Conan-Saga 33 - Conan der Herausforderer
Conan.
Jetzt grinste sie noch unverschämter.
»Mich nicht!« beharrte Conan.
»Natürlich nicht«, sagte sie, lächelte aber weiter.
Als sie zum Tor gingen, stand das Bild der halbnackten Elashi immer noch sehr lebendig in Conans Erinnerung. Er konnte dem anderen Conan, der jetzt auf dem nassen Boden schlief, wahrlich keinen Vorwurf machen. Es war ein wirklich hinreißender Anblick gewesen. Aber er wäre auf einen solchen Trick nie reingefallen. Natürlich nicht.
Neg entdeckte noch einen Trick, den ihm seine neue Macht ermöglichte. Er konnte, wenn er wollte, durch die Augen irgendeines Zombie ›sehen‹. Er mußte lediglich den mentalen Kontakt herstellen und konnte dann an zwei Stellen zugleich sein, an einer tatsächlich und an der anderen in einem traumähnlichen Zustand. Je nach Lust und Laune konnte er sich den ›wahren‹ Standort aussuchen. Darüber hinaus konnte er auch seinen Verstand in die Körper der Männer-ohne-Augen versetzen, was ungemein interessant war. Obgleich blind, waren ihre anderen Sinne so geschärft, daß die Blindheit kaum störte. Neg probierte die neue Methode bei einem lebenden Dorfbewohner aus, doch bei diesem funktionierte die Übertragung nicht. Na und? Kleinigkeit! Im Nu war der Bauer tot und die Übertragung möglich.
Bald schon würde seine Armee groß genug sein, alles hinwegzufegen. Er mußte sich nur für eine Richtung entscheiden. Sollte er nach Norden gehen, nach Corinthien, Nemedien oder Brythunien? Oder vielleicht nach Westen, Ophir und Aquilonia einnehmen, bis an das Seereich Zingara? Koth und Shem lagen im Süden, dahinter Stygien und Kush. Im Osten lagen Zamora und Turan ...
Ach, die Qual der Wahl! Eigentlich spielte es keine Rolle, welche Länder er zuerst eroberte. Am Schluß würden sie alle ihm gehören. Mit jeder Schlacht würde seine Armee wachsen. Jeder erschlagene Soldat würde sein Mann werden, auch jeder Zivilist. Je größer die Verteidigungsmacht, desto schneller würden seine Armeen wachsen. Eine unbesiegbare Armee von Toten, die nie Schlaf, Essen oder Ruhe benötigten, würde alles hinwegfegen – wie Wind das dürre Laub.
Sobald er dann die gesamte Welt regierte, konnte er alles tun. Alles! Er würde zehntausend Jahre regieren!
Der letzte lebendige Mann in einer Welt voller toter Sklaven.
Das Tor neben dem Baum führte in einen dunklen Gang. Conan ging mit gezücktem Schwert voraus, während Elashi sich an seinem Gürtel festhielt.
Nach kurzer Zeit sahen sie ein schwaches Licht.
Nach wenigen Schritten waren sie bei der blakenden Öllampe an der Wand eines ganz gewöhnlichen Steinkorridors. Sie kamen zu einem Portal. Conan fühlte die Kälte, die ihm beim Eintritt ins Schloß des Nekromanten entgegenschlug. Als er sich umdrehte, war das Portal verschwunden. Er sah nur die leere Mauer.
»Sind wir da?« fragte Elashi.
»Sieht so aus.«
»Und jetzt?«
»Jetzt suchen wir Neg und töten ihn.«
Fünf Zombies gingen durch die Zwischenlande. Fünf, die Männer-ohne-Augen gewesen waren. Der sechste ruhte – wenn auch etwas ungemütlich – in den Eingeweiden einer Kreatur von der Größe eines irdischen Wales. Dies Ungeheuer hatte sich zur Straße hochgebohrt, auf der die sechs dahinmarschierten, und hatte den Zombie mit einem Biß verschlungen. Ob das Fleisch eines Wiederbelebten der Kreatur nicht bekam, ließ sich nicht feststellen, da das Ungeheuer wortlos in der Erde versank, als sei diese Wasser. Den kleinen Imbiß nahm es mit in die Tiefe.
Die fünf zogen ohne ihren Kameraden weiter.
Elashi und Conan wußten nicht, daß Tuanne denselben Weg in Negs Schloß genommen hatte, jedoch ehe die Conanfälschung Posten am Tor bezogen hatte. Auch die fünf Zombies marschierten unbeirrt auf dieses Tor zu.
Am Riesenbaum trafen sie auf den falschen Conan.
»Ich bin einmal ausgetrickst worden«, erklärte er. »Ein zweites Mal passiert mir das nicht mehr. Macht, daß ihr fortkommt!«
Die Zombie-Priester hatten aber keineswegs diese Absicht. Sie schritten weiter auf das Tor zu.
Welcher Gott oder Halbgott auch Conan vervielfältigt hatte, was auch immer die Gründe dafür gewesen waren – das Produkt war hervorragend gelungen. Im Imitat-Cimmerier loderte die Wut wie in einem Vulkan. Er stürzte sich auf die fünf Priester, ließ sein Schwert durch die Luft wirbeln. Hin und her, nach oben, nach unten – und so blitzschnell, daß überall tote Fleischbrocken durch die Luft flogen. Hände, Arme, Füße, Ohren, ein Kopf – alles, was das
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