Conan-Saga 41 - Conan der Unbezähmbare
eine flüssige eitrige Beule. Ein plötzlicher Knall – und dann erschien Tunk in blendendhellem Licht. Er war einer der niederen Diener Sets, aber doppelt so groß wie die Zyklopen und dreimal so schwer. An Händen und Füßen hatte er dolchscharfe schwarze Klauen. Sein Mund – und es bestand kein Zweifel, daß er ein männliches Exemplar war, wenn man Augen im Kopf hatte –, sein Mund verzog sich zu einem widerwärtigen Grinsen. Danach stieß er ein grauenvolles Gebrüll aus, wobei man die ebergleichen Stoßzähne sah. Sein Schrei klang so, wie wenn man Eisenplatten mit aller Kraft gegeneinander schlug.
Beim Anblick Tunks blieben die Würmer und Zyklopen jählings stehen.
»Los, töte alle!« befahl Rey. »Ich nenne dich bei deinem wahren Namen, Tunk, und verlange, daß du mir gehorchst.«
Tunk hatte natürlich keine Wahl. Außerdem schnaubte er bereits vor Wut, weil man ihn für diesen Auftrag von einer sehr interessanten Begegnung mit einer niedlichen Dämonin in der Gehenna weggeholt hatte. Auch ohne Befehl war er in Stimmung, alle umzubringen. Der Dämon sprang aus dem Pentagramm auf die vor Schreck starren Würmer und Zyklopen zu.
Wikkell holte tief Luft, als er das schreckliche Wesen, das vor dem Zauberer aufgetaucht war, plötzlich in seine Richtung springen sah. Auch die kleine Gestalt Conans dazwischen flößte ihm nicht die Zuversicht ein, daß er lange leben würde, sobald dieses Ding ihn packte. Panik stieg in ihm auf. Der Zyklop griff zum Gürtel und suchte nach einer Waffe, irgendeiner Waffe, mit der er sich verteidigen konnte.
Der Zyklop dachte natürlich, daß der Cimmerier ebenso verängstigt war wie er. Aber der Mann, welcher kaum ein Drittel so groß wie der Dämon war, zückte das Schwert.
Es war erstaunlich: Dieses Menschlein wagte es, sich mit einem Eisensplitter diesem anstürmenden Berserker entgegenzustellen! Das Schicksal des Tapferen war zwar besiegelt, aber dennoch konnte ihm der Zyklop seine Bewunderung nicht versagen, auch wenn er verblüfft war, daß jemand so töricht sein konnte, gegen diesen Feind siegen zu wollen.
Das Ungeheuer kam an die Basis der Aufschüttung, auf der Conan stand. Langsam stapfte er hinauf.
Sobald es den Cimmerier zermalmt hätte, wären Wikkell und Deek die nächsten Opfer.
Die schwarze Rauchwolke quoll über die Schwelle des inneren Raums und schob sich wie eine dicke Flüssigkeit über den Boden auf die drei Freunde zu.
Tull, Elashi und Lalo flohen in Richtung des Portals. Jetzt sahen sie den Zauberer draußen. Er dirigierte ein Höllenmonster gegen einen Haufen von Würmern, Zyklopen – und Conan!
Allerdings hatte er gegen den Dämon keine Chance. Das riesige Ungeheuer ließ den Cimmerier mit hocherhobenem Schwert auf dem Felsen wie einen Zwerg aussehen. Dann stieß es ein gräßliches Geheul aus und griff an.
Rey lächelte triumphierend. Den werdet ihr nie besiegen, ihr einfältigen Toren! dachte er, als Tunk auf Conan und seine Gefährten zuging.
Chuntha versuchte, ruhig zu bleiben; aber es gelang ihr nicht. Zu groß war die Aufregung und die Freude, daß der Dämon jetzt Conan und die Rebellen vernichten würde. Sie erwartete ein blutiges Schauspiel ... und ein äußerst amüsantes.
»T-tu etw-was!« schabte Deek aufgeregt.
Wikkell holte die Dose aus Grünstein mit dem hellen Staub heraus, welche sie dem Zauberer gestohlen hatten. Nein, das war nicht gut. Einen Augenblick! Vielleicht half es doch!
Wikkell wußte, daß er nur eine einzige Gelegenheit hatte und daß diese sehr gering war. Der Zeitpunkt mußte vollkommen richtig gewählt werden. Jeder Fehler war tödlich. Aber hatte er denn viele Möglichkeiten? Lieber eine kleine Möglichkeit als gar keine.
»Conan!« rief Wikkell. »Wenn ich wieder rufe, spring beiseite!«
»Was?« Der Cimmerier drehte sich nicht um, sondern ließ den Dämon nicht aus den Augen.
»Tu es einfach! Ich habe einen Plan.«
Conan kalkulierte seine Chancen. Er konnte diesem Ding, das auf ihn zukam, mit Sicherheit eine üble Wunde zufügen; aber er hatte wenig Hoffnung, daß er es töten könnte, ehe ihm diese Klauen an Händen oder Füßen die Eingeweide herausrissen. Wenn Wikkell einen Plan hatte, wollte er ihn nicht davon abhalten. Er konnte später immer noch mit hocherhobener Klinge sterben.
»Verstanden!« brüllte Conan. Dann ging er in die Hocke.
Rey sah begeistert, wie sein Dämon zum Angriff vorging. Noch ein Sprung, dann hatte er Conan, und der Barbar war erledigt.
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