Conan-Saga 40 - Conan der Held
Gedanke aufgekommen, daß du hierhergeschickt wurdest, um die Feinde des Königs zu töten, nicht deine turanischen Kameraden?«
Unter dem mit Palmblättern gedeckten Vordach der Offiziersbaracke lief Jefar Scharif erregt auf und ab. Plötzlich blieb er stehen und blickte Conan wütend an, der in der Sonne im Hof stand. Hinter dem jungen Scharif stand Conans direkter Vorgesetzter, Hauptmann Murad, regungslos im Eingang.
Scharif lief wieder hin und her. »Und alles wegen einer Streiterei um eine Frau, um eine dieser billigen Venji-Flittchen! Vor drei Tagen! Du hattest Glück, daß ich nicht da war, als der Kampf stattfand. Und dank deinem Geburtsstern, daß du Unteroffizier bist und daher nicht ausgepeitscht werden kannst.« Die goldenen Sporen eines Offiziers durch Erbrecht kratzten über den harten Boden. Der Scharif schlug mit den Reithandschuhen gegen die Kavalleriehosen. Dann verzog er höhnisch den Mund mit dem dünnen Schnurrbart darüber. »Ich habe immer schon gesagt, fremde Soldaten sollten nicht die Möglichkeit haben, bei einer turanischen Abteilung einen höheren Dienstgrad zu erwerben, da sie sich schlecht benehmen, wie diese Schlägerei beweist. Ein beschämender Zwischenfall!« Dann baute er sich vor Conan auf. »Nun, Kerl, hast du irgend etwas zu deiner Verteidigung vorzubringen?«
Conan stand in der brütend heißen Sonne und bemühte sich, die Mordlust, die in ihm loderte, in höfliche Worte zu fassen. Als man ihn zur Standpauke abgeholt hatte, war er nicht entwaffnet worden. Jetzt standen die beiden Untergebenen Jefars an der Ecke der Hütte. Sie waren zu weit entfernt, um eingreifen zu können, falls er die Sache zu persönlich nahm. Aber er war Offizier! Das mußte er sich vor Augen halten.
Der Cimmerier, mit dem Jatagan an der Seite, erkannte, daß dieser Lackaffe Scharif sich gar nicht bewußt war, in welche Gefahr ihn seine beleidigenden Worte brachten. Conan zwang sich, die Augen zu senken, in denen die Wut loderte. »Ich habe das Schw... den Unteroffizier aus Notwehr getötet, Scharif.« Es gelang ihm, einigermaßen ruhig zu sprechen. Sogar die korrekte Anrede am Schluß fehlte nicht. Allerdings hätte der Cimmerier sich am liebsten übergeben.
»Ach ja? Nun, wenigstens bist du geständig und reuig, wie ich sehe.« Jefar blieb stehen und blickte selbstgefällig von Conan zu dem älteren Murad hin. »Aber verrat mir eines: Hat es deinem schwachen barbarischen Bewußtsein je gedämmert, daß ...«
»Unteroffizier, wie alt bist du?« Der Hauptmann trat aus dem Schatten hervor, um Conan zu helfen – oder vielleicht dem heißspornigen Offizier. Das wettergegerbte Gesicht Murads mit dem Bart unter dem graugrünen Turban ließ keinerlei Gefühl erkennen. »Und woher kommst du?«
Conan unterdrückte seine Wut und zwang sich zur Ruhe. »Neunzehn Winter, nach meiner Zählung, und ich bin Cimmerier.«
»Neunzehn, ein grüner Junge!« rief Jefar Scharif, der höchstens ein oder zwei Jahre länger auf dieser Erde weilte.
»Und schon Unteroffizier«, fuhr Murad fort. »Sehr ungewöhnlich! Wie ich sehe, hast du das Duell nur mit einer leichten Blessur überstanden.« Er blickte auf Conans verletzte Hand, welche mit den langen Blättern einer Heilpflanze sorgfältig verbunden war. »Wodurch hast du dich noch in der turanischen Armee ausgezeichnet, Unteroffizier?«
Conan blickte den Fragenden mit seinen blauen Augen offen an und antwortete vorsichtig, aber ehrlich: »Ich war der letzte Überlebende der Schlacht bei Yaralet, Hauptmann. Ich sah, wie der aufrührerische Satrap Munthassem Khan durch seinen eigenen Zauber vernichtet und die Stadt wieder unter turanische Herrschaft gebracht werden konnte.«
»Davon habe ich gehört.« Murad strich sich den grauen Bart. »Yaralet – eine blutige Angelegenheit. Auf beiden Seiten fielen Tausende, wenn ich nicht irre.«
»Das mag schon sein, mein lieber Hauptmann«, mischte sich Jefar Scharif ein und gebot seinem älteren Untergebenen mit einer Handbewegung Schweigen. »Aber wenn dieser Bursche aus dem Norden wirklich der einzige Überlebende ist, haben wir ja nur seinen Bericht über die Schlacht. Wenn ein Soldat alle seine Kameraden überlebt, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ist er ein außergewöhnlich kühner Kämpfer, oder er ist ein feiges ...«
»Wie dem auch sei!« unterbrach ihn Murad scharf und warf dem vor Wut kochenden Cimmerier einen warnenden Blick zu. »Er hat sich für den Dienst in Venjipur freiwillig gemeldet. Und bis zu diesem
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