Conan-Saga 48 - Conan der Jäger
irgendwann beseitigen, doch im Augenblick hatte sie andere Sorgen.
Die Zeit arbeitete für sie. Lamici und seine Verfolger würden selbst, wenn sie ständig galoppierten, erst in einer Woche Shan-e-Sorkh erreichen. Diese Zeit wollte sie gut nützen und Skaurauls magische Aufzeichnungen studieren. Am gierigsten suchte sie nach dem mächtigsten Geheimnis der uralten Mutare: Die Unsterblichkeit! Von allen Magiern, die nach diesem wertvollsten Geheimnis gesucht hatten, war es einzig und allein Skauraul gelungen, es auszugraben. Die historischen Schriften, die sie über ihn gelesen hatte, berichteten, daß er verschwunden war, ehe er die Rituale beendet hatte, die für das Erlangen der Unsterblichkeit nötig waren. Sie würde sein Schicksal nicht teilen. Es gab keinen lebenden Menschen, der ihr im Weg stand. Azora kehrte zurück zum Tisch aus Gebeinen und dem dicken Folianten, der auf ihm ruhte. Sie begann zu lesen. Wie in Trance vertiefte sie sich in Skaurauls Aufzeichnungen. Irgendwo zwischen den kupfernen Einbandplatten lag der Schlüssel zum ewigen Leben. Sie würde nicht ruhen noch rasten, bis sie ihn gefunden hatte.
Xim hockte vor der Tür der Bibliothek und wartete. Skar, der alte Meister, hatte ihm gesagt, daß eines Tages diese Frau kommen werde.
»Sie wird Augen wie ich haben«, hatte er erklärt. »Zeig ihr den Geheimweg vorbei an den Alten und führe sie die lange Treppe hinauf. Doch folge ihr nicht in den Thalamus Arcanus! Versteck dich in dem Loch über der Tür und warte auf meine Rückkehr. Damit du sie führen kannst, verleihe ich dir die Macht zu sprechen.«
Nach diesen Worten hatte Skar ihn mit dem langen schwarzen Fingernagel berührt und Verstand und Körper der Spinne so verändert, daß sie sprechen konnte.
Später war am selben Tag ein seltsamer weißhaariger Mann zur Feste gekommen und hatte den Namen des alten Meisters gerufen. Der Greis hatte einen Speer mit langem Silberdorn an der Spitze getragen. Xim erinnerte sich an die Worte des Meisters, als er die Tür geöffnet hatte und zu dem Alten hinausgegangen war. »Dieser Narr glaubt, mich töten zu können«, hatte Skar gesagt. »Er hat keine Ahnung, wie tief ich meine Wurzeln gegraben habe. Selbst wenn sein törichter Plan Erfolg hätte, vermag er mich nicht vollständig zu zerstören. In einigen Jahrhunderten, wenn er Staub in einer vergessenen Krypta ist, werde ich zurückkehren, um die Welt erneut heimzusuchen.«
Skar hatte Xim befohlen, in der Eingangshalle der Festung zu warten, bis diese Frau käme. Dann hatte sein Meister die Feste verlassen und war zu dem weißhaarigen Mann in die Wüste hinausgegangen.
Durch das offene Eingangsportal hatte Xim teilnahmslos den kurzen, schrecklichen Kampf mitangesehen. Dann hatte der weißhaarige Fremde Skar aufgespießt. Sofort war Skars Körper zu Staub zerfallen, welchen der Wüstenwind in alle Richtungen wehte. Der Wind war zu einem heulenden Sturm geworden und hatte den Fremden mit den scharfen Sandkörnern von der Feste ferngehalten. Der Sandsturm hatte auch die Tür zugeschlagen, durch welche Xim alles beobachtet hatte. Mehrere Monate stürmte es und hielt Plünderer und Neugierige von der Festung fern. Als sich der Sturm endlich legte, war die Feste vollständig von Sand bedeckt. Nichts deutete darauf hin, daß es sie je gegeben hatte.
Während der folgenden Jahrhunderte hatte der alterslose Xim geduldig auf die Ankunft der Frau gewartet. Treu hatte er, ohne zu schlafen, an der Schwelle Wache gehalten. Langsam waren die gelblichen Dünen gewandert und hatten das Leichentuch aus Sand von der Feste entfernt, das diese so lange verborgen hatte. Zu dieser Zeit waren die einzigen Zeugen für ihre Existenz Aufzeichnungen in verstaubten Schriftrollen und selten gelesenen Büchern gewesen. Die meisten Menschen hielten die Feste für eine Legende, da kein lebendes Wesen sie je gesehen hatte.
Während Azora fieberhaft in Skaurauls uraltem Manuskript las und Xim lautlos in das Loch über der Tür gekrochen war, kam Bewegung in den Sand um die Feste. Diesmal blies jedoch kein Wind die Sandkörner in alle Himmelsrichtungen. Wie winzige Insekten erhoben sie sich von einer klar begrenzten Stelle.
Stunden vergingen. Die Sonne beendete ihre Bahn auf dem wolkenlosen Firmament und versank wieder unter dem Horizont im Westen. Mit jeder Stunde kam mehr Bewegung in die Sandkörner. Mehrere Schritt vor dem steinernen Portal der Feste wirbelte eine kleine Sandhose. Mit jedem Körnchen wurde das Gebilde
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