Conan-Saga 34 - Conan der Marodeur
und Garnisonen nicht mehr sicher sind, fliehen sie. Und wohin?«
»Direkt nach Sogaria!« rief der jüngere Anführer.
»Genau, mein Freund!« sagte Bartatua und nickte wohlwollend. »Wie die Schafe werden wir sie hineintreiben. Sie werden die Stadt überschwemmen, bis sie wie ein praller Weinschlauch aus den Nähten zu platzen droht. Die Flüchtlinge werden die Vorräte aufessen, sich breitmachen und so Unwillen unter den Bewohnern der Stadt säen. Jeder neue Flüchtlingshaufen macht es für uns leichter.«
»Bald sehen die Städter ein, daß sie so viele hungrige Mäuler nicht stopfen können, und knallen ihnen die Tore vor der Nase zu«, sagte der Ältere.
»Mit denen draußen werden wir im Handumdrehen fertig«, erklärte Bartatua. »Vielleicht zwingen wir auch einige zu Schanzarbeiten. Wenn wir nun die meisten in die Stadt gejagt haben, fangen wir mit der eigentlichen Belagerung an. Dann sind unsere Horden wieder vereinigt und haben die Stadt umzingelt. Inzwischen sind auch die Sklaven zu Fuß eingetroffen.«
»Das ist ein überaus scharfsinniger Plan«, meinte der ältere Kagan. »Auf meine Horde kannst du für dieses Unternehmen zählen.« Auch der Jüngere stimmte begeistert zu.
Bartatua war zutiefst befriedigt. Seine Pläne gingen über die Eroberung einer einzigen Stadt weit hinaus; aber er wollte diese einfachen Anführer nicht verwirren. Er benötigte nur eine Saison als einziger Führer der vereinigten Stämme, um seine Position als Oberanführer, als Ushi-Kagan, zu festigen. Waren die Krieger erst einmal auf den Geschmack gekommen, würden sie ihn auffordern, sie weiterhin auf Beutezüge zu führen. In der Zwischenzeit wollte er mehr durch Taten schaffen als durch Worte.
Sein Ehrgeiz reichte viel weiter als der dieser Nomadenführer. Als Junge hatte er gierig den Erzählungen von Durchreisenden über ferne Länder und große Städte gelauscht. Er hatte mit seiner Horde probeweise Überfälle an den Grenzen dieser Länder durchgeführt und herausgefunden, wie verweichlicht, wie langsam und schlecht organisiert diese zivilisierten Heere waren. Als Endziel schwebte ihm vor, sie alle zu erobern und ihren Besitz für sich zu beanspruchen. Als erstes Khitai, dann das reiche Vendhya, Turan und die strahlenden Königreiche im Westen. Schließlich noch das Zauberreich Stygien und die Länder südlich davon, wo die Menschen angeblich schwarz waren und die Elefanten wesentlich größer waren als die in Vendhya.
Bartatua war zuversichtlich, daß nichts und niemand seine Horden aufhalten konnte, sobald sie einmal unter seinem Befehl vereinigt wären. Mit seiner angeborenen Intelligenz und kraft seiner Persönlichkeit hatte er schon viel im Leben erreicht. Jetzt hatte er noch den Rat seiner schönen und absolut skrupellosen Konkubine Lakhme zur Seite. Ein Großteil der Pläne zur Belagerung Sogarias stammte von ihr, ebenso die Idee, auf den Karawanenstraßen zwischen Ost und West eine Festung zu haben, mit deren Hilfe er den Handel und sämtliche Informationen kontrollieren konnte. Dadurch würde er die Königreiche an beiden Enden der Karawanenstraße entweder einlullen oder in panischen Schrecken versetzen können.
Doch nun genug der Träume! Jetzt mußte er sich wieder seinen Gästen widmen und die Kagans fest an sich binden.
»Ich kann euch heute abend eine köstliche Zerstreuung bieten«, verkündete Bartatua. »Ich habe die widerspenstigsten Gefangenen und Sklaven ausgewählt, damit sie zu unserem Vergnügen gegeneinander kämpfen. Dabei könnt ihr auch gleich sehen, wie unsere Feinde kämpfen.«
Großer Jubel folgte dieser Ankündigung. Sklaven brachten Truhen mit allen denkbaren Waffen ins Zelt. Die Tänzerinnen verabschiedeten sich unter einem Schauer von Goldmünzen. Die Teppiche wurden aufgerollt. Es herrschte schweigende Erwartung.
»Bringt das erste Paar!« befahl Bartatua.
Zwei Männer wurden an Ketten hereingeführt. Der eine war der widerliche Koloß, mit dem Conan zuvor geredet hatte. »Den kenne ich«, sagte Bartatua. »Er war der Sieger im letzten Kampf. Aber dich habe ich noch nicht gesehen. Wer bist du, Sklave?«
»Ich bin Conan aus Cimmerien und ein Krieger, kein Sklave.« Conan verschränkte die Arme über der breiten Brust und schaute finster drein. Er hatte sich gewaschen und rasiert. Jetzt war seine Haut eingeölt und glänzte im Schein der Fackeln.
»Ach, wirklich? Du trägst aber meinen Halsring. Damit bist du mein Sklave.«
»Nein!« widersprach Conan trotzig. »Dadurch
Weitere Kostenlose Bücher