Conan-Saga 34 - Conan der Marodeur
Beispiel fürstlichen Humors.
Conan hob die Schultern. »Mir gleich!« Er nahm sich eine schlanke Lanze aus Vendhya. Sie war etwa sieben Fuß lang und aus hartem Eschenholz gefertigt. An einem Ende war eine zehn Zoll lange rasiermesserscharfe Klinge. Am anderen Ende war eine kindsfaustgroße Stahlkugel. Conan kannte sich mit Speeren seit frühester Kindheit aus; trotzdem mochte er sie nicht. Im engen Zelt könnte er sie nicht optimal einsetzen.
Der nächste Gegner wurde hereingeführt. Es war ein hagerer, finster dreinblickender Turanier.
»Wähl deine Waffen!« verlangte Bartatua. Der Mann holte sich einen langen Degen und einen metallenen Rundschild mit vier Buckeln, ungefähr zwanzig Zoll im Durchmesser.
»Anfangen!« befahl Bartatua.
Der Turanier beugte sich vor und hielt den Schild weit vom Körper entfernt, um gegen die Lanze geschützt zu sein. Hätte Conan ein Schwert gehabt, hätte der Mann den Kopf mit dem Schild zu schützen gesucht. Doch für die Lanze bot der Rumpf das Hauptziel. Das wußte der Turanier.
Conan zielte auf die Kehle. Seine Bewegung war unerwartet und geschickt, doch der Gegner fing den Stoß mit dem Schildrand ab und schlug fast gleichzeitig auf Conans Schenkel. Der Cimmerier mußte schnell zurückspringen. Er fluchte über die schreckliche Enge, in der er kämpfen mußte. Normalerweise war der Speer eine tödliche und vielseitige Waffe. Gegen eine Abteilung erfahrener Speerträger konnte Kavallerie meist nicht viel ausrichten.
Conans Lage war noch mißlicher, weil der Turanier eine Stoß- und eine Verteidigungswaffe besaß. Jetzt schlug er wieder gegen Conans Beine und schützte sich gleichzeitig mit dem Schild.
Conan mußte zurückweichen. Aber so einfach war er nicht zu überlisten. Er packte den Speer und schwang ihn hoch, um dem Gegner die Füße an den Boden zu nageln. Als dieser mit dem Schild die Beine schützte, wollte Conan ihm mit der Stahlkugel des anderen Endes die Schläfe zerschmettern. Gerade noch rechtzeitig riß der Turanier den Schild hoch, um den tödlichen Schlag abzufangen.
Jetzt bewegten sich beide Männer mit größter Vorsicht. Sie hatten einander erprobt und herausgefunden, daß der Gegner nicht zu verachten war. Conan wollte nicht nur überleben, sondern auch Bartatua gehörig beeindrucken. Bei diesem Publikum durfte der Kampf nicht zu lange dauern. Männer aus Vanir oder Kothier oder Aquilonier, selbst erfahrene Kämpen, wären dem Wettkampf zweier Experten mit so unterschiedlichen Waffen begeistert gefolgt. Fasziniert hätten sie beobachtet, wie die Gegner einander ausloteten, langsam auf eine Entscheidung hinarbeiten – bis hin zum Tod. Aber dieser Haufen berittener Bogenschützen würde sich schnell langweilen. Und das konnte sich Conan nicht leisten.
Der Cimmerier mußte eine völlig neue Taktik anwenden. Bisher hatte der Gegner den Vorteil, sowohl eine Verteidigungs- wie auch Angriffswaffe zu besitzen. Conan hatte einen glänzenden Einfall. Als der Turanier mit dem Schildrand zustieß, sprang der Cimmerier zurück, als hätte ihn der Angriff überrascht. Dann nahm er seine Lanze quer in den Mund und biß sie mitten durch.
»Er ergibt sich!« rief einer empört. »Er zerstört seine Waffe. Den Kerl sofort umbringen!«
Doch Conan war keineswegs nach Aufgeben zumute. Jetzt hielt er in der Linken die Hälfte der Lanze mit der Klinge und in der Rechten den Teil mit der Stahlkugel. Das war zwar kein richtiger Streitkolben; reichte aber aus, einem ungepanzerten Mann den Schädel zu spalten. Mit atemberaubender Schnelligkeit sprang der Cimmerier vor und stach unter den Schildrand. Sobald sich der Schild senkte, zielte er mit der Kugel auf den Kopf des Turaniers. Doch dann mußte er noch einen Hieb abwehren. Sein Gegner verlor jedoch die Nerven.
Er wußte, daß er schnell gewinnen mußte. Die Hyrkanier hielten die Partie wohl für ausgeglichen, da beide über zwei Waffen verfügten. Doch der gewiefte Turanier verfiel diesem Irrtum nicht. In Conan stand ihm ein Krieger gegenüber, der tödlicher war als alle, gegen die er je gekämpft hatte. Seine einzige Hoffnung lag in einem schnellen Degenstreich.
Mit markerschütterndem Schrei stürzte der Turanier vor. Der Schild schützte den Leib, mit der anderen Hand versuchte er, dem Cimmerier den Schädel zu spalten. Er würde dabei einen Speerstich in den Oberschenkel riskieren; doch an so etwas war ein Krieger gewohnt.
Doch statt dessen ließ Conan sich zu Boden fallen und rollte dahin. Der Turanier konnte
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