Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer
antreten! Haben wir Verletzte?«
Zwei Männer meldeten sich. Dann hörte Conan Jarenz rufen. Der junge Bursche lag auf dem Boden. Der Cimmerier kniete sich daneben. Sein Mund wurde zu einer schmalen Linie, als er das blasse Gesicht und die klaffende Schenkelwunde des Gefährten sah.
Er sagte nichts. Das war auch nicht nötig. Jarenz griff mit zitternden Händen nach dem Lederbeutel am Gürtel und löste ihn.
»Für Vandar ... nur eine Kleinigkeit ... soll ihm helfen ... bei dem Mädchen. Ist das erste Mal ... daß er ... allein ... jemand den Hof macht.« Jarenz lächelte. Es sah aus, als lächelte ein Totenschädel.
»Tut mir leid, Hauptmann«, fuhr er fort. Das Atmen fiel ihm schwer. »Ich ... ich habe ... versagt ... Ich hoffe ... die Götter ...«
Was Jarenz sich von den Göttern erhoffte, erfuhr der Cimmerier nicht mehr. Die Augen des jungen Manns schlossen sich, gleich darauf hörte er auf zu atmen. Conan erhob sich und wischte die blutigen Hände an der Tunika eines toten Feinds ab.
Es tröstete ihn etwas, daß der Freund nicht der einzige Tote war. Acht weitere Leichen leisteten ihm Gesellschaft. Doch das machte Jarenz auch nicht wieder lebendig oder linderte das Leid des Bruders – und es würde Conan nicht von einer blutigen Rache an denjenigen abhalten, die für diesen feigen Hinterhalt verantwortlich waren.
»Baut eine Bahre!« befahl der Cimmerier mit rauher Stimme. »Jarenz kommt mit uns.«
Der Lokhri-Palast war noch größer als der der Damaos-Familie, aber längst nicht so gepflegt. In einer Mauer vor einem kleinen Park fehlten Steine. Sie war von Unkraut überwachsen.
Conan schickte einen Mann los. Er sollte auf einen starken Ast einer Eiche klettern, die in diesem Park stand. Ein zweiter Mann wurde auf der Mauer postiert, wo viele eiserne Spitzen weggerostet waren. Beide Männer protestierten, der Söldner genauso laut wie der Diener Rezas.
»Ich dachte, ich sei hier der Hauptmann«, sagte der Cimmerier überfreundlich. »Aber wenn ihr meine Meinung nicht teilt, können wir sofort mit dem Schwert herausfinden, wer recht hat.«
Die beiden schüttelten so heftig die Köpfe, daß er befürchtete, sie würden herabfallen.
»Gut. Dann haltet Augen und Ohren offen und das Maul geschlossen. Wir brauchen jemand außerhalb des Palasts, um eine Botschaft zu Hauptmann Reza zu bringen, sollte es nötig sein. Ich will auch einen Mann auf der Mauer haben, der das Gelände genau beobachtet. Sobald wir drinnen sind, werde ich einen Mann aufs Dach schicken, der eine Botschaft übergeben kann. Die letzten beiden können hinunterspringen und sich umbringen lassen oder auch nicht, ganz wie es ihnen beliebt, aber erst nachdem sie die Nachricht weitergegeben haben. Sollte einer versagen, kann ich ihm nur den guten Rat geben, bis nach Khitai zu fliehen, denn irgendwo näher werde ich ihn finden.«
Die Damaos-Männer lachten. »Und wenn die Falle dich auch verschlingt, Hauptmann?«
Der Cimmerier lächelte. »Möchte jemand wetten, daß er unbestraft bleibt, nur weil ich tot bin?«
Kein Mann schien Lust zu haben, dem Rachegeist Conans zu begegnen. Alle hatten ihren Posten bezogen, als Conan die restlichen sieben Männer mitsamt dem Toten zum Haupttor führte.
Die beiden Torwächter waren ungefähr halb so groß wie der Cimmerier und alt genug, um sein Vater zu sein. Wenn eine Falle geplant war, spielten diese beiden dabei keine Rolle. Sie studierten das Siegel auf dem Brief und den Paß der Wächter genau, als sähen sie darin das Geheimnis ewiger Jugend. Dadurch hatte auch Conan Zeit, sich alles anzuschauen.
Die Wachen waren nicht nur körperlich nicht zum Kampf geeignet, sondern auch schlecht ausgerüstet. Conan hätte sie nach einem Blick auf die fleckigen Helmriemen und den zerrissenen Sandalen aus seiner Truppe geworfen.
Die Mauern waren brüchig und von Unkraut überwuchert. Die Wachposten wirkten, als schliefen sie in der Wachstube oder sogar auf der Straße. Kein Wunder, daß Lady Doris so erpicht darauf war, ihren Sohn mit Lady Livia zu verheiraten, der Erbin eines der größten Vermögen in Argos.
Wenn Conan vorher schon das ungute Gefühl gehabt hatte, daß es sich um eine Intrige handelte, war er jetzt sogar sicher. Er schwor, daß er – sobald er Jarenz gerächt hätte – sich mit Lady Doris' Beleidigung des Hauses Damaos befassen würde.
Und was war, wenn Lady Doris und nicht Akimos oder einer seiner Freunde die Meuchelmörder von vorhin geschickt hatte? Conan preßte die rostigen
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