Conan-Saga 32 - Conan der Champion
dafür, daß Conan einige Krieger mitnehmen sollte«, erklärte Alcuina. »Für einen einzelnen Mann ist ein solches Abenteuer zu gefährlich.«
»Nein!« entgegnete der Cimmerier. »Wäre es ein Kampf gegen Männer, dann je mehr Krieger desto besser. Aber ich bin hinter zwei Vögeln und einem Zauberer her. Da ist eine zahlenmäßige Überlegenheit kein Vorteil. Außerdem muß es nachts geschehen, und keiner hier ist im Nachtkampf geschult.«
»Wir haben gegen die Toten nachts gekämpft«, hielt Siggeir dagegen. »Allerdings brauchten wir den Schein der Feuer, um unser Ziel zu erkennen. Welche Krieger kämpfen lieber nachts, wenn man den Freund vom Feind nicht unterscheiden kann und niemand die Taten der Tapferen sieht?«
»Pikten«, antwortete Conan und lächelte.
»Pikten?« fragte Leovigild. »Was ist das für ein Volk?«
»Ein Volk, das zu jeder Tages- und Nachtzeit liebend gern kämpft«, sagte Conan. »Und sie sind im Nachtkampf einzigartig. Es gibt noch andere, die im Dunkeln nicht schlecht sind – Afghulen, himelische Bergvölker, die Pygmäen im südlichen Kush –, aber die Pikten sind die besten. Ich habe gegen sie gekämpft und unter ihnen gelebt.«
»Trotzdem ist ein nächtlicher Kampf nichts für richtige Krieger«, erklärte Siggeir von oben herab.
»Wie dem auch sei«, sagte Alcuina. »Jemand muß es tun, und Conan allein ist dazu fähig. Außerdem verdient er als mein Champion diese Ehre.«
»Ich wünsche dir viel Erfolg, Conan«, sagte Leovigild. »Wenn einer Iilmas Helfer besiegen kann, dann du.«
Die Sichel des aufgehenden Mondes stieg gerade über die Berge im Osten, als Conan auf dem Wehrgang erschien. Die Wachen starrten verwundert auf seine bizarre Erscheinung. Der Cimmerier war ganz in schwarze Wolfsfelle gekleidet. Mit einer Mischung aus Wachs und Ruß hatte er Gesicht und Arme geschwärzt. Um die Metallschließen seines Schwertgurtes hatte er schwarzes Tuch gewickelt, um sie zu tarnen und jedes Geräusch zu verhindern. Ein ledernes Stirnband bändigte die rabenschwarze schulterlange Mähne.
»Es ist Zeit«, sagte er.
»Vater Ymir möge dich beschützen«, sagte Rerin, der mit Alcuina und einigen anderen ebenfalls heraufgestiegen war.
»Crom ist mein Gott!« erklärte Conan ernst. »Man sagt, er und Ymir verstünden sich nicht besonders. Ich verlasse mich im Kampf auf meinen Schwertarm.«
»Die Treiber berichten, daß Totila und seine Krieger nicht mehr weit seien«, sagte Alcuina mit ihrem Sinn für praktische Tatsachen. »Sie marschieren langsam, wie du vorhersagtest. Viel Glück, Cimmerier! Aber sei vorsichtig. Es ist lediglich ein Schlag gegen Iilma. Der richtige Kampf steht uns noch bevor. Da brauche ich dich.«
»Keine Angst, Alcuina«, sagte Conan. »Ich werde Euch nicht vorzeitig meiner Dienste berauben.« Dann sprang er auf die Palisade, zögerte kurz und schwang sich darüber. Er verschmähte das Seil, das von einem Pfosten herabhing. Da die Möglichkeit bestand, daß Totila doch einen Posten vorausgeschickt hatte, um das Tor zu überwachen, hatte Conan beschlossen, auf der gegenüberliegenden Seite über die Mauer zu gehen.
Leichtfüßig landete er, indem er den Aufprall in den Knien abfing. Das schwache Mondlicht verwandelte die schneebedeckte Ebene in ein silbern glänzendes Tuch. Er konnte in der Ferne kaum die großen Steine sehen.
Die Treiber hatten gemeldet, daß Totilas Heer durch die östlichen Berge komme. In diese Richtung trabte Conan los. Einen solchen Dauerlauf konnte er die ganze Nacht durchhalten. Nach wenigen Minuten war er im Wald. Er bewegte sich dort so sicher wie auf freiem Feld. Seine Augen sahen in der Dunkelheit so klar wie die einer Eule.
Nach vier Stunden ging der Atem des Cimmeriers noch immer nicht schneller. Er verlangsamte das Tempo, da Totila nicht mehr weit sein konnte. Ja, jetzt roch er Rauch. Der Geruch führte ihn zu den glimmenden Lagerfeuern.
Er zählte die Feuerstellen und kannte damit die ungefähre Stärke des Feindes. Die Truppe war größer, als er erwartet hatte. Totila war offensichtlich ein Mann mit Macht und Durchsetzungsvermögen, wenn er mitten im Winter so viele Männer mobilisieren konnte.
Conan blickte angestrengt zum Lager hinüber. Wo lagerten die Anführer? Wo waren Schwachstellen? Wie erwartet, gab es keine Wachtposten. Eine Räuberbande, wie Totilas Heer immer noch war, hätte solche Vorsichtsmaßnahmen für weibisch und feige gehalten. Conan umkreiste vorsichtig das Lager, konnte aber kein Zelt
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