Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer
besaufen können, während er weiter nach Messantia marschierte. Sobald er in Lady Livias Palast Quartier bezogen hätte, könnte er denjenigen den Befehl schicken nachzukommen, die nüchtern genug waren, ihn auszuführen.
Bei diesem Plan gab es jedoch einen Haken: die Argosser. Conan hatte wenig Grund, ihnen zu trauen. Alle seine Instinkte wehrten sich dagegen. Mit Sicherheit würden sie feststellen, daß die Söldner eins oder mehrere ihrer feingesponnenen Gesetze gebrochen hätten. Dann wäre Conans Truppe wieder dort, wo sie gewesen wäre. Und zweifellos würde auch Lord Akimos wütend auf sie sein, weil sie seine großzügige Geste vermasselt hatten.
Die letzte Meile nach Messantia führte bergab, so daß selbst Männer mit Kopfschmerzen und ausgetrockneten Kehlen die Strecke in guter Zeit zurücklegen konnten. Conan ritt als letzter auf einem Gaul, der höchstens noch den Krähen zum Fraß hätte dienen können, während Talouf mit dem Maultier der Truppe die Vorhut bildete. Auf dem Maultier lagen zwei Männer quer, die keiner an diesem Morgen hatte auf die Beine stellen können.
Eine berittene Patrouille der Wächter kam ihnen entgegen, musterte den Haufen und Conans Geleitbrief mit Akimos' Siegel. Dann ließ man sie passieren. Ehe sie das Obstgartentor von Messantia erreichten, wurden sie noch zweimal kontrolliert. Am Torhaus hielten die Wachposten sie bis weit nach der Mittagsstunde auf.
»Diese grünen Jungs sollen alle die Syphilis kriegen«, murmelte Jarenz. »Was könnten sie gegen uns ausrichten, wenn wir zu den Klingen greifen?«
Conan hätte beinahe gelacht, denn einige der Wächter sahen alt genug aus, um Jarenz' Großvater zu sein.
Talouf zuckte mit den Schultern. »Ich habe allein an diesem Tor an die hundert Mann gezählt«, sagte der Shemite. »Ich wette, daß sie unter zwanzig Söldnern – von denen kaum einer gestern abend nüchtern war – ein ziemliches Blutbad anrichten könnten.«
Die mächtigen Mauern Messantias waren so eindrucksvoll, daß sie jeden Mann mit einem Schlag nüchtern machten. Sie waren so hoch wie fünf Männer und mindestens so dick wie drei. Hinzu kam noch der Schutzwall der Wächter. Selbst wenn die Straßen in der Stadt mit Gold gepflastert gewesen wären, hätte es sich jeder, der etwas Verstand hatte, zweimal überlegt, ob er versuchen könnte, in diese Mauern eine Bresche zu schlagen.
Endlich händigte man ihnen einen Paß aus, ein feineres Pergament als Conans Ernennungsurkunde zum Hauptmann in der turanischen Armee. Niemand erklärte ihnen den Weg zum Damaos-Palast, aber wie konnten sie sich in einer Stadt verirren, die nur halb so groß wie Aghrapur war?
Die Antwort lautete: nur allzuleicht. Dreimal schafften sie es, in die Irre zu laufen. Das letzte Mal kostete es sie das Maultier. Anscheinend waren sie in ein Viertel geraten, wo die Menschen zwischen Sonnenaufgang und Abend nur zu Fuß gehen durften.
»Meiner Meinung nach sollten wir diese verfluchte Stadt schnellstens verlassen«, sagte ein Söldner verdrossen, der gezwungen war, zu Fuß zu gehen, nachdem man das Maultier konfisziert hatte. »Auf den Straßen ist kein Mist, weil sie sich den hinter die Ohren schmieren.«
Conan war langsam geneigt, dem Mann zuzustimmen, als sie schließlich ein Tor in einer Mauer erreichten, die den meisten Städten in Ophir zur Zierde gereicht hätte. Zitronenbäume in voller Blüte erhoben sich über die vergoldeten Spitzen der Mauer. An einer silbernen Schnur hing eine große Glocke. Daneben ein Hammer. Conan schlug mit dem Hammer gegen die Glocke, bis ihre Klänge in den fernen Bergen widerzuhallen schienen.
»Wer da?« erklang eine Stimme hinter dem Tor.
»Hauptmann Conan begehrt mit seiner Abteilung Einlaß ins Haus Damaos auf Geheiß von Lord Akimos.«
»Sein Siegel.«
Das war ein Befehl. Conan zog es vor zu gehorchen und zeigte das Pergament mit dem eindrucksvollen blauen Wachssiegel vor. Gleich darauf öffnete sich das äußere Tor, dessen Bohlen mit Eisenbändern beschlagen waren. Dann gab der unsichtbare Torwächter Befehl, auch das innere Tor aus vergoldeter Bronze zu öffnen. Ein weißer Kiesweg führte pfeilgerade zu einem Haus aus weißem und blauem Marmor.
Haus? Eher ein Palast. Kein Aristokrat hätte ihn in Aghrapur als Herrensitz abgelehnt, selbst der königliche Palast Ophirs war kaum größer. Doch in keiner Stadt stand unter den Säulen eine Frau wie jene, welche Conan und seine Männer begrüßte.
Reich war Lady Livia, das stand außer
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