Conan-Saga 28 - Conan der Glorreiche
es.«
»Möglich«,
warf Conan ruhig ein. »Aber ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, daß keine
der beiden Frauen dort wäre, wo sie jetzt ist, hätte ich anders gehandelt. Das
bedeutet, daß es meine Pflicht ist, sie in Sicherheit zu bringen. Ich werde
keinen von euch bitten mitzukommen. Außer den tausend Soldaten ist da auch noch
ein Zauberer, mit dem zu rechnen ist.«
»Was
redest du da?« brummte Hordo, und Enam fügte hinzu: »Die Bruderschaft der Küste
läßt keinen der ihren im Stich. Prytanis verstand das nie, ich aber sehr wohl.«
»Er
hat Chin Kou«, rief Hasan finster. »Erwartest du, daß ich hier herumsitze,
während er Mitra weiß was mit ihr anstellt?« Er schien bereit zu sein, gegen
Conan zu kämpfen, falls das nötig war.
»Was
mich betrifft«, warf Kang Hou mit einem sichtlich belustigten Lächeln ein, »sie
ist natürlich nur meine Nichte.« Das Gesicht des jungen Turaners färbte sich
tiefrot. »Es geht um die Familienehre.«
Shamil
lachte etwas zittrig. »Ich bleibe doch nicht allein hier! Ich wollte Abenteuer
erleben, und niemand kann behaupten, dies sei keines.«
»Dann
laßt uns aufbrechen, ehe sie uns entkommen«, drängte Conan.
»Geduld!«
rief Kang Hou. »Der Ghelai-Wald beginnt fünfzehn Kilometer von hier, und
tausend Mann reiten viel langsamer als sechs es können. Wir wollen doch nicht,
daß etwas schiefgeht, nur weil wir nicht die nötigen Vorbereitungen getroffen
haben. Es gibt Stechfliegen in diesem Wald, aber ich kenne eine Salbe, die uns
vielleicht vor ihnen schützt.«
»Fliegen?«
brummte Hordo. »Stechfliegen? Zauberer genügen wohl nicht, eh, Cimmerier? Wenn
wir das hinter uns haben, wirst du mir für die Fliegen bezahlen!«
»Und
nach Gwandiakan zurückzukehren, wäre nicht klug«, warf Kuie Hsi ein. »Bald
schon mag es zum Aufruhr kommen. Keine zweitausend Meter diesseits des Waldes
soll eine Quelle liegen, ehemals ein Rastplatz für Karawanen, doch schon lange
aufgegeben. Dort werde ich mit Wegzehrung auf euch warten und mit Gewändern für
Chin Kou und Vyndra. Bis dahin müßte ich auch wissen, wie es in der Stadt
aussieht. Ich werde Karten für uns zeichnen.«
Conan
wußte, daß sie recht hatte. Wie oft während seiner Zeit als Einbrecher hatte er
den Kopf über andere geschüttelt, weil sie versäumten, sorgfältige Vorbereitungen
zu treffen und deshalb auch keinen Erfolg hatten. Doch nun knirschte er in
hilfloser Ungeduld mit den Zähnen über die geringste Verzögerung. Der Gedanke
an das Gift in ihm und die Ungewißheit, wieviel Zeit ihm noch verbleiben
mochte, drückten schwer auf ihn. Aber ehe er starb, würde er dafür sorgen, daß
Vyndra und Chin Kou freikamen – und Karim Singh sowie Naipal den Tod fanden.
Bei
Crom, das schwor er!
22.
Während
sie unter den hohen Bäumen des Ghelai-Waldes ritten, fragte sich Conan, ob Kang
Hous Salbe nicht schlimmer war als die Fliegen, die sie abhalten sollte. Sie
hatte zwar keinen Eigengeruch, aber sie verursachte bei ihm das Gefühl auf der
Haut, als watete er durch eine Senkgrube. Den Pferden schien es genausowenig
gefallen zu haben wie den Menschen, als man sie damit einrieb. Er schlug nach
einer einzigen Fliege, die sich selbst von dem Salbengestank nicht abhalten
ließ – der Stich fühlte sich an, als bohrte sich eine weißglühende Nadel in
seinen Arm –, und verzog das Gesicht bei dem Schwarm mit den glitzernden
Flügeln, der den kleinen Trupp begleitete. Vielleicht war die Salbe gar nicht
so schlimm.
Das
dichte Walddach spannte sich hoch über ihren Köpfen. Manche der Bäume waren
hundertfünfzig Fuß und höher. Die erst weit oben beginnenden Äste wuchsen
ineinander und ließen wenig Licht hindurch, und das bißchen, das auf den Boden
traf, wirkte grüngetönt. Ganze Scharen von langschwänzigen Affen schwangen sich
von Zweig zu Zweig, hundert Ströme braunen Pelzes, die in hundert Richtungen
wogten. Grellbunte Vögel, einige mit ungewöhnlichen Schnäbeln oder auch
besonders prächtigen Schwanzfedern, trillerten, zwitscherten und kreischten in
den Wipfeln, während andere in den unterschiedlichsten Farbtönen leuchtende
Streifen zurückzulassen schienen, wenn sie hin und her flogen.
»Auf
den zamorianischen Steppen gibt es solche Fliegen nicht«, brummte Hordo und
schlug danach. »Ich könnte jetzt dort sein, wenn ich auf meinen Verstand gehört
hätte. Auch auf den Steppen von Turan gibt es keine solchen Fliegen. Ich könnte
dort sein …«
»Wenn
du nicht sofort den Mund
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