Conan-Saga 50 - Conan der Gladiator
war mein Plan«, sagte Muduzaya. »Ich hatte mir vorgenommen, meinen Sold und meine Prämien zu sparen und mich nach ein paar Jahren aus diesem Geschäft zurückzuziehen, vorausgesetzt, Set würde mir ein bißchen Glück gewähren.« Er zuckte verlegen mit den Schultern. »Eins mußt du verstehen, Conan: Wir Gladiatoren sind nicht gerade die Klügsten, wenn es darum geht, mit Geld umzugehen. Wären wir anders, wären wir Geldwechsler im Tempel und keine Menschenschlächter.«
»Auf alle Fälle muß ein Mann auf sein Äußeres achten und sich seinen Freunden und Konkubinen gegenüber großzügig zeigen«, warf Ignobold ein. »Es ist schwierig genug, mit dem mageren Lohn, den sie uns für den Einsatz unseres Lebens geben, ein halbwegs ordentliches Leben zu führen, das könnt ihr mir glauben! Und diese Buchmacher! Wenn man bei ihnen gewinnen will, ja selbst dann, wenn man auf ein absolut sicheres Ergebnis setzt, muß man aus dem Kaffeesatz lesen können.«
»Das ist wahr«, meinte Muduzaya mit düsterer Miene. »Ich kenne nicht einen einzigen Gladiator, dem es gelungen ist, seine Wohnung in Luxur während der letzten sechs Jahre zu halten. Einige sind nach Corinthien und die hyborischen Städte gezogen. Angeblich soll Commodorus früher in der Arena gekämpft haben, aber in der Regel haben Kerle wie wir kein Händchen fürs Geschäft.«
»Deshalb hat jeder kluge Gladiator für die Geschäfte einen Ratgeber«, quäkte der Straßenjunge Jemain vom Ende des Tisches. »Wenn du willst, Muduzaya, kümmere ich mich um deine geschäftlichen Angelegenheiten.«
Conan konnte es sich vorstellen, selbst Jemains Angebot anzunehmen. Doch nach weiterer Überlegung kam er zu dem Schluß, daß der überhebliche Junge wohl nicht klüger oder ehrlicher war als Zagar und der Rest.
Von allen Gladiatoren und der Zirkustruppe schien Dath als einziger über einen gewissen Geschäftssinn zu verfügen. Er war immer seltener in ihrer Mitte. Ferner hielt er es nicht für nötig, auf dem Übungsplatz zu erscheinen. Aber die beiden Schläger von der Straße, die er angeschleppt hatte, kamen regelmäßig und übten mit kühler Energie. Sistus und Baphomet stammten aus den Elendsquartieren außerhalb der Stadt und waren geborene Kämpfer. Sie hatten sich die gemeinen kleinen Tricks in der Arena schnell angeeignet.
Dath hatte mit Memtep ein so gutes Verhältnis, daß der Eunuch die beiden anlernte. Dath selbst beschäftigte sich mit anderen Dingen. Er fuhr mit Conan und Freunden in die Schenke, trank dort jedoch immer nur ein Glas und verschwand mit zwielichtigen Gestalten, um nachts die Gassen am Hafen zu durchstreifen. Mit etlichen dieser Ganoven schloß er schnell Freundschaft ... aber er machte sich auch erbitterte Feinde, wie eine Begebenheit zeigte ...
In drei Streitwagen fuhren sie sehr spät über die Pflastersteine der dunklen Straßen. Conan, Dath, Baphomet, Sistus, Halbard, Sathilda und vier weitere ausgelassene junge Frauen drängten sich auf den Plattformen der Wagen und hielten sich am auf- und niederhüpfenden Geländer fest. Plötzlich, ein paar Straßenecken hinter dem offenen Stadttor, verwehrte ihnen eine Schar dunkler Schatten die Weiterfahrt auf der mondbeschienenen Straße. Alles war offenbar genau geplant, denn als die Pferde scheuten und die Streitwagen hielten, stürmte ein Dutzend Angreifer aus den Schatten in der Nähe und schwang Schwerter, Äxte und Keulen.
Dath, weniger betrunken als die anderen, brüllte Befehle. »Bildet ein Viereck, Rücken an Rücken! Versucht nicht, die Streitwagen zu verteidigen. Die Kerle wollen nur uns!«
Conan erkannte, wie klug dieser Rat war. Wären die Pferde in Schlachten erprobt gewesen, hätte man zwischen den Angreifern hindurch ausbrechen können. Doch diese Pferde waren zahme, an die Stadt gewohnte Gäule. Der Cimmerier und seine Begleiter hatten lediglich ihre Kurzschwerter und Zierdolche zur Verteidigung. Als Conan sich so aufgestellt hatte, daß Sathilda hinter ihm stand, pfiff Dath dreimal grell auf einer Holzpfeife, die er aus seinem Umhang geholt hatte.
»Bleibt in Formation«, befahl Dath mit eiskalter Stimme, um die Betrunkenen bei der Stange zu halten. »Wehrt euch, so gut ihr könnt – aber keine Heldentaten. Eure Anhänger sind nicht hergekommen, um zuzuschauen.«
Irgendwie war es seltsam, daß dieser ungehobelte junge Bursche einer Schar ausgebildeteter Kämpfer Befehle erteilte, doch als der Angriff begann, hielt keiner mehr die Lage für seltsam. Steine flogen.
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