schmuggler auf, die Klingen bereits in der Hand. Und schon griffen Vendhyaner
an, sowohl zu Fuß als auch beritten.
Zu
versuchen, zu seinen Gefährten zu gelangen, wäre Wahnsinn, das war dem
Cimmerier klar. Sie kämpften nicht, um eine Stellung zu halten, sondern um zu
entkommen, und jeder würde versuchen, die Umzingelung zu durchbrechen. Aber er
hatte auch keine Zeit, lange daran zu denken. Ehe er das letzte Wort brüllte,
hatte er bereits einen Gegner getötet und kreuzte Klingen mit dem zweiten.
Beim
Zurückreißen seiner Klinge aus der zweiten Leiche köpfte er fast einen dritten
Vendhyaner. Gleichzeitig suchte er der Übermacht zu entgehen. Ohne auf das
Gebrüll und das Klirren der Waffen um sich herum zu achten, kämpfte er sich
einen Weg fort vom Zelt des Khitaners. Ein Berittener im turbanbedeckten Helm
tauchte vor ihm auf: zwar hatte er die Lanze verloren, dafür aber den Tulwar
zum Hieb geschwungen. Das siegesgewisse Grinsen des Vendhyaners schwand, als
Conan sich hinter ihm auf das Pferd schwang. Da er in dieser Nähe seinen
Krummsäbel nicht benutzen konnte, versuchte der Reiter, mit dem Tulwargriff
nach Conan zu schlagen, während das Pferd erregt im Kreis tänzelte. Auch der
Cimmerier konnte mit dem Breitschwert nichts ausrichten, so legte er den Arm um
den Vendhyaner, doch sein Dolch fand schnell einen Weg zwischen den
Metallschuppen des Harnisches hindurch. Der Reiter schrie, als er aus dem
Sattel stürzte. Conan kletterte von hinten in den Sattel, packte die Zügel und
drückte dem Tier die Fersen in die Flanken.
Der
als Kavalleriepferd ausgebildete Hengst begann zu galoppieren, und Conan lenkte
ihn zwischen den Zelten hindurch. Durch den Lärm aus dem Schlaf gerissene
Kaufleute und ihre Diener sprangen hastig aus seinem Weg. Doch ein Mann, ein
Karawanenwächter, wich nicht aus. Er ließ sich auf ein Knie fallen und streckte
die Lanze nach oben. Das Pferd schrie, als die lange Klinge in seine Brust
drang. Conan flog über den Kopf des zusammensackenden Tieres, und sein Atem
fiel aus, als er schwer auf dem harten Boden aufschlug, aber er bemühte sich,
hochzukommen. Der Wächter hob den Tulwar und glaubte, den Mann, der sich auf
die Knie kämpfte, mit Leichtigkeit töten zu können. Mit letzter Kraft, wie ihm
schien, stieß der Cimmerier dem Angreifer das Schwert in die Brust. Die Wucht
des andern trieb ihn weiter; er fiel auf Conan und warf ihn um. Atemringend
schob der Cimmerier den toten Wächter von sich, befreite seine Klinge und
taumelte in die Dunkelheit. Sich mühsam auf den Beinen haltend, lehnte er sich
gegen ein Zelt.
Von
allen Seiten brüllten die Kaufleute.
»Was
ist passiert?«
»Werden
wir angegriffen?«
»Banditen!«
»Meine
Ware!«
Vendhyanische
Soldaten stießen die Kaufleute zur Seite und schlugen mit den Lanzenschäften
nach ihnen, um sich einen Weg zu bahnen. »Kehrt in eure Zelte zurück!« brüllten
sie. »Wir suchen Spione! Kehrt in eure Zelte zurück, dann geschieht euch
nichts! Jeder, der im Freien herumläuft wird verhaftet!«
Spione!
dachte Conan höhnisch. Er hatte seinen Kampf gefunden, doch ein wenig seines
vorherigen Grimms war geblieben und wurde nun wieder stärker. Noch vor
Augenblicken hatte er an nichts anderes gedacht, als aus dem Lager zu
verschwinden. Nun beabsichtigte er, zuvor den Mann zu besuchen, für den alle
Ausländer Spione waren.
Wie
ein jagender Leopard schlich der riesenhafte Cimmerier von Schatten zu Schatten
und schien mit der Dunkelheit zu verschmelzen. Es fiel ihm nicht schwer,
neugierigen Blicken zu entgehen, denn außer Soldaten trieb sich niemand
zwischen den Zelten herum, und sie meldeten sich schon aus der Weite an mit
ihrem knarrenden Harnisch, dem Klicken von Rüstungen und ihren Flüchen darüber,
daß sie während ihrer Schlafenszeit Spione suchen mußten. Lautlos verbarg Conan
sich tiefer in den Schatten, wenn die Vendhyaner näher kamen, und schaute ihnen
beim Vorüberreiten grinsend nach. Sie bemerkten ihn nicht, selbst wenn er sich
nur eine Armlänge entfernt befand.
Licht
im Innern ließ die Wände von Karim Singhs Zelt erglühen, und zwei Feuer
brannten hellodernd vor dem überdachten Eingang. Im Vergleich zu
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