Conan-Saga 48 - Conan der Jäger
Imperium zugrunde ging. Ganz gleich, wie tief diese schlimmen Bücher vergraben sind, irgendwann mußten sie wieder mal an die Oberfläche kommen. Der Heilige Mitra hat dich hergeführt, um diese uralte böse Macht zurück in die Hölle zu jagen, aus der sie emporgestiegen ist. Dein Pfad wurde dir enthüllt, mein junger Freund! Für dieses Schicksal hat Mitra dich erwählt.«
Madesus setzte sich erschöpft auf sein Lager. »Das also ist das Böse, das ich hier in der Stadt gespürt habe«, sagte er niedergeschlagen. »Eine Mutare-Priesterin. Meine einzigen Verbindungen zu ihr sind dieser Armreif, König Eldran und Conan aus Cimmerien.« Er seufzte tief und dachte über seine Lage mehrere Minuten lang nach, ehe er fortfuhr: »Meister, ich habe zwar die Bücher von Skelos aufmerksam studiert, doch erinnere ich mich nur wenig an die Mutare. Die Zeichnungen kamen mir gespenstisch bekannt vor, aber die Beschreibungen dieses degenerierten nachthurischen Kults waren sehr dunkel. Was weißt du über die Mutare?«
Kaletos lehnte sich gegen die Wand und strich sich nachdenklich durch den weißen Bart. »Ich erinnere mich auch nur an einige zusammenhanglose Stücke, Madesus. Das Thema ist tabu, nur törichte Zauberer sprechen darüber hinter vorgehaltener Hand. Du darfst dich nicht nur auf die Beschreibungen in den Büchern von Skelos verlassen. Vieles muß auch gedeutet werden. Ich werde dir also alles sagen, woran ich mich erinnere. Die Mutare waren schreckliche, abgrundtief schlechte Wesen. Einst menschlich, verformten sie später ihre Seelen durch furchtbare Rituale mit blutigen Menschenopfern. Sie hungerten nicht nur nach Reichtum, auch nicht nur nach fleischlichen Genüssen. Ihre Motive waren Haß und Chaos. Sie strebten nach der Macht, den Menschen Leid und Schmerzen aufzuerlegen. Obwohl sie dereinst selbst Menschen gewesen waren, verachteten sie die Sterblichen, da diese etwas besaßen, was die Mutare auf ewig verloren hatten: eine Seele.
Mit Hilfe des verbotenen Wissens über das von Dämonen heimgesuchte Thurien, tauschten sie ihre Seelen für die Kraft ein, Zauber zu wirken, die weit jenseits der Fähigkeit eines anderen Magiers oder Priesters waren. Ihre magischen Kräfte wurden nur durch ihre Bosheit übertroffen. Sie ergötzten sich an dem Leid und den Qualen hilfloser Menschen. Während des Jahrhunderts ihrer Herrschaft töteten sie jeden Tag Tausende Unschuldiger, mit Pest, Hungersnot oder buchstäblichem Abschlachten. Sie entfachten Kriege zwischen Völkern und ließen alte Streitigkeiten zwischen Menschen wieder aufflackern, die sonst vergessen gewesen wären. Der schlimmste aller Mutare war Skauraul, ein grausamer Herrscher, der sich selbst zum Diktator über das Land Süden erklärt hatte, das wir jetzt Shem nennen. Sein Palast war eine Brutstätte der Schamlosigkeit und der Greuel. Tausende scharfer Pfähle umgaben ihn. Jeder, der sich Skauraul widersetzte, wurde daran wie ein Braten aufgespießt. Der Tyrann genoß die Schreie und das Stöhnen der Sterbenden, die Tag und Nacht in seinen Palast drangen, da die so gefolterten Menschen nur langsam und qualvoll starben. Aus dieser Epoche gibt es noch viele Erzählungen über ähnliche Greueltaten.
Wie immer beim Bösen, erwiesen sich die Mutare als ihre eigenen schlimmsten Feinde. Ihre Zahl nahm zu, während die der möglichen Opfer schrumpfte. So kam es unter den Mutare zu erbitterten Streitigkeiten über das Recht, Menschen zum Tode zu verurteilen. Sie bekämpften sich wie Geier wegen eines Kadavers. Die niedrigeren Mutare waren schnell ausgerottet, bis schließlich nur hundert – und nach weiteren erbitterten Kämpfen – nur noch ein Dutzend übrig waren. Manche scheuten das Risiko eines Kampfes und zogen sich an geheime Orte zurück. Der Rest wurde schließlich überwältigt. Skauraul wurde auf einem silbernen Speer aufgespießt. Einer unseres Ordens hatte diesen Speer geschmiedet und mit dem Zauber versehen, dieses Scheusal zu vernichten. Danach fand eine große Säuberung statt. Man erzählt sich von Priestern, die ihr gesamtes Leben damit verbrachten, Bücher oder magische Gegenstände der Mutare zu suchen und zu vernichten. Bei diesem Kreuzzug gingen viele Aufzeichnungen über die Mutare verloren.
Dennoch kann man Bruchstücke der Mutare-Geschichte in Werken wie den Büchern von Skelos finden, wie du selbst weißt. Die Sagen berichten wenig über die Körper der Mutare. Sie können Menschengestalt annehmen oder als Humanoide mit rotglühenden
Weitere Kostenlose Bücher