Conan-Saga 45 - Conan der Grosse
Nemedien ist eindeutig eine interne Angelegenheit. Die Gegenwart Aquiloniens dort kann als ein Schritt zur Bedrohung von Armiros Nordflanke in Ophir und Koth gesehen werden.« Mienenspiel und Sprache des Kanzlers waren jetzt so hochgestochen, als spräche er mit einem ausländischen Gesandten. »Heute habe ich durch einen Kurier vom König den Befehl erhalten, morgen mit der Corinthischen Botschaft die Verhandlungen aufzunehmen. Ziel dieser diplomatischen Bemühungen ist es, daß unsere Armee ungehindert durch ihr Territorium nach Süden marschieren kann, um in Koth anzugreifen. Ein derartiger Pakt wird Conan nutzen, ganz gleich, ob er die Absicht hat, Corinthias Neutralität zu respektieren oder nicht.«
»Ich verstehe.« Bei der Aussicht, daß sich der Krieg ausweiten könnte, wurde die Königin wieder sehr ernst. »Ich nehme an, Conan muß diesen Zwist mit Armiro irgendwie austragen.« Sie seufzte. »Eigentlich bin ich überrascht, daß die beiden so lange Ruhe gegeben haben.«
»Beide Männer sind fähige Feldherren«, erklärte Publius. »In ganz Hyborien kann allein die Armee Koths es mit der Aquiloniens aufnehmen. Sollte es jedoch zu einem offenen Krieg zwischen unseren Ländern kommen, bin ich ganz sicher, daß die Nachbarländer sofort angreifen und einrücken würden, um sich die Beute zu teilen – wie Armiro es in Ophir versucht hat. Beide, Euer Gatte und Armiro, sind sich darüber völlig im klaren. Sie halten sich zurück und warten auf die Gelegenheit für einen schnellen, entscheidenden Schlag, nach dem der Sieger relativ stark dasteht.«
»Ja, ich sehe es direkt vor mir«, sagte Zenobia. »Wie zwei wütende Löwen umkreisen sie sich, und eine Horde heulender Schakale wartet lechzend. Krieg ist eine scheußliche Sache – einfach entsetzlich!« Sie seufzte wieder und blickte zur Banketthalle hinüber, wo die Musiker gerade einen neuen Tanz anstimmten.
»Andererseits beschert der Krieg uns hier in Tarantien Reichtum und frohe Feste«, fuhr sie fort. »Für unsere jungen Nichtstuer verspricht er Ruhm, Beute und militärische Ehren. Der Krieg tötet unsere Söhne nicht, sondern macht sie zu unsterblichen Heroen. Auch wenn einige Bauernburschen fallen, so wird doch immer wieder der eine oder andere ein Junker oder reicher Landbesitzer in der Tybor Pforte. Deshalb sind die Bauern glücklich, wenn ein Sohn die Chance hat, zu derartigen Höhen aufzusteigen. Mein Gatte wird der größte aquilonische Held aller Zeiten genannt – wenn ich nur wüßte, daß es immer so bliebe! Bis jetzt waren die Kosten dieses Kriegs für unser Land gering, doch ich fürchte, daß wir irgendwann einmal die ganze Rechnung bezahlen müssen, und dann wird es Heulen und Zähneknirschen geben.«
»In anderen Ländern wird jetzt unser König keineswegs als Held oder Befreier angesehen«, meinte Publius. »Spione haben mir berichtet, daß die Lords von Brythunien und Corinthien ihre Leute warnen und auffordern, Befestigungsanlagen zu bauen oder zu verstärken, weil Conan der Zerstörer oder Conan die Heuschrecke kommt. Diese Nationen werden nicht so schlecht vorbereitet und so zerstritten sein wie die Nemedier. Doch genug jetzt! Da kommt noch ein mächtiger junger Herrscher!«
Publius begrüßte den jungen Conn, der auf die Terrasse herausgekommen war. Der Junge trug eine Blechschüssel als Helm und schwang ein Holzschwert in der Rechten. Stolz schritt er einer Armee voran, die aus einer noch jugendlichen Amme bestand. Die Arme machte ein furchtbar unglückliches Gesicht.
»Majestät«, sagte sie zu Zenobia und verneigte sich tief. »Ich versuche seit einer Stunde Prinz Conn ins Bett zu bringen, damit er die Traumwelt erobern kann, aber er besteht darauf, vorher Miladys Segen zu bekommen.«
»Komm her, mein süßer Liebling!« Zenobia streckte die Arme aus und drückte den jungen Krieger an die Brust. »Da hast du meinen Segen, mein Schatz – nun geh und erobere große Traumländer für mich!«
»Was für ein rührender Abschied, Majestät!« sagte eine feste, tiefe Stimme, als die Amme das Kind der Königin aus den Armen genommen und an die Hand genommen hatte. »Jetzt verstehe ich, warum der Vater des Jungen fremde Länder so großartig erobern kann.«
»Trocero, so eine Überraschung!« sagte Publius.
»Graf, guten Abend!« Zenobia setzte sich aufrecht hin und musterte den Adligen mit dem weiten Umhang und dem schimmernden Brustharnisch. Graf Trocero kniff Conn schnell ins Ohr, als die Amme mit dem Jungen an ihm
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