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Conan-Saga 49 - Conan am Dämonentor

Conan-Saga 49 - Conan am Dämonentor

Titel: Conan-Saga 49 - Conan am Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Green
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die das Tabu gebrochen und das Land des weißen Schamanen betreten hatten. Und jetzt kämpften die Eulen gegen sie, um die Höhle zu verteidigen. Scyra machte sich keine falschen Hoffnungen. Sie würde bei keinem Stamm sicher sein, aber die Schlangen würden sie bestimmt töten – und nicht mitleidsvoll. Die Eulen hatten vielleicht Hemmungen, die Tochter des Schamanen umzubringen, falls sie sie überhaupt rechtzeitig erkannten.
    Dann war ihr klar, daß der Kampflärm zu laut war, als daß sie irgendwelche Pikten hören konnte, wenn sie in einem Hinterhalt lauerten. Aber dann konnten sie die Pikten auch nicht hören. Sie zückte den Dolch und kroch auf den Busch zu, wo sie die verdächtigen Bewegungen wahrgenommen hatte.
    Jetzt knackten Zweige, und kleine Steine flogen umher, als eine dunkelhäutige Gestalt panikartig dicht neben ihr ins offene Gelände stürmte. Sie setzte zu einem mächtigen Satz an, doch Scyra umklammerte fest ihre Fußknöchel. Sie war für einen Nahkampf nicht ausgebildet und hatte auch wenig Erfahrung darin, aber sie bewahrte Ruhe und geriet nicht so leicht in Panik. Die Jahre in der Wildnis hatten sie gekräftigt. Die Gestalt fiel beinahe auf Scyra drauf. Sie blickte keine Dolchlänge entfernt in die dunklen, rollenden Augen einer jungen schwarzen Frau.
    Die Tochter des Zauberers hätte in diesem Augenblick zehn Jahre ihres Lebens für einen Zauberspruch geopfert, mit dem sie die Frau veranlassen könnte, still zu sein, und ihr gleichzeitig hätte erklären können, daß sie keine Feindin war. Aber Scyra konnte ihr nur die Hand auf den Mund pressen und beschwichtigende Worte ins Ohr flüstern. Dabei fiel ihr auf, daß die Frau am Ohr eine Blutkruste hatte. Offenbar hatte man der Frau mit Gewalt einen Ohrring abgerissen. Sie entdeckte auch Blutergüsse und kleinere Wunden auf der braunen Haut. Einige mochten vielleicht Abschürfungen sein, die anderen Wunden stammten aber eindeutig von Menschenhand.
    Abgesehen von diesen nicht allzu schweren Verletzungen schien die Frau unverwundet zu sein. Scyra war sich jedoch sicher, daß diese Frau zu keinem der Völker gehörte, die sie je gesehen hatte. Sie war dunkler als die Pikten oder Shemiten und hatte ein rundes Gesicht. Obwohl ihr Körper von Staub bedeckt war, konnte man seine Schönheit darunter sehen. Scyra hielt sie für sehr jung, fast noch ein Mädchen.
    Konnte sie aus den Schwarzen Königreichen tief im Süden stammen? Wahrscheinlich; sie entsprach den Erzählungen, die Scyra über die Menschen dort unten gehört hatte. Aber was tat sie in der piktischen Wildnis? So beängstigend weit entfernt von ihrer Heimat? Ja, sogar weit entfernt von jedem Ufer, an dem ein Schiff aus dem Süden sie hätte absetzen können?
    Schlagartig war der Tochter des Zauberers die Antwort klar: Der Weltenwandler hatte die Schwarzen Königreiche mit der piktischen Wildnis verknüpft. Vielleicht hatte Lysenius es absichtlich getan, vielleicht war es auch purer Zufall. Diese junge Frau war hierher gewandelt – oder, wie so viele andere, durch die den Verstand zwingende Macht des Zaubers herbeigezogen worden. War sie allein gekommen?
    Die Frau trug weder ein Kleidungsstück noch irgendwelche Waffen. Niemand würde freiwillig so ins Ungewisse hinauswandern. Hatte die Frau den Verstand verloren? Wieder blickte Scyra in die Augen der Gefährtin.
    Sie waren immer noch groß und verängstigt, aber es lag kein Schimmer von Wahnsinn darin. Scyra deutete auf sich und sagte: »Scyra.«
    Die Dunkelhäutige zeigte auf sich und erklärte: »Vuona.«
    »Vuona«, wiederholte Scyra und zeigte auf ihr Gegenüber. Die junge Frau nickte eifrig.
    Durch diese Begegnung hatte Scyra den Kampflärm ganz vergessen. Jetzt aber drang der entsetzliche Todesschrei eines Mannes durch den Wald und schien wie ein Pfeil zum Himmel hinaufzufliegen.
    »Wafna! Wafna! Wafna!« Dieser Kampfschrei kam aus einem Dutzend kräftiger Männerkehlen. Sie hatte das Triumphgeheul der Pikten gehört, doch diese Schreie klangen anders. Tiefer, voller und irgendwie gesünder. So etwas hatte sie noch nie gehört, es sich auch nicht vorstellen können.
    Vuona sprang wie von einer Giftschlange gebissen auf.
    »Bamulas!« schrie sie. Scyra schlang die Arme und Vuona, um sie zurückzuhalten. Falls die Pikten, die drei Sippen entfernt lebten, den Kampflärm nicht gehört hatten, war ihnen dieser Schrei mit Sicherheit nicht entgangen. Wenn man blindlings zu der Stelle stürmte, wo man Freunde vermutete, endete das oft mit

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