Conan-Saga 48 - Conan der Jäger
besonders auf die Heilung von Menschen verstünde, die vergiftet worden waren.
Conan überlegte kurz. Dann hielt er es doch für besser, allein loszugehen, ohne sich mit dem schweren, besinnungslosen Hauptmann zu belasten. Er würde schneller vorwärtskommen. Und er mußte möglichst schnell Madesus finden. Wenn jemand Salvorus heilen konnte, dann dieser seltsame Priester, der auch sein Handgelenk so überraschend gut versorgt hatte. Er haßte es, den Hauptmann zurückzulassen, der ihn vor der unangenehmen Klinge Hassems gerettet hatte. Wäre Salvorus nicht gewesen, würde der Cimmerier jetzt wohl in den Feuern der tiefsten Hölle schmoren. Conan schwor sich, Salvorus zu helfen, obwohl der Mann teilweise für seine mißliche Lage verantwortlich war.
Der Cimmerier nahm den Schlüsselring und das Schwert des Hauptmanns und verließ die Zelle. Er sah sich auf dem Korridor um. Als man ihn hergeschleppt hatte, war er bewußtlos gewesen. Daher wußte er jetzt nicht, welche Richtung er einschlagen sollte. Schließlich ging er in die Richtung, aus der Salvorus und Hassem gekommen waren. Schon bald erkannte er, daß die Gänge in einem verwirrenden Labyrinth angelegt waren. Zum Glück brannten an einigen Abzweigungen Öllampen. Nachdem er in der Kanalisation gerade erst dem Tod entronnen war, verspürte er wenig Lust, wieder durch die völlige Finsternis zu wandern.
Allerdings war die Gefahr, sich in diesem Labyrinth zu verirren, recht groß. Und Zeit war ein Luxus, den er sich nicht leisten konnte. Er mußte so schnell wie möglich Madesus finden. Da fiel ihm ein kleiner Fleck auf dem Steinboden in die Augen. Er wischte mit dem Finger darüber und hielt den Finger ins Licht einer Lampe. Blut! Frisch, wie es aussah. Hassems Gesicht hatte geblutet, als er mit Salvorus an der Zellentür angekommen war. Der elende Schurke hatte unwissentlich für Conan eine Fährte gelegt, die ihn hinausführte! Mit gezücktem Schwert in der Rechten folgte der Cimmerier schnell der Blutspur, die ihn aus diesen dumpfen Gängen hinausführen würde ... zu frischer Luft und Freiheit.
7. K APITEL
Die Vision im Teich
Zitternd legte Madesus den mit Juwelen besetzten Armreif auf den Holztisch. Tarocles, der ausgemergelte Hohe Priester des ärmsten Mitratempels, hatte ihm gestattet, diese Kammer zu benutzen, die normalerweise nur für Akolyten bestimmt war.
Madesus rutschte auf dem unbequemen rohen Holzstuhl hin und her und rieb sich die müden Augen, die vor Mangel an Schlaf rot gerändert waren. Seit er vor zwei Tagen den Armreif berührt hatte, hatten dauernd seltsame Träume seinen Schlaf gestört. Doch nach dem Aufwachen vermochte er sich nicht mehr an sie zu erinnern. Gestern abend hatte er daher beschlossen, mehr über die Herkunft des Schmuckstücks zu erfahren. Conan behauptete, keine Ahnung zu haben, woher der Armreif stammte. Madesus blieb daher keine andere Wahl, als das Ritual des Auffindens geheimen Wissens durchzuführen und Mitra anzuflehen, ihm die Natur des eigenartigen Armreifs zu enthüllen, der so ungemein stark Böses ausgestrahlt hatte.
Madesus hatte von Sonnenuntergang des vorhergehenden Abends bis zum Sonnenaufgang des neuen Tages unablässig gesungen und gebetet. Dazu hatte er die scharf riechenden Blätter des Maljorna, des heiligen Baums des Wissens, im Kohlebecken verbrannt. Manchmal überfiel ihn dann die gotteslästerliche Frage, ob Mitra einen Sinn für Humor hätte. Warum sonst hatte der Gott diesen nach Kuhmist stinkenden Maljorna zu seinem heiligen Baum erwählt und nicht etwa ein Gewächs, das angenehm duftete. Madesus' Augen brannten immer noch von dem scharfen Rauch. Er fühlte sich benommen, sogar leicht schwindlig. Noch schlimmer war, daß sein Zauber offenbar nicht funktioniert hatte. Er legte sich auf das armselige harte Lager und betete, sein Schlaf möge nicht so unruhig sein wie in der vorhergehenden Nacht. Dann schloß er seine müden Augen und atmete tief und regelmäßig, bis er schließlich eindöste.
Die Tür ging quietschend auf und Madesus schreckte hoch. Er fühlte sich gestärkt, doch er war immer noch etwas schwindlig. Schnell stand er auf, um zu sehen, wer in die Kammer gekommen war. Seine Augen wurden groß vor Überraschung und er hatte einen ganz trockenen Mund. Auf der Schwelle stand sein alter Mentor: Kaletos.
»Meister! Was für eine Freude, dich nach so vielen Jahren wiederzusehen. Vor wenigen Tagen erst kam mir der Gedanke, nach Corinthien zurückzukehren um
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