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Conan-Saga 48 - Conan der Jäger

Conan-Saga 48 - Conan der Jäger

Titel: Conan-Saga 48 - Conan der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean A. Moore
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größer. Am nächsten Abend war es bereits sieben Fuß hoch. Eine unsichtbare Intelligenz steuerte den Sandtrichter auf die Tür zu.
    Dicht davor hielt der Wirbel inne und wechselte die Gestalt. Ein menschenähnliches, nacktes Wesen wuchs von den Füßen nach oben heran. Es war, als würde der Körper aus einem unsichtbaren Krug in den Trichter geschüttet. Die einzelnen Sandkörner verbanden sich und hörten auf umherzuwirbeln. Vor der Tür der Festung stand jetzt der mächtigste Mutare aller Zeiten – neu geboren. Skaurauls tiefes dröhnendes Lachen klang weit in die öde Wüste hinaus. Er stieß die Tür so mühelos auf, als wäre sie ein hauchdünner Schleier.
    Lautlos ging er auf bloßen Sohlen mit wenigen, kraftvollen Schritten durch die Eingangshalle. Sein Körper war hellhäutig und muskulös und beinahe zu perfekt proportioniert. Nur jemand mit ganz scharfen Augen konnte auf der makellosen Haut die schwachen Linien auf Brust und Rücken erkennen, wo der silberne Dorn ihn vor vielen Jahrhunderten durchbohrt hatte. Wie bei Azora waren auch seine Nägel und Zähne schwarz, aber er hatte weiße Lippen. Er war vollkommen unbehaart und hatte nicht einmal Wimpern oder Brauen. Die tiefschwarzen, unergründlichen Augen leuchteten wie glänzende Kohlen, als sie die Halle musterten.
    Die Spinnweben teilten sich vor ihm, als er sich der illusorischen Wand näherte, die als geheimer Eingang zu den Gemächern der Feste diente. Mit Freude sah Skauraul, daß die Alten immer noch über den falschen Türen grinsten, genau so, wie er sie zurückgelassen hatte. Schnell trat er durch die falsche Wand auf den Gang dahinter.
    Hoch über ihm befand sich der Turm. Azora ließ sich im Sessel zurücksinken und blickte von dem Buch auf, das vor ihr lag. Sie war erschöpft. Das tagelange Lesen hatte sie mehr Kraft gekostet, als das Ritual der Translokation in die Wüste. Sie hatte wie in Trance über den Seiten gebeugt gesessen und die Erschöpfung erst jetzt gespürt. Sie verfügte jetzt über unglaubliche Macht – und über dunkle Geheimnisse. Das Buch bot viel Information über grausame Foltermethoden, um den hilflosen, menschlichen Opfern unsägliche Qualen zuzufügen und sich an deren Angst und Schmerzen zu laben.
    Azora sehnte sich danach, ihre neu erworbenen Künste zu erproben. Doch ehe sie ihren Geist in die Ätherwelt hinausschickte, um zu sehen, wie es Lamici erging, mußte sie ihre magische Energie aufladen, die jetzt in der Tat nahezu erschöpft war.
    Sie holte aus dem Gewand eine kleine Schüssel, die aus dünnem Metall getrieben war. Auf der Rundung waren seltsame Symbole eingeritzt. Als nächstes holte sie ein handflächengroßes Kästchen hervor, das aus dem Holz des fleischfressenden Kalamtu-Baums geschnitzt war. Sie entnahm diesem Kästchen ein getrocknetes Blütenblatt des Schwarzen Lotus. Als sie das Blatt in die Schüssel legte, sagte sie nur ein einziges Wort:
    »Atmak.«
    Ein blaues Flämmchen schoß aus ihrem Fingernagel und setzte das Blütenblatt in Brand.
    Es brannte sehr langsam und verbreitete einen dunklen, beißenden Rauch im Raum. Azora sog den Rauch tief ein. Innerhalb von Sekunden war sie in den Traumgefilden des Schwarzen Lotus versunken.
    Tief unter ihr stand Skauraul am Fuß der langen Treppe. Er hatte Beinkleider und eine ärmellose schwarze Weste angelegt, die seitlich durch Spitze, die aus Menschenhaar gewebt war, verziert war. Beinkleider und Weste waren aus der dicken Haut einer Riesenechse geschneidert. Er trug weder Stiefel noch Sandalen. Sein einziger Schmuck war ein Ring mit schwarzem Stein, den er über den Ringfinger der linken Hand gestreift hatte.
    Er stieg die unzähligen Stufen der Treppe hinauf. Tiefes Schweigen herrschte um ihn herum. Nur gelegentlich hörte man, wie er mit dem dicken schwarzen Zehennagel gegen eine Steinstufe stieß. Alles war so, wie er es in Erinnerung hatte. Während der Jahrhunderte, die er im Sand geschlafen hatte, war niemand hier eingedrungen, und hatte seine mächtige Festung geplündert oder besudelt. Sie hatte sicher in der Gruft aus Sand geruht und auf seine Wiederkehr gewartet.
    Vor Hunderten von Jahren, noch ehe Skauraul an die Macht gekommen war, hatte er den Tag seiner Niederlage vorausgesehen. Die Vorahnung des Todes hatte ihn gepeinigt und beinahe in den Wahnsinn getrieben. In diesem immer wiederkehrenden Traum hatte er einen alten weißhaarigen Mann gesehen, der ihn mit einem Silberdorn durchbohrte. Skauraul hatte all seine Kräfte aufgeboten,

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