Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer
persönlich um die Wunde kümmern«, erklärte Conan. »Ich sage damit nicht, daß sie morgen früh wieder voll kampffähig sind – falls sie es je waren«, fügte er hinzu und musterte die beiden Statuen geringschätzig.
Bei der Beleidigung zuckten die beiden Männer zusammen. Dann zückten sie ihre Kurzschwerter.
»Halt!« rief Lady Doris. »Ich verbiete es euch, gegen Hauptmann Conan eine Waffe zu erheben – auch nicht gegen seine Männer.«
Der Anführer hatte inzwischen Besinnung und Stimme wiedergefunden. »Mylady, Ihr habt aber gesagt ...«
»Da wußte ich noch nicht genau Bescheid. Hauptmann Conans Bericht ... hat die Lage verändert. Und jetzt hinaus mit euch! Alle! Und gebt meinen Befehl weiter. Hauptmann Conans Männer sollen die Gastfreundschaft des Hauses Lokhri genießen.«
»Mylady ...?«
»Hat Conans Faust dir noch den letzten Rest deines ohnehin kleinen Verstands geraubt?« fuhr die Lady ihn an. »Vielleicht sollte er dir mit noch einem Schlag den Verstand wieder hineinprügeln.«
Die Vorstellung, nochmals mit dem Cimmerier kämpfen zu müssen, verlieh den Männern Flügel. Sie hoben die bewußtlosen Kameraden auf und flohen so schnell, daß sie an der Tür Mühe hatten, sich hindurchzudrängen.
Als endlich der letzte verschwunden war, lachte Lady Doris so schallend, daß die Brosche an ihrem Gewand zu brechen drohte. Dann legte sie sich auf dem Divan zurück, wobei der Saum über die Knie rutschte. Einen nackten Arm ließ sie neben dem Divan herabhängen.
Conan stand schweigend vor ihr und wartete. Schließlich seufzte Lady Doris und setzte sich wieder aufrecht hin.
»Verzeih mir, Hauptmann Conan. Ich nehme an, du findest das Ganze nicht so belustigend.«
»Nein, in der Tat nicht. Es ist niemals belustigend zu sehen, wenn Krieger erniedrigt werden und schwachsinnige Befehle ausführen sollen. Und da es Eure Befehle waren ...«
»Meine Befehle?«
»Mylady, ich erkenne eine Falle, wenn ich eine sehe. Ich kann Euch sogar sagen, wie diese Falle genannt werden sollte: Die Männer sollten Eure Tugend rächen.«
Lady Doris hatte die dunklen Augen halb geschlossen. Sie konnte nicht in die eisblauen Augen des Cimmeriers blicken, aber sie nickte.
»Wie ich dachte. Aber irgend etwas ist nicht nach Plan gelaufen, richtig?«
Wieder nickte sie.
»Redet Ihr jetzt freiwillig, oder muß ich Euch dazu zwingen?«
Lady Doris lächelte. »In meinem eigenen Haus? Und mit welcher Waffe?« Sie spielte mit der Brosche am Gewand. Es war inzwischen so weit herabgeglitten, daß Conan den Ansatz des Busens deutlich sah. Diese Rundung war ebenso schön wie die anderen Rundungen, die der Cimmerier bisher bei der Herrin von Lokhri gesehen hatte.
»Wenn ich sieben Männer ausschalten kann, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen, schaffe ich das gewiß auch bei einer Frau.«
»Auch im Nahkampf?«
Conan spürte, wie ihm siedendheiß wurde. Wenn er die Bedeutung dieser letzten Worte falsch verstanden hatte, wußte er nichts über Frauen.
»Nun?«
Lady Doris erhob sich. Blitzschnell hatte sie die Brosche gelöst, das Gewand öffnete sich bis zum Nabel. Ein kurzes Schulterzucken, und es glitt auf den Boden.
Alles an ihr war so schön, wie Conan sich vorgestellt hatte. Ihre Brüste schienen nach den Händen eines Mannes zu rufen. Sein Blut brodelte wie Lava.
»Ich habe dich zum Nahkampf herausgefordert, Cimmerier«, sagte Lady Doris und legte sich wieder auf den Divan. »Lehnst du die Herausforderung ab?«
»Sehe ich wie ein Narr aus?« fragte Conan und verschloß ihren Mund mit seinen Lippen, ehe sie antworten konnte.
Z EHN
Diesmal wachte Conan nicht beim ersten Klopfen auf. Dabei hatte er für gewöhnlich einen so leichten Schlaf wie ein wildes Tier bei Gefahr. Jetzt hörte er das Klopfen erst, als es stärker wurde, da Lady Doris schnarchte.
Doch dann war der Cimmerier in Sekundenschnelle wach. Mit dem Schwert in der Hand trat er zur Tür.
»Wer ist da?«
»Hauptmann Conan, ich möchte mir dir reden.« Conan erkannte Harphos' Stimme.
»Einen Augenblick.« Conan ging zum Bett zurück, legte eine Decke über die nackte Lady Doris, zog die Vorhänge zu, kleidete sich schnell an und steckte den Dolch in den Gürtel.
Als Conan den Riegel zurückschob, trat Harphos ungeduldig ein. Der junge Lord liebte es nicht zu warten. Seine Augen waren gerötet, aber Conan roch keinen Alkohol in seinem Atem.
Der Erbe des Hauses Lokhri warf nur einen Blick auf die geschlossenen Vorhänge und auf den
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