Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr
befördert. Er hat mir das Bündel wie versprochen gebracht.«
»Und sie hat falsche Anklagen gegen mich verbreitet, damit ich ins Gefängnis kam und ihr nicht folgen konnte!« sagte Piris aufgebracht.
»Ich hätte es wissen müssen!« rief Conan wütend. »Unterwegs und in Sicas hast du dauernd etwas über deine ›Schwester‹ erfahren, doch niemals, wenn ich dabei war.«
»Das liegt daran, daß dein Verstand in deinem Schwertarm sitzt, Cimmerier«, spottete die schwarzhaarige Schlange. »Ein klügerer Mann hätte es bemerkt.«
»Was Weiber betrifft, war ich immer ein Narr«, sagte Conan achselzuckend. »Ich nehme dir nicht übel, daß du mich hereingelegt hast. Jeder Mensch muß auf seinen Vorteil bedacht sein. Aber ich nehme dir sehr übel, daß du meine bessere Natur schamlos ausgenutzt hast.«
»Was meinst du?« fragte sie verblüfft.
»Es wäre sinnlos, dir das zu erklären. Die Minenarbeiter verstehen das.«
»Ich glaube, du hast den Verstand verloren.«
»Am ersten Abend, nachdem du mich in den Drachen gebracht hattest«, sagte Conan, »bist du vor mir nach unten gegangen. Du hast Asdras nach draußen gerufen und ihn erdolcht. Danach hast du mich – völlig ›unschuldig‹ – hingeführt, damit wir ihn beide ›finden‹. Einer weniger, mit dem du den Skorpion teilen mußtest.«
»Und als du zum Bes-Tempel gegangen bist«, sagte Piris, »ist sie dir gefolgt und hat uns ihre Meuchelmörder geschickt. Und falls das nicht reichte, hat sie uns noch vom Statthalter ins Gefängnis werfen lassen.«
»Aber du konntest nicht voraussehen, daß der reiche Gewürzhändler mich aus dem Gefängnis freikaufen würde, damit ich seine Tochter aus dem Tempel Mutter Doorgahs hole«, sagte Conan.
»Aha, so war das«, sagte sie nachdenklich. »Stimmt, ich konnte meine Augen nicht überall haben.«
»Als ich dir von meinem Gespräch mit Casperus berichtete, hast du dich seltsam benommen«, fuhr Conan fort, »ein einziges Mal hast du die Maske fallen gelassen. Doch sobald du den Fehler bemerkt hast, hast du mich verführt, um mich von deinem Fehler abzulenken.«
»Dich verführt!« Sie lachte höhnisch. »Seit wann muß eine Stute einen Hengst verführen?«
»Ich hätte das niemals zugelassen«, meinte Piris und rümpfte die Nase.
»Das bezweifle ich keine Sekunde lang«, sagte Conan. Dann blickte er wieder Altaira an. »Und als Mulvix zu meinem Zimmer in der Herberge kam, ist er nicht auf der Treppe gestorben, nicht wahr? Du hattest ihm gesagt, wo er dich fände. Deshalb ist er gleich zu dir und deinem Dolch gelaufen. Danach hast du sein Blut auf den Stufen verteilt, damit es so aussähe, als hätte er sich sterbend hinaufgeschleppt. Warum hast du damals den Skorpion nicht an dich genommen?«
Altaira zuckte beredt mit den weißen Schultern. »Es gab noch Piris und Casperus. Die beiden mußte ich noch ausschalten. Wenn man den Skorpion in Händen hält, ist es schwierig, etwas anderes zu tun. Ich wußte, daß du vertrauenswürdig und blöde bist. Du würdest den Skorpion für mich verstecken, bis ich ihn haben wollte.«
»Ja, ich habe ihn versteckt«, bestätigte Conan und grinste. »Hast du eine Ahnung, wo?«
»Du elender Schuft!« schrie sie. »Wo ist er?«
»Warum sollte ich das ausgerechnet dir verraten?«
»Nun gut, Conan«, sagte sie mit versöhnlichem Tonfall, »ich sehe, daß ich mich geirrt habe, wenn ich dich für einen naiven, hirnlosen Barbaren gehalten habe. In Wahrheit hast du Verstand und hast in dieser Stadt ebenso feine und listige Fäden gesponnen wie ich. Du und ich – gemeinsam könnten wir ungeheuer reich werden.«
»Zu spät, Brita oder Altaira – oder wie du wirklich heißt«, entgegnete Conan. »Ich weiß zuviel über dich. Kein Mann, dem sein Leben lieb ist, begibt sich freiwillig in deine Nähe. Aber etwas hätte ich gern noch gewußt: Wie lautet deine Geschichte über den Skorpion?«
»Ich nehme an, dieser Schwachkopf und der Fettwanst haben dir erzählt, welch großes magisches Götterbild es ist, ja?«
»Stimmt.« Conan nickte. »Jeder auf seine Art.«
»Nun, beide haben gelogen. Du hast den Skorpion in den Händen gehalten. Wie hat er sich angefühlt?«
»Schwer«, antwortete Conan.
»Natürlich ist er schwer. Nichts wiegt mehr als Gold, und bei Gold ist Weißgold das schwerste!«
»Weißgold!« rief Conan. Dieses Metall war legendär. Weißgold verhielt sich zu Silber wie dieses zu Blei. Sein Glanz war unvergleichbar. Goldschmiede hielten es für das edelste aller
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