Conan-Saga 40 - Conan der Held
sie stehen und lächelte ihn zum ersten Mal verführerisch an. »Wir sind beide wieder schmutzig – diesmal besudelt durch das Blut von Schurken.« Sie löste ihr Gewand am Hals und ließ es von den weißen Schultern ins Wasser gleiten, das fast ihre Schenkel bedeckte. »Sollten wir es nicht abwaschen?« Sie streckte ihm beide Arme entgegen. »Komm, Held, laß dich von mir reinigen.«
»Was sagst du da, Eunuch? Hauptmann Omar ist tot?« General Abolhassan lief aufgeregt in seinem Gemach auf und ab. Der schwarze Umhang und der Turban warfen unheimliche Schatten auf die scharlachroten Vorhänge. »Es ist kaum vorstellbar, daß dieser Duellant aus Leidenschaft von einem Wilden aus dem Dschungel bezwungen wird! Das hatte ich eigentlich nicht erwartet.« Er schüttelte den Kopf, wobei die Juwelen an seinem Turban im Lampenlicht aufblitzten. »Der Tod des Hauptmanns kommt mir zwar ungelegen; aber was soll's! Sorge dafür, daß er durch einen vertrauenswürdigen Mann aus seinem Regiment ersetzt wird.« Dann blieb der General stehen und starrte den Eunuchen an. »Und was ist mit dem Barbaren? Verwundet?«
»Nein, General.« Euranthus war offensichtlich nicht wohl in seiner Haut, daß er schlechte Nachrichten überbringen mußte. »Laut Meldung meiner Spione wurde er zuletzt in einem öffentlichen Brunnen gesehen, wo er es mit dieser Irilya trieb.«
Abolhassans Gesicht lief dunkelrot an. Er stampfte los, so daß die Sporen seiner Stiefel klirrten. »Verstehe«, murmelte er schließlich. Dann lächelte er gezwungen und hinterhältig. »Vielleicht ist es günstig, wenn sich meine Feinde zusammenrotten. Dann kann ich sie leichter beobachten lassen. Aber sobald das Weib allein ist, will ich, daß sie sofort festgenommen wird. Verstanden?«
»Ja, General.« Der junge oberste Eunuch stand nicht direkt stramm, denn seine Hände öffneten und schlossen sich krampfhaft auf dem Rücken. »Und der Barbar ...«
»Sorg du nur dafür, daß er morgen an der Zeremonie teilnimmt! Ich werde schon einen neuen Plan ausarbeiten.« Danach diktierte Abolhassan seinem Minister so energisch wie ein Feldherr am Vorabend seiner größten Schlacht:
»Morgen, wenn, unser König seinen albernen Traum wahr macht und diesen Barbaren zum Helden erklärt, stehe ich neben beiden, um den Goldorden zu überreichen. Eigentlich hatte ich diese Dienstleistung für weit unter meiner Würde gehalten; aber jetzt kommt sie mir sehr gelegen: Es wird ganz einfach sein, Yildiz zu töten, Conan des Königsmordes zu bezichtigen und auch gleich zu erdolchen! Niemand wird etwas merken oder wagen, etwas zu sagen. Und für alle Fälle habe ich dafür gesorgt, daß in der ersten Reihe der Festgäste hauptsächlich unsere Freunde sind.« Wieder blieb er vor dem Eunuchen stehen. »Nun, Euranthus, was meinst du?«
Der junge Eunuch stand wie erstarrt da und bemühte sich, die Ungeheuerlichkeit der Tat zu begreifen. »Ein tollkühner Plan, edler Abolhassan! Fürwahr, einfach glänzend!«
Der General lächelte selbstzufrieden und stolz. »Ja, ja, Eunuch, und fehlerfrei! Auf diese Weise brauchen wir keine Unruhen oder Aufstände der Bürger, keine Ultimaten, keinerlei erniedrigende Abhängigkeit vom Pöbel! Dies ist mein absolut narrensicherer Weg zum Thron! Jetzt müssen wir nur noch die Einzelheiten ausarbeiten ...«
K APITEL 19
Der Lohn der Tapferkeit
In den Stunden vor Tagesanbruch wurde der Hof der Protokolle aufs neue umgewandelt. Scharen von fleißigen Sklaven und Eunuchen – da letztere immer bemüht waren, dem Allerherrlichsten König jeden Wunsch zu erfüllen – entfernten Speisereste und erschöpfte Gäste vom Boden. Dann wurden die Mosaikplatten gewaschen und poliert. An die kunstvoll geschnitzten Spannen der Gewölbe hängten sie bunte Banner und Fahnen. Seidenkissen wurden zusätzlich auf den Diwanen verteilt, damit die Hohen und Mächtigen Aghrapurs auch weich saßen. Zum Schluß öffnete man noch alle Spitzbogenfenster in den hohen Wänden unter der großen Kuppel des Saales, damit die goldenen Sonnenstrahlen den geladenen Gästen die Pracht zeigen konnten.
Diese Herrschaften trafen den ganzen Vormittag über ein. Viele wirkten ängstlich und verunsichert, was ganz im Gegensatz zu den aufwendigen Vorbereitungen stand, die man ihretwegen getroffen hatte. Manche wirkten auch noch ziemlich mitgenommen von den Ausschweifungen der vergangenen Nacht. Andere schauten mißtrauisch drein, als hegten sie Zweifel, ob es richtig gewesen war zu kommen.
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