Conan-Saga 28 - Conan der Glorreiche
herrschen hier
die Kshatriyas. Verzeiht mein unschickliches Drängen, aber Hordo erzählte uns,
daß Ihr vergangene Nacht zu Prinz Kandars Palast wolltet. Ihr konntet meine
Nichte nicht finden? Oder Lady Vyndra?«
»Ich
kam nicht soweit«, antwortete Conan grimmig. »Aber ich werde sie befreien, ehe
es mit mir zu Ende ist.«
Kang
Hous Miene blieb unverändert, und er sagte lediglich: »Hasan meint, die Tauben
müssen vom Feuer genommen werden. Er schlägt vor, sie zu essen, ehe sie kalt
werden.«
»Der
Mann muß ein Herz aus Stein haben«, murmelte Hordo, als die beiden anderen
Schmuggler dem Khitaner folgten.
»Für
einen Kaufmann ist er ein harter Bursche«, pflichtete Conan ihm bei. Er zog die
seidenumwickelte Waffe aus dem Gürtel und reichte sie dem Freund. »Was hältst
du davon?«
Hordo
holte laut Luft, als die verhüllenden Streifen abgenommen waren und er das
leuchtende silbrige Metall sah. »Hexerei! Sobald ich erfuhr, daß ein Zauberer
in die Geschichte verwickelt ist, hätte ich gleich mein Pferd wenden sollen!«
Er betrachtete die Waffe blinzelnd. »Was soll die seltsame Form? Ein Griff für
zwei Hände an einem Kurzschwert!«
»Oder
Dolch«, berichtigte Conan. »Jedenfalls war dieses Ding imstande, einen Menschen
– oder zumindest etwas von Menschengestalt – zu töten, gegen den mein Schwert
nichts ausrichtete.«
Der
Einäugige zuckte zusammen und wickelte hastig die Seide wieder über die Waffe.
»Ich will gar nichts davon wissen. Da, nimm sie wieder!« Er kaute an seiner
Unterlippe, während der Cimmerier die Waffe zurück unter den Schwertgürtel
schob. »Wir haben Ghurran nirgendwo gesehen. Wie hast du die Nacht ohne seinen
Trank überstanden?«
»Ich
habe das gräßliche Zeug nicht vermißt«, brummte Conan. »Komm, ich könnte ein
Dutzend Tauben verschlingen. Sehen wir zu, daß wir überhaupt noch welche
abbekommen!«
Hinter
dem großen Tempelraum befanden sich zwei geräumige Kammern, eine ohne Dach. In
ihr brannte das Grillfeuer. In der anderen waren die Pferde untergebracht. Enam
und Shamil kauerten am Feuer und verschlangen je eine Taube. Der Khitaner aß
bedächtiger, während Hasan, die Hände um die Knie verschränkt, an einer Wand
hockte und finster vor sich hinstarrte.
»Wo
ist Kuie Hsi?« erkundigte sich Conan.
»Sie
brach noch vor dem ersten Morgenlicht auf«, antwortete Hordo, bereits mit
vollem Mund kauend, »um zu sehen, was sie erkunden könnte.«
»Ich
bin zurück«, rief die Khitanerin von der Tür. »Und wieder habe ich viel und
wenig erfahren. Ich brauchte so lange zur Rückkehr, weil die Stimmung in der
Stadt noch bedrohlicher geworden ist. Aufgebrachte Menschenmassen streifen
durch die Straßen, und Gauner sowie Wüstlinge nutzen jede Gelegenheit. Als
schutzlose Frau wurde ich zweimal belästigt.«
»Ein
Glück, daß Ihr Euch zu helfen wißt«, lobte Conan sie. Er hätte gewettet, daß
jene, die sie belästigt hatten, es jetzt bitter bereuten, wenn sie überhaupt
noch lebten. »Was ist dieses viele und wenige, das Ihr erfahren habt?«
Kuie
Hsi, die auch jetzt ihre vendhyanische Gewandung trug, blickte zögernd auf Kang
Hou. Er wischte sich jedoch lediglich die Lippen mit einem weichen Tuch ab und
wartete. »Im Morgengrauen«, antwortete sie bedächtig, »kam Karim Singh in die
Stadt. Er befand sich in Begleitung des Zauberers Naipal und des Prinzen
Kandar. Sie zogen Soldaten von der Festung ab und erhöhten ihre eigene
Truppenstärke auf etwa tausend Lanzer. Mit ihnen verließen sie die Stadt in
westlicher Richtung. Ich hörte einen Soldaten sagen, daß sie zum Ghelai-Wald
ritten. Die Truhen, an denen ihr so interessiert seid, nahmen sie auf Maultieren
mit.«
Einen
Augenblick schwankte Conan, was er tun sollte. Möglicherweise entwischten ihm
Karim Singh und Naipal. Er hatte keine Ahnung, wieviel Zeit ihm noch blieb, ehe
das Gift ihm völlig die Kraft raubte. Aber es konnte nur eine einzige Entscheidung
für ihn geben. »Wenn sie so viele Soldaten mitnahmen«, sagte er, »können nur
wenige zur Bewachung von Vyndra und Chin Kou in Kandars Palast zurückgeblieben
sein.«
Kuie
Hsi senkte verlegen die Augen, und ihre Stimme wurde zum Wispern. »Zwei
verschleierte Frauen waren bei ihnen, unbekleidet in ihre Sättel gebunden. Eine
war Chin Kou, die andere die Vendhyanerin. Verzeih mir, Onkel, ich sah sie,
konnte jedoch nichts tun.«
»Was
gäbe es zu verzeihen«, sagte Kang Hou. »Du hast auf keine Weise versagt. Wenn
jemand etwas falsch machte, war ich allein
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