Conan-Saga 34 - Conan der Marodeur
folgten sie dem Mann zu ihrem neuen Quartier.
Sechs
S ECHS
Am nächsten Morgen stand Conan auf und schaute sich in dem Zelt um, das er mit Rustuf und Fawd teilte. Es war ein Kuppelzelt über einem Gitterwerk. Obwohl es nirgends Seile oder Pflöcke gab, konnte das Zelt selbst dem stärksten Sturm standhalten. Der Cimmerier schob die Eingangsklappe beiseite und trat hinaus. Eine Gruppe Soldaten legte soeben Waffen und Rüstungen vor dem Zelt nieder und band drei Pferde fest.
»Die sind für dich und deine Kameraden«, teilte ihm ein Diener mit. »Du hast neun, deine Männer je fünf Pferde. Wenn du sie besichtigen willst, werde ich dich hinführen.«
Conan untersuchte die drei Pferde und wählte das stärkste für sich. Die Sättel bestanden alle aus dicken Polstern, ohne Sattelknauf oder Hinterzwiesel. Breite Lederschlaufen dienten als Steigbügel. Conan paßte keine der Rüstungen. Er beabsichtigte, Boria um seine alte Rüstung und seinen Helm zu bitten. Das vendhyanische Schwert, das er am Vorabend benutzt hatte, war auch bei den Waffen. Er legte es zusammen mit einem breiten Dolch an. Außerdem gab es noch die Filzmützen mit Ohrenklappen, welche die Nomaden immer trugen. Die verschmähte er jedoch. Dafür begeisterten ihn kniehohe weiche Stiefel, die vorn spitz nach oben ausliefen. Dazu legte er noch eine lose Tunika mit bauschigen Ärmeln an.
Man hatte ihnen sogar einige Schmuckstücke gebracht. Der Cimmerier wählte zwei dicke Armreifen aus bernsteinfarbener Silber-Gold-Legierung, die als kämpfende Adler gearbeitet waren. Conan war zufrieden, daß er jetzt wie ein richtiger Offizier und nicht mehr wie ein zerlumpter Gefangener aussah. Er wandte sich den Bogen zu. Für jeden gab es zwei, in reich bestickten Schutzhüllen. Er nahm einen Bogen heraus und untersuchte ihn.
Ungespannt war der Bogen beinahe ein kompletter Kreis. Der Form nach glich er Bogen, die Conan kannte. Die Bogenschützen in Koth, Turan und Shem benutzten solche Modelle. Doch dieser war nur halb so dick und wirkte bei weitem stärker. Es juckte ihn in den Fingern, den Bogen auszuprobieren. Doch zuvor mußte er sich um Wichtigeres kümmern. Er sah noch ein Seil, ähnlich dem, mit dem man ihn gefangen hatte, und nahm es mit. Dies war auch eine Waffe, deren Geheimnisse er erlernen wollte.
Dann ging er zurück zum Zelteingang. »Aufstehen, ihr faulen Säcke! Auf uns wartet Arbeit!«
Gähnend und kratzend tauchten seine beiden Kameraden auf. Rustufs Augen wurden riesengroß. »Dein Aussehen hat sich gewaltig verbessert, seit ich dich zum letzten Mal sah.«
»Los, zieht euch an und bewaffnet euch! Ich will mein neues Kommando besichtigen.«
»Du redest schon wie ein richtiger Offizier«, maulte Rustuf und zog sich Stiefel an. Dann nahm er eine Jacke aus Iranistan, zwischen deren dicke Wattelagen kleine Metallplättchen eingenäht waren. Der Kragen ragte über die Ohren hinaus und schützte so den Nacken. Auch Fawd fand eine passende Rüstung und Kleidung. Dann sattelten die drei Männer ihre Pferde.
»Ein herrliches Gefühl, wieder ein Krieger zu sein«, meinte Rustuf, zufrieden mit sich und der Welt.
»Glaubt ja nicht, daß es ein Kinderspiel wird!« warnte Conan. »Diese Hyrkanier halten sich für die Herren der Erde und werden nicht begeistert sein, unter dem Kommando eines Fremden zu dienen. Ihr werdet euch jeden Tag aufs neue beweisen müssen.«
»Das dürfte nicht schwierig sein«, erwiderte Rustuf. »Schließlich sind die Kozaki die wahren Herren der Erde, und diese Tatsache werde ich diesen Halbwilden schon klarmachen.«
Sie folgten dem Diener an den Rand des großen Lagers. Hier saßen einige Männer ums Lagerfeuer herum und unterhielten sich, wobei sie auch das Trinken nicht vergaßen. Keiner blickte auf, als die drei anhielten.
»Dies ist deine Fünfziger-Abteilung, Herr«, erklärte der Diener.
»Noch nicht; aber bald!« sagte der Cimmerier leise. Er stieg ab und trat unter die Hyrkanier. Seine Stimme hallte wie der Schlag eines Felsens, von einem Katapult gegen ein Stadttor geschleudert. »Auf die Beine, wenn euer Kommandant erscheint!«
Neugierig schauten die Männer auf. Einer erhob sich langsam und blieb vor Conan stehen. »Warum sollten wir uns von einem Fremden führen lassen?«
»Aus zwei Gründen«, erklärte Conan. »Erstens, weil ich der stärkste, klügste und beste Krieger von euch bin. Zweitens – und das ist noch wichtiger –, weil der große Kagan es so befohlen hat. Ich bin ein vernünftiger
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