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Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer

Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer

Titel: Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Green
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Zweifel. Aber ein altes Weib? Vielleicht in vierzig Jahren, doch hielt Conan selbst das für unwahrscheinlich. Wenn die Götter ihr gewogen blieben, würde sie nie diese strahlenden meerblauen Augen verlieren, auch nicht die stolze Haltung. Immer würden sich alle Männer nach dieser wunderschönen Erscheinung umdrehen, für die, da sie noch jünger als der Cimmerier war, Männer sofort eine Stadt erobern und plündern würden.
    Ihr Haar hatte die Farbe reifen Weizens und wurde über dem feinen Oval des Gesichts von Kämmen gehalten, von denen jeder einzelne so wertvoll war, daß er als Lösegeld für einen Prinzen hätte dienen können. Das weiße Gewand aus khitaischer Seide bedeckte sie vom Hals bis zu den Knöcheln, trotzdem entgingen Conans scharfen Augen nicht die Rundungen des Busens und der Hüften, wo der Stoff die Figur ganz eng umschloß.
    Sie streckte dem Cimmerier eine cremefarbene Hand mit langen, feinen Fingern entgegen. Am Handgelenk funkelte ein mit Rubinen besetzter goldener Armreif. Ihre Stimme klang wie reiner Bergquell.
    »Willkommen zum Dienst im Haus Damaos, Hauptmann Conan. Ich bin Lady Livia. Unser Haushofmeister Reza wird sich um deine Männer kümmern.«
    Jetzt erst bemerkte Conan den Schatten Livias, einen bereits ergrauten Mann, der beinahe so groß war wie er selbst. Der Mann war unverkennbar Soldat gewesen. Er trug ebenfalls ein weißes Gewand, das aber aus feinem Leinen war und mit blauer Borte verziert. Obgleich sein Gürtel mit Muscheln verziert war, wirkte der lange iranistanische Krummdolch durchaus gefährlich.
    »Wir konnten noch nicht passende Quartiere für alle deine Männer vorbereiten«, sagte Reza. »Wir können zehn davon und dich jedoch unterbringen. Für den Rest werden wir gute Unterkünfte in einer Herberge unweit des Hafens besorgen.«
    Die Abteilung teilen – und was dann? Mißtrauen stieg in dem Cimmerier hoch. Er kreuzte die Arme über der Brust, um die Hände von den Griffen des Schwerts und des Dolches fernzuhalten, und verneigte sich.
    »Euer Wunsch ist mir Befehl, Mylady. Aber wir haben auf Feldzügen schlechter als Bettler gelebt. Wir lagern gern im Garten, wenn ihr uns Zelte gebt.«
    »Das täte ich gern«, sagte Livia. »Doch dann würde mich der Geist meines Vaters verfolgen, und die Gärtner würden sich ins Meer stürzen. Nein, gib uns etwas Zeit, dann können wir dir und deinen Männern bessere Quartiere als Zelte im Garten anbieten.«
    Livia wendete sich zur Seite. Conan wußte, daß er entlassen war und daß diese Frau ihre Entscheidung gefällt hatte. Ihm entging auch nicht, daß Reza ihn scharf beobachtete. Doch warf der Haushofmeister auch schnelle Blicke nach rechts und links. Unauffällig folgte er Rezas Blicken und entdeckte die Männer, die sich verborgen glaubten, doch jederzeit hervorstürzen konnten.
    Vielleicht war dieser Palast eine Falle. Die Straßen Messantias waren mit Sicherheit eine. Im Augenblick gab es für seine Truppe keinen klaren Fluchtweg.
    Doch würde der Cimmerier einen finden. Das schwor Conan in der Hoffnung, daß gnädige Götter ihn hörten. Aber im Grunde war es ihm gleichgültig, ob sie es taten oder nicht. Wenn nötig, würde er sich einen blutigen Weg mit dem Breitschwert freikämpfen und Livias Männer niedermachen. Das war für ihn eine Frage der Ehre.
    »Talouf«, fragte er leise, »gibt es einen Mann, dem du es zutrauen würdest, die Männer in der Herberge zu führen?«
    »Kirgesthes hat sich recht gut bewährt, doch brauche ich ihn eigentlich selbst und ...«
    »Nicht halb so dringend, wie ich dich brauche, wenn wir mit den Schlangen in ihren Nestern kämpfen.«
    »Schlangen?« Talouf grinste. »Das Weib sieht nicht wie eine Schlange aus, obgleich ich nichts dagegen hätte, ein bißchen mit ihr zu kämpfen.«
    »Die Sache hier ist kein Scherz«, wies ihn der Cimmerier zurecht und zauste Talouf leicht am Bart. »Vergiß das nicht und sag das auch allen, die es vielleicht vergessen.«
    »Jawohl, Hauptmann«, sagte Talouf keineswegs reumütig.
    »Gut. Kirgesthes wird in der Herberge führen, du und ich hier. Für den Rest der Männer soll das Los entscheiden.«
    Das war eine angemessene Lösung. Außerdem wußte Conan nicht im geringsten, welche Männer an welchem Platz am nützlichsten wären, bis er die Antworten auf einige Fragen hatte.
    Er schwor abermals, daß er diese Antworten haben würde, noch ehe die Sonne wieder unterging, oder er würde seine Truppe aus Messantien herausführen.
     
    Lady Livia

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