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Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer

Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer

Titel: Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Green
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Gitterstäbe des Tors so zusammen, als wären sie eine Kehle. Für gewöhnlich lag ihm der Gedanke fern, einer Frau ein Leid anzutun, aber eine Frau, deren Hinterlist einen Mann, der ihm den Treueeid geschworen hatte, das Leben gekostet hatte ... Er würde einen Weg finden, sie dafür teuer bezahlen zu lassen.
    Bei diesem Schwur wurde sein Gesicht noch grimmiger als vorher. Die Posten sprangen eilends beiseite, als der Cimmerier seine Männer durch das offene Tor über den mit Unkraut bewachsenen Weg zum Palast hinaufführte.
     
    »Lady Doris wird dich im Bernsteinzimmer empfangen«, sagte der Haushofmeister.
    Conan nickte. Der Haushofmeister war beinahe so groß wie der Cimmerier, aber alt genug, um sein Großvater zu sein, außerdem kahlköpfig und fett. Nach Conans Meinung konnte er im Kriegsfall höchstens als Geschoß für eine Belagerungsmaschine dienen. Mit diesem Gewicht würde er beinahe jedes Dach durchschlagen.
    »Hat sie gesagt, wann? « fragte Conan.
    »Ach, ihr jungen Krieger seid so ungeduldig«, antwortete der Haushofmeister und kicherte.
    »Danach habe ich dich nicht gefragt«, wies ihn Conan barsch zurecht. »Wenn du es nicht weißt – oder deine Herrin es nicht weiß –, bringst du keine Schande über das Haus, wenn du es zugibst.« Er runzelte die Stirn. »Aber wenn du uns wie Bettler warten läßt, könnte daraus dem Haus mehr Schaden erwachsen als nur Schande.«
    Der Cimmerier überließ es der Phantasie des Haushofmeisters, sich auszumalen, welch ein Schaden das sein könnte. Er wurde nicht enttäuscht. Die Triefaugen des Manns weiteten sich, dann lief er schneller die Treppe hinauf, als Conan ihm je zugetraut hätte.
    Kurz darauf erschien er wieder, keuchend und blasser als zuvor. »Meine Herrin bittet dich, mir zu folgen.«
    »Was ist mit meinen Männern?«
    »Deine ... ach, die. Ich werde sie in meinem Quartier mit Wein und Essen bewirten. Wenn sie das Geschenk, das sie da tragen, vorher in die Küche bringen wollen ...«
    »Das Geschenk ist eine Leiche«, erklärte Conan.
    »Eine ...?« begann der Haushofmeister, dann fiel ihm der Unterkiefer hinunter. Er konnte nicht weitersprechen.
    »Die Leiche eines meiner Männer. Ermordet. Heute nacht. In einem hundsgemeinen Hinterhalt auf dem Weg hierher zu diesem Haus.«
    Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber Conan hatte keine Skrupel, dem Haushofmeister Angst einzujagen. Vielleicht würde er aus Angst die Wahrheit sagen. Oder er würde aus Angst weglaufen, was auch nicht schlecht wäre!
    »Ich bezweifle, daß eine Leiche in der Küche willkommen wäre«, fuhr der Cimmerier fort. »Meine Männer werden ihren Kameraden bei sich behalten. So, ich glaube, Lady Doris wartet oben auf mich!«
    Sie stiegen eine Treppe hinauf. Wohin Conan auch blickte – überall das gleiche Bild: Das einst mächtige Haus war inzwischen weit heruntergekommen und sank immer noch weiter. Die Wände waren fleckig und brüchig. Kahle Stellen dort, wo früher Gobelins oder Gemälde gehangen hatten. Die wenigen Teppiche, die noch auf dem Boden lagen, waren abgetragen, schimmlig, verblaßt oder alles auf einmal. Mäuse oder Ratten hatten Löcher ins Holzwerk genagt. Die Diener waren entweder sehr alt oder sehr jung. Ihr Gesichter waren schmal. Sie huschten dahin, als hätten sie Angst vor der Peitsche.
    Conan erinnerte sich an die Geschichten über den prunkvollen ersten Besuch von Lady Doris im Damaos-Palast. Wie viele Gobelins hatte sie verkauft, wie viele Diener hatten Hirsebrei essen müssen, um die Miete für jenen Glanz zu bezahlen?
    Conan verstand allmählich, warum Lady Doris ihn und nicht Reza oder Lady Livia zu sich gebeten hatte. Ein cimmerischer Barbar wüßte vielleicht nicht, was dieses heruntergekommene Haus bedeutete. Wenn er jetzt zu erkennen gab, daß er das sehr wohl verstand, würde man ihn bestechen oder ihm noch Schlimmeres zufügen, damit er den Mund hielt.
    Conan schwor sich, daß er sein Schwert an einigen Möbeln ausprobieren würde, falls Lady Doris versuchen würde, seine Lippen mit Gold zu versiegeln. Glaubten alle in Argos, daß Cimmerier als Säuglinge auf den Kopf gefallen waren? Nun, er würde ihnen schon zeigen, welch harten Schädel er hatte.
    Der Haushofmeister blieb oben an der Treppe stehen und deutete nach links. »Die mit Bernstein eingelegte Tür ganz am Ende des Korridors.«
    »Gut.« Der Kerl wartete offensichtlich auf ein Silberstück. Conan legte die Hand über seine Börse und schüttelte den Kopf. Wenn mit Lady Doris alles

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