Conan-Saga 45 - Conan der Grosse
den Augen lassen. »Ich habe am Hof von Khoraja alle möglichen Erkundigungen eingeholt, doch ohne Ergebnis. Lange habe ich nach meinem Vater gesucht, immer vergeblich. Doch jetzt ... endlich« – er stand auf, immer noch den Blick auf Conan geheftet –, »jetzt kann ich dich endlich töten.« Blitzschnell hatte er das Schwert aus der Scheide gerissen und holte zum tödlichen Streich gegen den Vater aus.
Keine Klinge wäre schnell genug gewesen, um diesen Schlag abzuwehren. Nur der panthergleiche Satz des Königs rettete ihn. Das Schwert sauste um Haaresbreite über seinen Scheitel dahin und grub sich ins verwitterte Holz der Kutsche. Armiro brauchte nur Sekundenbruchteile, um es herauszuziehen, doch diese winzige Zeitspanne reichte Conan, um sich aufzurichten und die eigene Klinge zu zücken. Im nächsten Moment waren beide Männer vom Wagen weggesprungen. Es begann ein mörderischer Tanz mit klirrenden und blitzenden Klingen.
Keiner der aquilonischen Krieger griff ein. Zum einen folgten sie damit dem Befehl ihres Monarchen, und zum anderen hatten alle volles Vertrauen in Conans Fähigkeiten. Zenobia sank erschöpft auf dem Wagen zusammen. Sie war über diesen Kampf entsetzt und stützte sich haltsuchend auf den Arm des alten Publius. Vateesa hatte gnädigerweise das Bewußtsein verloren, so daß sie nicht mit ansehen mußte, welchen Sturm ihre Worte entfacht hatten.
Die Amazone Amlunia bebte vor Aufregung. Sie feuerte die beiden Kämpen an und belohnte besonders gelungene Streiche mit lautstarkem Beifall. Offensichtlich zog sie den jungen Prinzen vor. Delvyn stellte das Gleichgewicht wieder her. Er zollte dem Herrn, dem er bisher zu dienen vorgegeben hatte, ebenfalls laut Beifall, wenn dieser einen Treffer landete.
Conan geriet bald in arge Bedrängnis. Beim letzten Kampf, in Yasmelas Schlafgemach, hatte der Prinz mit maßvollem Einsatz und kühler Berechnung gegen den Gegner ohne Rüstung gekämpft, bis Conans Kraft plötzlich aufgewallt war. Jetzt, als Armiro es mit einem Krieger in voller Rüstung zu tun hatte, machte ihn seine wilde ungestüme Art zu einer echten Bedrohung. Furchtlos hieb er auf den König ein. Einem Schlag auf den mit Gold verzierten Hauberg ließ er sofort einen Streich nach oben folgen, der Conans Lederriemen am Brustharnisch traf. Blitzschnell führte er noch einen dritten Hieb gegen die Hüfte des Aquiloniers aus, der den Hünen beinahe aus dem Gleichgewicht brachte. Dann wirbelte er herum und schlug Funken aus der Schulterepaulette des Königs. Sein Schwert landete kaum zwei Fingerbreit neben den pochenden Halsschlagadern. Nachdem Conan ein Dutzend ähnlicher Schläge pariert hatte, hielt er sich immer noch zurück. Er hortete seine Kraft und wartete auf eine sichere Gelegenheit, die jedoch nicht zu kommen schien.
Der Kampf war für ihn besonders schwierig, weil er Armiro nicht töten wollte. Für ihn bestand kein Zweifel mehr, daß dieser Heißsporn sein Sohn war. Ein Instinkt, der älter als Ehre und Königtum und tiefer als die Wurzeln seiner Jugend in Cimmerien war, sagte ihm, daß er sein Kind unmöglich töten konnte. Verwunden, ja. Bis zu einer Pattsituation weiterkämpfen, ja. Sollte er, aus Rücksicht auf das heilige Band zwischen ihnen, sein eigenes Leben anbieten? Leider hatte er das Gefühl, daß der Prinz auf dieses Angebot nur allzugern eingehen würde.
»Armiro, Sohn!« stieß er hervor und wich einem pfeifenden Hieb aus. »Es ist nicht nötig, daß wir weiterkämpfen. Ich schlage dir einen Waffenstillstand vor.«
»Verführer! Bastardzeuger!« schrie der Prinz und ging zum nächsten Angriff über. »Biete mir lieber deinen Bauch an, damit ich ...« Die nächsten Worte wurden vom Klirren seines Schwerts übertönt, als es gegen Conans Beinschiene traf, und dann von der Waffe des Aquiloniers weggeschlagen wurde. »Verräter! Du hast meine Mutter getötet! Töte jetzt auch mich!« fuhr er fast atemlos fort.
»Deine Anklage ist falsch!« Um sich verständlich zu machen, mußte der König zurückweichen. »Ich habe sie nicht getötet. Das schwöre ich dir. Wenn du das ebenfalls wahrheitsgemäß behaupten kannst, gibt es keinen Grund, warum wir weiterkämpfen sollten.«
»Keinen Grund?« Armiros Stimme wurde schrill. »Elender Deserteur! Ich bin dein Grund. Was ist mit deinem Verrat? Was mit deiner feigen Flucht?« Blindwütig hieb er auf Conan ein. »Warum hast du mich vaterlos und meine Mutter ohne Schutz gelassen? Wo warst du? «
Conan mußte seine gesamte Kraft
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