Conan-Saga 40 - Conan der Held
Schlafzimmer.
Ihr Schlafraum war von Blumen bedeckt. Sie waren in die Wände geflochten, hingen als dicke Gebinde von den Dachbalken, lagen als Strauß auf den Bodenmatten. Die Blüten wirkten fast durchsichtig im milden Licht des Bambusfensters. Ihr Duft hing schwer in der Luft und vermischte sich mit dem Geruch der regennassen Erde. Conan wußte, daß einige Blumen eine leicht betäubende Wirkung hatten, wie zum Beispiel die hängenden rosafarbenen Lotusblüten, mit denen die breite Hängematte geschmückt war. Ihre Wirkung verstärkte sich noch, als er Sariya zuschaute, wie sie sich aus dem blauen Sari wickelte. Ihr Körper leuchtete wie Bernstein in der Dämmerung und raubte ihm noch mehr die Sinne als alle Blumen ringsumher. Sie war wie eine anmutige schlanke Lilie.
Als er sie in die Arme schloß, blickte sie zu ihm auf. Sie hatte sich eine rosafarbene Lotusblüte in die schwarzen Flechten über dem linken Ohr gesteckt. Der schwere Duft der Blüte vermengte sich mit ihrem zarten Körperduft, als er sie liebkoste. Dann hob er sie mit starken Armen hoch und legte sie behutsam in die Hängematte. Das Schwingen dieses luftigen Lagers steigerte noch die schwindelerregende Leichtigkeit seiner Sinne, als sich beide leidenschaftlich vereinten.
Sariya gab sich voll allen Mühen und allen Freuden ihres neu erworbenen Lebens hin. Obgleich sie nicht weit herumgekommen war und ihre Jugend von der Welt abgeschieden verbracht hatte, fühlte sie, daß kein Mann ihr die Schönheit und Fülle des Lebens besser nahebringen konnte als Conan. Sie genoß jede gemeinsam verbrachte Minute und belohnte ihn mit all den Künsten, welche man ihr beigebracht hatte, um alles so schön wie möglich für ihn zu machen – solange dieses Glück andauern würde.
Natürlich gab es auch Gefahren. Aber Sariya vertraute Conan, mit den unmittelbaren, faßbaren Bedrohungen fertig zu werden. Sie wußte, daß er nachts – auch nach langer leidenschaftlicher Umarmung – nie tiefer schlief als ein Panther auf einem Ast im Dschungel. Oft hörte sie, wie er nach draußen ging, wenn seltsame Geräusche zu hören waren. Lautlos glitt er aus der Hängematte und übernatürlich unhörbar durchs Fenster.
Einmal sah sie nach seiner Rückkehr, wie er die glänzende Klinge des Dolches säuberte. Sie roch auch den Kupfergeschmack von Blut, als er zurück in die Hängematte kam. Sie fühlte, daß seine barbarische Zuneigung sie retten oder Mächte heraufbeschwören würde, welche zu überwältigend waren, als daß einer von ihnen beiden sie hätte beherrschen können. Wie auch immer – sie liebte Conan von ganzem Herzen.
K APITEL 6
Die Elefantenpatrouille
Nasse Zweige klatschten den Reitern ins Gesicht. Von den Blättern liefen die dicken Tropfen wie kleine Sturzbäche über Nacken und Schultern der Männer. Die Nässe juckte, als würden überall Insekten herumkrabbeln. Unter dem Brust- und Schulterpanzer konnte man sich auch nicht kratzen. Ansonsten spielte das Wasser keine besondere Rolle, da es in der schwülen Dschungelhitze weder Kühlung noch Wärme brachte.
Die Soldaten saßen im Schneidersitz auf dem Rücken der Elefanten. Wie ein lebendiges Meer schwankten die großen grauen Körper unter ihnen dahin. Von Zeit zu Zeit streckte ein Tier den langen Rüssel aus, um ein paar Blätter oder Zweige abzurupfen. Dabei schüttelte es einen Platzregen auf seine Passagiere herab.
»He, Treiber, mehr Platz oben!« Conan stieß den Elefantenführer Than wütend an. Der kleine Mann saß rittlings unten auf dem Nacken und spürte daher die nassen Zweige kaum. »Lenk das Biest weiter von den Bäumen weg, oder ich zieh dir eins über!«
Es war nicht sicher, ob der Führer Conans nördliche Wiedergabe der melodischen Venji-Sprache genau verstand. Wenn ja, dann reagierte er auf die kehligen Laute, indem er die kleinen Schultern hochzog und den Stock mit dem Bronzestachel schwenkte. Der Elefant schritt jedoch im selben Rhythmus wie zuvor weiter, und die Zweige klatschten dem Cimmerier weiterhin um die Ohren.
»Es besteht wenig Hoffnung auf Besserung, Unteroffizier«, sagte der Bogenschütze Kalak, der neben dem Cimmerier auf dem niedrigen Sitz hockte. Er sprach tiefes, hervorragend klingendes Turanisch. »Die Elefanten laufen unter den Bäumen hindurch, um sich abzukühlen und die unersättlichen Bäuche mit den Blättern zu füllen.« Er blickte seinen Vorgesetzten unter buschigen Brauen wissend an. »Die Treiber können sie nur selten auf einen
Weitere Kostenlose Bücher