Conan-Saga 28 - Conan der Glorreiche
mochten.
Die
düstere Stimmung, die von diesen Ruinen ausging, schien die anderen offenbar zu
belasten, doch weder Conan noch Kang Hou ließen sich von ihr beeinflussen,
zumindest nicht sichtlich. Conan hatte nicht die Absicht, in der wenigen Zeit,
die ihm noch blieb, sich von irgend etwas ablenken zu lassen. Er schlich durch
das schwindende Licht und bemühte sich, mit angestrengten Augen die Schatten
und Grüntöne vor ihnen zu durchdringen. Und da war auch etwas zu sehen:
Lichter, Hunderte von verteilten Lichtern, die flimmerten wie gigantische
Glühwürmchen.
Vom
Boden aus konnte Conan jedoch wenig erkennen, aber in der Nähe hingen dicke
Lianen von einem Balkon herab, der vielleicht einmal zu einem Palast gehört
haben mochte. Er steckte sein Schwert in die Scheide, rückte die
seidenumwickelte Zauberwaffe etwas nach hinten und kletterte an den Lianen
hoch. Die anderen folgten ihm nicht weniger geschickt als die Äffchen in den
Bäumen.
Geduckt
hinter einer grün überwucherten Steinbalustrade studierte Conan die Lichter. Es
waren Fackeln auf Stangen, die im Boden steckten und einen großen Kreis
bildeten. Um jede stand ein Trupp abgesessener Kavalleristen, die Hände
sichtlich nervös um die Säbelgriffe, während sie in den Wall von Pflanzen rings
um den Kreis spähten. Eigenartigerweise flatterten keine Insekten im
Lichtschein.
»Ihre
Salbe ist besser als Eure, Khitaner«, murmelte Enam und zerdrückte eine
Stechfliege. Niemand sonst sprach.
Es
bestand kein Zweifel, was die Soldaten bewachten. Der Fackelkreis umgab ein
Bauwerk, das fester und besser erhalten war als alle, die Conan bisher in der
Ruinenstadt gesehen hatte. Säulengetragene Terrassen und große Kuppeln blickten
weit über die höchsten Bäume des Waldes hinaus, während andere Baumriesen
wiederum aus diesen Terrassen herauswuchsen und so das gewaltige Bauwerk zu
einem kleinen Berg machten.
»Wenn
sie dort drinnen sind«, sagte Hordo leise, »wie, in Atars neun Höllen, sollen wir
sie da finden? Der Bau hat bestimmt zweihundert Meter Korridore und mehr Räume,
als man zählen kann!«
»Die
beiden Frauen sind dort«, sagte Kang Hou. »Und ich fürchte, wir müssen sie
finden, nicht nur um ihres Lebens willen.«
Conan
betrachtete den Kaufmann eindringlich. »Was wißt Ihr, das ich nicht weiß?«
»Wissen
gar nichts«, entgegnete Kang Hou, »aber befürchten viel.« Er schwang sich über
die Balustrade und kletterte an den Lianen wieder hinunter. Conan blieb nichts
anderes übrig, als ihm zu folgen.
Unten
angekommen, übernahm der Cimmerier wieder die Führung. Die beiden Frauen waren
bestimmt bei Kandar, und Kandar gewiß bei Karim Singh und Naipal. In dem
riesigen Bau, hatte Kang Hou gesagt, und obwohl er es bestritt, war Conan
sicher, daß der Kaufmann etwas wußte. Sollte er!
Geistern
gleich huschten die Schmuggler durch die vendhyanischen Linien. Sie hatten
keine Mühe, den paar Soldaten auszuweichen, die zwischen den Gruppen um die
Fackeln Patrouille ritten. Büsche und Ranken wuchsen aus Spalten zwischen den
Marmorblöcken der breiten Freitreppe des alten Bauwerks und hoben die
Bodenfliesen des Portikus an ihrem Kopfende. Die hohen bronzenen Türflügel
standen weit offen, und die Ranken, die sich um sie geschlungen hatten,
verrieten, daß sie seit Jahrhunderten nicht mehr von der Stelle bewegt worden
waren. Mit stichbereitem Schwert trat Conan ein.
Er
hörte das laute Einatmen der anderen, als sie ihm folgten, aber er kannte den
Grund ihres Staunens und drehte sich nicht nach ihnen um. Er hatte nur Augen
für den Weg, den er nehmen mußte. Vom Portal aus führte ein breiter Gang, auf
dessen Fliesenboden kieselgroße abgebröckelte Steine herumlagen, zwischen
mächtigen, mit goldenen Ornamenten in Blattform verzierten Säulen zu einer
riesigen Halle mit einer sechzig bis siebzig Meter hohen Kuppeldecke. In der
Mitte dieses gewaltigen Raums stand eine Marmorstatue. Sie stellte einen Mann
dar, reichte bis zur halben Kuppelhöhe und war von der Zeit völlig unberührt.
Conans Haut prickelte, als er die Rüstung bemerkte. Obwohl aus Stein gehauen,
war zu erkennen, daß das Original aus metallverstärktem Leder war. Statt des
Spitzhelms mit Nasenschutz saß eine glänzende Krone auf dem schweren Haupt.
»Kann
das Gold sein?« keuchte Shamil, der sie betrachtete.
»Konzentriere
deine Gedanken auf die Sache«, warnte Hordo, »oder du wirst nicht lange genug
leben, um dich mit Gold befassen zu können!« Seine Augen glitzerten jedoch,
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