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Conan-Saga 45 - Conan der Grosse

Conan-Saga 45 - Conan der Grosse

Titel: Conan-Saga 45 - Conan der Grosse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Carpenter
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Zimmer.
    Dieser entlegene, namenlose Bergfried war ihre Bestrafung. Das wußte sie. Hier war sie noch weiter von der Liebe ihres Sohnes entfernt als in der Feste am See, obgleich sie ihn dort auch nicht oft gesehen hatte. Armiros Haltung Vateesa gegenüber war erschreckend kaltblütig gewesen. Ihn kümmerte die Verletzung nicht, da es sich nur um eine Dienerin handelte. Dabei war Vateesa wie eine zweite Mutter zu ihm gewesen und hatte ihn von Kindheit an betreut. Manchmal fragte Yasmela sich, ob sie nicht alles im Leben falsch gemacht hatte. Warum hatte sie ihren Sohn so hervorragend im Intrigenspiel der Macht unterrichtet, ihm jedoch törichterweise den legitimen Vater vorenthalten?
    Aber Armiro war ihr einziger Sohn! Sie konnte doch nichts anders tun, als ihn zu lieben und zu beschützen ... Es gab Geheimnisse, die zu gefährlich waren, als daß man sie hätte weitergeben können ...
    Es war verständlich, daß er gegen jeden ihrer Liebhaber tiefe Abneigung hegte, wenn man an die schlimmen Erfahrungen dachte, die er in der Kindheit am Hof von Khoraja hatte machen müssen. Sie seufzte. Gewiß dachte auch Conan, nachdem er herausgefunden hatte, in welcher Verbindung sie zu Armiro stand, daß ihr Leid allein ihre eigene Schuld sei. Deshalb hatte er sie auch bedenkenlos wieder verlassen. Jetzt waren die beiden Männer Todfeinde und würden es bleiben bis zu dem Tag, an dem einer den anderen töten oder gefangen nehmen würde ... die letzten beiden Männer auf der Welt, die ihr etwas bedeuteten!
    Ihre Augen waren trocken. Sie konnte keine Träne mehr weinen. Hilflos saß sie hier oben im entlegensten Teil Khorajas gefangen, bewacht von gefühllosen, mißlaunigen Soldaten, die nur Armiro gegenüber loyal waren, und konnte weder König noch Prinz, weder Nation noch Welt retten! Das Leben hatte alle ihre großen Pläne am Hof zum Stillstand gebracht. Nichts war ihr mehr geblieben, als zu versuchen, ihre Seele zu retten, indem sie die alte kranke Dienerin pflegte, soweit es in ihren Kräften stand.
    Yasmela war mit diesen trüben Gedanken in ihr Schlafgemach gegangen. Dort stand sie und überlegte, ob sie sich hinlegen sollte, um ein paar Stunden Schlaf zu finden, oder ob sie wach bleiben sollte und im schwachen Schein der Kerze weiter an der feinen Stickerei arbeiten sollte, mit der sie ein Hemd für die Dienerin verzierte. Da hörte sie vor dem Schlafgemach ein Geräusch. Es kam von der Wendeltreppe, die von der Halle und den Zimmern der Wachposten zu ihr heraufführte.
    Wahrscheinlich war es einer der Soldaten, der auf dem Wehrgang unter der Turmspitze zur Nachtwache ging. Das glaubte Yasmela solange, bis sie hörte, daß jemand sich an der schweren Eichentür zu schaffen machte. Sie war mit einem Drehriegel verschlossen, so daß man sie von außen nicht öffnen konnte. Ihr stockte der Atem: Der Riegel bewegte sich. Unmöglich! Doch! Der Riegel glitt langsam aus den Halterungen. Dann öffnete sich die Tür.
    Auf dem Treppenabsatz vor dem Schlafgemach stand eine dunkle Gestalt: Sehr groß, hager, in ein graues mantelartiges Gewand gehüllt, dessen Saum auf dem Boden schleifte und dessen weite Ärmel ihr unendlich lang vorkamen. Es war nur das dunkle Gewand sichtbar. Man hätte meinen können, es hing leer, wenn es nicht langsam auf sie zugeglitten wäre. Zielsicher steuerte es die Schwelle an und trat ein.
    »Wer bist du?« fragte Yasmela die Schattengestalt, die sich in dem weiten Gewand verbarg. Der Eindringling kam noch einen Schritt näher. »Geh fort! Ich habe mich bereits für die Nacht zurückgezogen und wünsche keine Besucher!« Da kam ihr plötzlich der Gedanke, es könnte Conan sein. Doch bei näherem Hinsehen erwies sich diese Hoffnung als trügerisch.
    Nein, das konnte nicht Conan sein. Diese Gestalt war klapperdürr. Es war auch nicht Armiro, der geliebte Sohn, da er kaum einen Kopf größer war als sie. Der Besucher war viel größer. Die Kapuze hatte beim Hereintreten beinahe den Türsturz gestreift. Dann kam ihr ein anderer Gedanke.
    »Bringst du mir eine Botschaft von meinem Sohn? Hat Armiro dich geschickt?« fragte sie. »Oder ein anderer, um mir mitzuteilen, daß mein Sohn verletzt ist ... oder tot?« Vor Aufregung und Angst hätte sie das furchtbare Wort fast nicht über die Lippen gebracht. »Nun sprich doch endlich! Nimm mir die Angst, ehe ich die Wachen rufe! Wenn das ein schlechter Scherz von euch Soldaten ist, werde ich dafür sorgen, daß du hart bestraft wirst!«
    »Nein ... nicht vom Tod.«

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