Conan-Saga 40 - Conan der Held
Veranda. »Aber falls mir etwas zustoßen sollte, bitte ich euch, liebe Freunde, für Sariya zu sorgen. Sie hat keine Familie und kein anderes Heim als diese Hütte, wie sie mir erzählt hat.«
»Stimmt das, Mädchen?« fragte Juma besorgt. »Was ist mit deinem Stamm und deinem Clan?«
»Ich habe weder das eine noch das andere«, antwortete sie und setzte sich neben die Eingangstür. Sie zog die Knie an und schlang die Arme darum. »Soweit ich mich zurückerinnern kann, wurde ich in den Dschungellagern von Mojurnas Anhängern erzogen. Erst vor wenigen Monaten erfuhr ich zu meinem Entsetzen, daß ich als Opfer ausgewählt worden war.« Sie erzählte ihre Geschichte mit erstaunlicher Offenheit. »Da ich diesem Geschick aber entronnen bin, würden mich meine alten Lehrer und Mitschwestern nur verspotten oder beschimpfen.«
»Trotzdem finde ich es gut, daß du nicht geopfert wurdest«, sagte Conan. Er setzte sich und legte ihr die Hand mit dem Verband um die Taille.
»O ja, Conan! Es ist viel besser zu leben!« Sie schmiegte sich an ihn und küßte ihn auf die Wange. »Ich habe vom Leben so wenig gesehen. Ich möchte noch viel sehen, auch wenn ich nicht zu vielem nütze bin.« Plötzlich verstummte sie und blickte zum Feuer hinüber. Dann stand sie auf, verließ die Veranda und rührte in dem Kupferkessel und den Tontöpfen, die auf rauchlosen Kohlen standen.
»Ein feines Mädchen«, sagte Juma und blickte ihr liebevoll hinterher.
»Stimmt. Sie muß mich irgendwie verzaubert haben«, stimmte Conan leise und ernst zu. »Sie hat meinen Geldbeutel geleert, und es macht mir überhaupt nichts aus. Alle Gegenstände, die sie für die Hütte kauft, sind entweder nützlich oder hübsch. Sie macht einem das Leben so angenehm.«
»Ja, in der Tat! Dein Haus ist vom Himmel gesegnet. Das kann ich sehen«, erklärte Babrak und stand auf. »Aber jetzt entschuldigt mich bitte. Ich muß zurück zu meinem Dienst. Die Halbstundenglocke hatte schon vor längerer Zeit geläutet. Ich wage es nicht, zu spät zum Exerzieren zu kommen. Erhol dich inzwischen.« Lächelnd ging er davon. »Ich nehme an, du wirst deine Freude haben – oder zumindest deiner Frau vormachen, daß es so ist.« Nach diesen Worten winkte er Sariya zum Abschied zu und eilte zurück ins Fort.
Conan ergriff eine irdene Kanne mit Dattelwein, setzte sie an die Lippen und nahm einen kräftigen Zug. »Wir haben Glück, daß Babrak uns als Freunde gewählt hat«, sagte er und reichte Juma die Kanne. »Ich frage mich nur, warum.«
»Wer kann das schon sagen? Vielleicht weil wir seinen Glauben respektieren, obwohl wir uns nicht dazu bekennen. Er ist ein guter Mann.« Juma trank und gab Conan die Kanne zurück. »Zu gut für Venjipur.«
Als Sariya verkündigte, daß das Essen fertig sei, klang beiden Männern das Summen der Insekten sehr viel lauter als zuvor in den Ohren. Der Lehmboden der Veranda war auch nicht mehr ganz eben. Conan schwankte etwas, als er zum Feuer trat. Er verbrannte sich die Finger, als er einen heißen Kessel zwischen trockenen Palmblättern zurücktrug, ließ sich aber vor den anderen nichts anmerken. Ein Cimmerier zeigt keinen Schmerz! Sie stellten die Töpfe auf eine dicke Matte im vorderen Raum der Hütte. Als Sariya die Deckel hob, stiegen würzig riechende Rauchwolken wie die Wüstengeister im Osten des Landes auf.
»Ein köstliches Mahl!« rief Juma. »Sieht aus wie das Gericht, das ich als Kind in meiner Heimat Kush zu essen bekam.«
Conan hatte allerdings den Eindruck, daß der Krieger die Speisen etwas mißtrauisch beäugte. »Duftet erheblich besser als das gekochte Maultierfleisch und die Grütze, die wir im Fort bekommen.« Dann kniete er sich etwas unsicher auf die Matte. »Was setzt du uns da vor, Mädchen?«
»Das Fleisch ist marinierter Aal vom Dorfmarkt. Das dort sind überbackene Tsuduwurzeln und gekochte Sumpfdisteln.«
Sariya legte die Speisen mit einem Bambuslöffel auf frische Bananenblätter. »Und gefüllte gedämpfte Heuschrecken. Ganz frisch. Ich habe sie erst heute morgen gekauft.«
»Hmm ... ungewöhnlich.« Conan nahm ein tropfendes Blatt mit den Köstlichkeiten und legte es vor sich hin, um die Delikatessen erst einmal von fern zu betrachten. »Sind das alles Speisen aus Venjipur?«
»Ja, ein Teil der Fülle, welche uns Mutter Dschungel schenkt. Und sie sind sehr gut für dich. Das Aalfleisch verleiht dir die Stärke des Aals, und die Heuschrecken stärken deine« – sie wurde rot und senkte die Augen –
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