Conan-Saga 32 - Conan der Champion
entdecken. Offensichtlich schlief Totila auf blanker Erde und wickelte sich wie seine Krieger nur in seinen Umhang. Er führte durch sein Beispiel. Das mußte man im Auge behalten.
Aber in dieser Nacht war Totila nicht Conans Beute, sondern sein Zauberer Iilma. Conan setzte sich mit dem Rücken an einen Baum und schloß die Augen. Jeder unbefangene Beobachter hätte geglaubt, der Cimmerier schliefe. Doch weit gefehlt! Er sog alle Düfte ein und lauschte auf jedes Geräusch. Mit der Konzentration eines zamorischen Kundschafters registrierte er jede Einzelheit.
Geräusche gab es wenig, doch der Duft des Rauches lag schwer in der Luft, hauptsächlich von den Lagerfeuern, die nach Kiefern rochen. Doch bald mischte sich ein anderer Duft in den beißenden der Kiefern. Genau konnte Conan ihn nicht bestimmen, möglicherweise Kräuter und Rinde. Genau darauf hatte er gewartet.
Der Cimmerier erhob sich und folgte der Duftspur. Sie führte ihn oberhalb des Lagers in eine Talmulde. Jetzt hörte er auch seltsame Laute: Rasseln und Krächzen. Auf einem Abhang stand ein dichter Busch. Dorthin schlich er sich und nahm Deckung.
In der engen Mulde stand ein Zelt aus Rentierhäuten. Davor saß ein Mann, ebenfalls in Rentierfelle gekleidet. Ein Geweih dieser Tiere krönte den Kopfputz. Zu leisem Singsang bewegte er eine Kürbisrassel in verschlungenen Gesten über ein winziges Feuer, dessen Flammen in vielen unnatürlichen Farben spielten. Conan suchte nach dem Ursprung des Krächzens.
Einige Schritte neben dem Feuer hockten die Elstern. Er hatte sie schon früher hoch über Alcuinas Feste fliegen sehen. Damals hatten sie sich wie ganz normale Vögel benommen. Jetzt aber lief dem Cimmerier bei ihrem Anblick ein eiskalter Schauer über den Rücken. Sie krächzten und gaben noch andere Laute von sich, die unmöglich zu beschreiben waren, alles im Takt mit Iilmas Zaubergesängen. Rhythmisch nickten ihre Köpfe. Dann machten sie nach rechts und links Schritte, als führten sie einen rituellen Tanz auf. Alle Bewegungen geschahen absolut gleichzeitig, als würden die Vögel von einem Willen gelenkt.
Welchen Höllenzauber braute dieser Hyperboräer da zusammen? Wollte er mit seiner teuflischen Kunst Totila stärken oder Alcuina schwächen? Vielleicht trachtete er sogar ihm nach dem Leben. Conan war versucht, hinzulaufen und den Zauberer mittendrin niederzumachen. Doch Rerin hatte ihn vor dieser Torheit gewarnt. Iilma, hatte er gesagt, ist ein Magier, der mit den dunklen Mächten in Verbindung steht und mit Sicherheit Wachen zu seinem persönlichen Schutz aufstellt. Ein Zauberer wie er hat genug Mühe, sich vor den Dämonen zu schützen, die er einsetzt. Da will er sich nicht noch Sorgen machen müssen, daß irgendein sterblicher Mensch ihn angreift.
Conan hatte auch erfahren, daß Zauberer am verwundbarsten waren, wenn sie mitten in einer Zauberhandlung steckten, die ihre ganze Konzentration erforderte. Wie andere Menschen auch waren sie im Schlaf verwundbar. Verwundbar hieß aber nicht schutzlos. Conans Überlegungen wurden durch das Erscheinen eines schwachen Schemens über dem Feuer beendet. Was war das?
Während Iilma weitersang und die Vögel krächzten, verdichtete sich die Gestalt, blieb aber anscheinend schwerelos über den bunten Flammen schweben. Das Gesicht war nicht deutlich; aber er hatte langes blondes Haar. Beinahe wie Leovigild, dachte er. Spionierte der Zauberer dem Jüngling nach? Das konnte nicht sein, den der Phantomjüngling trug keine Verbände, sondern war im Jagdgewand.
Abrupt brach Iilma den Zaubergesang ab und machte eine entlassende Geste. Die Geistererscheinung verblaßte, ebenso wie die unnatürlichen Farben der Flammen. Als das Feuer wieder ganz normal brannte, sagte Iilma etwas zu den Vögeln. Conan verstand die Sprache nicht, hörte aber den Triumph heraus. Conan vermutete, daß der Magier einen Zauber ausprobiert hatte, den er später einsetzen wollte, und jetzt siegessicher war. Die Elstern nickten mit den Köpfen, als wollten sie zustimmen.
Conan erstarrte das Blut in den Adern, als einer der Vögel den Kopf drehte und ihn direkt anblickte. Die Augen glühten heller als die Glut. Sofort fixierten ihn auch der andere Vogel und Iilma, als könnten ihre Augen die Dunkelheit und den Busch durchdringen.
»Wer wagt es, mir bei meinen Zeremonien nachzuspionieren?« zischte der Zauberer wütend.
Ohne Zögern sprang Conan auf und trat hinaus. Mit gezücktem Schwert lief er auf den Zauberer zu, der
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