Conan-Saga 40 - Conan der Held
Augen. »Mein König, diese Anschuldigungen sind derartig schwerwiegend, daß ich sie nicht in einem einzigen Verhör überprüfen kann. Ich gebe Euch mein heiliges Wort, daß ich der Sache auf den Grund gehen werde und – falls sie der Wahrheit entsprechen sollten – sofort alles Notwendige veranlassen werde. Ich danke Euch für das Vertrauen, mit dem Ihr mir Eure Sorgen mitteiltet. Ich wünsche Euch jetzt einen schönen Tag und bitte, mich zurückziehen zu dürfen.« Mit großen Schritten eilte er dem Ausgang zu. Dabei trat er so entschlossen auf, daß die silbrige Oberfläche des Quecksilberteiches sich kräuselte.
Yildiz rief dem General noch nach: »Dir auch einen schönen Tag, General! Ach ja, halt mich über das Geschick dieses jungen Barbaren auf dem laufenden, dieses Conans! Er scheint von der Art zu sein, die man eines Tages an höherer Stelle einsetzen kann.«
Der General nahm in derselben Nacht noch an einer weiteren wichtigen Besprechung teil, allerdings in weit weniger prächtiger Umgebung. Man traf sich in einem kleinen Gemach, das irgendwo im Palast versteckt war, und weder Fenster noch Säulen oder Wandteppiche aufwies. Diese Kargheit verhinderte, daß sich irgendwo jemand verstecken und lauschen konnte. Nur eine einzige Tür führte hinein. Sie war mit schweren Riegeln versehen. Die Wände waren dunkelblau. In der Mitte stand ein niedriger Tisch, Sitzkissen lagen davor, eine Öllampe brannte. Trotzdem sprachen die versammelten Männer anfangs so leise, als wäre der Raum die Ohrmuschel des Königs. Der königliche Hof in Aghrapur war ein wahrer Quell übelster Gerüchte.
Die überragende Gestalt dieser Runde war – wenn auch nicht nach Rang, so doch nach Körperfülle und Glanz – der Eunuch Dashibt Bey. Er saß am Kopfende des rechteckigen Tisches und beanspruchte zwei Sitzkissen. Das goldene Lampenlicht ließ die zahllosen Gemmen und Edelsteine auf seiner Kleidung aufblitzen. Der Glanz des seidenen Turbans, der Schärpe und der juwelenbesetzten Weste überstrahlte beinahe das kümmerliche Licht der Öllampe. Obwohl er ein ausgiebiges Mahl vorgezogen hätte, begnügte sich der Eunuch damit, aus einem goldenen Körbchen, das er mitgebracht hatte, ab und zu eine Frucht zu nehmen, die er während General Abolhassans Schimpfkanonaden verzehrte. Der General sprach leise.
»Dieser geile Gnom! Feist, herausgeputzt und ordinär! Liegt da auf seinem Lotterbett und läßt sich von seinen fetten Huren abschlecken, während ich ihm Bericht erstatte! Ich – sein fähigster General! Zurückgestuft auf den Status eines kleinen Handtuchhalters! Und dann hat er noch versucht, aus seinem Stall abgelegter Freudenmädchen mir eine aufzudrängen. Nur gut, daß sein Niedergang unmittelbar bevorsteht! Am liebsten hätte ich ihn in dem Quecksilberteich ertränkt, auf dem sein Lustlager schwimmt.«
Dashibt Bey bewegte sich. Glanzlichter tanzten über die dunklen Wände. »Manchmal versucht Yildiz Bittsteller in Wut zu versetzen, um sie zu Unvorsichtigkeiten zu verleiten. Bei mir hatte er mit dieser Taktik nie Erfolg, da ich von fleischlichen Genüssen nicht verlockt werden kann.« Der Eunuch rülpste diskret und warf einen Pflaumenkern hinter sich. »Aber, sag mir, General, in welchem Ton verlief das Gespräch? Kommt er mit seinem Verdacht irgendwo der Wahrheit nahe?«
Abolhassan strich sich über das Kinn, zwirbelte den schwarzen Schnurrbart und schüttelte den Kopf. »Nein, glaube ich nicht! Er brachte nur eine Unterstellung vor, welche mich im ersten Moment etwas aus dem Gleichgewicht warf. Er behauptete, daß ich auch oft mehrere Dinge gleichzeitig täte. Aber im großen und ganzen bin ich der Auffassung, daß er überhaupt keine Ahnung hat und nur daherredet, um die eigene Stimme zu hören. Einige Höflinge haben sich bei ihm eingeschmeichelt, indem sie ihm als Gerüchte zutrugen, was jeder sehen kann. Er versucht nun, mich damit zu beeindrucken, daß er mir diese Vorwürfe entgegenschleudert. Er plusterte sich auf wie ein Gockel, um den Eindruck zu erwecken, daß er die Zügel fest in der Hand halte. Dabei weiß doch jeder, daß dies in Wahrheit keineswegs so ist.«
»Ja, ja, General«, mischte sich eine krächzende Stimme ein, »der große Tarim weiß, daß die Klagen, welche der Verhaßte äußert, auch von den verweichlichten Adligen bei Hof vorgetragen werden – von denen, welche die Macht des Reiches aufteilen und den wahren Glauben verwässern wollen.« Die Worte kamen vom Hohepriester
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