Conan-Saga 50 - Conan der Gladiator
stampfen«, erklärte Manethos und schaute gereizt nach oben. »Besonders ärgerlich ist es, wenn sie gleichzeitig schreien und stampfen.«
Ein Tempelschüler hatte die schwere Tür geöffnet und lugte nach draußen in die Arena. »Euer Heiligkeit«, rief er Manethos zu, »man bedarf noch einmal unserer Dienste.«
»Nun, dann lauft los und holt den nächsten.« Der Rote Priester ging zu einem Steintisch. Im grellen Lichtstrahl, der durch die Tür hereinfiel, nahm er Schüsseln und Instrumente von der Platte, um Platz für den nächsten Gast zu machen. »Wenn du gehst«, rief er dem Cimmerier über die Schulter zu, »benutz die innere Tür zum Tunnel! Dann ersparst du dir die Aufmerksamkeit des Pöbels.«
Doch Conan ging zur offenen Tür. Die Helligkeit in der Arena blendete ihn wieder, als er zuschaute, wie zwei Tempelschüler in roten Gewändern den Leichnam eines kräftigen jungen Gladiators zu ihrem unterirdischen Bau schleppten. Als die Menge allmählich aufhörte, zu stampfen und zu schreien, verstand er deutlich den Namen ›Baphomet‹. Der Cimmerier war neugierig, wen der junge Schläger aus Daths Truppe im dritten Zweikampf erledigt hatte.
Die Rüstung des Toten klirrte, als die beiden Schüler ihn in der Leinwandtrage über die Schwelle schleiften. Er sah schwer aus in dem mit Blut bespritzten Harnisch. Als man ihm den häßlichen Helm abnahm, rollte das schlaffe, blasse Gesicht nach hinten. Es war Ignobold, einer von Conans Zechbrüdern und Kampfgefährten. Den Lippen des Cimmeriers entfloh ein verbitterter Fluch.
»Euer Heiligkeit, der lebt noch.«
Ein Tempelschüler hatte den Brustharnisch abgenommen. Jetzt sah man die klaffende Wunde über Ignobolds Schulter. Zwischen den Wundrändern, inmitten all des Blutes, pulsierte eine Ader.
»Bei Mitra!« rief Conan und sah sich nach seinem Schwert um. »Wenn ihr ihn zu Tode quält, bringe ich euch alle um!«
»Schweig!« fuhr Manethos ihn an. »Schafft ihn hier auf den Tisch!« Doch ehe die Priester Zugriffen, hatte Conan den schweren Gladiator bereits auf den Steintisch gelegt. Plötzlich stöhnte Ignobold laut. Der oberste Priester schob den Cimmerier beiseite, um sich den Mann genauer anzuschauen.
»Ihr beiden holt mir Nadeln und Zwirn – und frische Mumienbinden, um die Wunde auszuwischen! Du hältst seinen Kopf! Und du, Gladiator, drück auf den unteren Teil der Wunde nach innen! Ja, genau da! Halte deine Hände so ... nein, nicht so! Und jetzt drücken! Kräftiger ... so ist's gut. Halt ihn jetzt gut fest und behalt auch den Druck bei!«
Obwohl der Cimmerier es nicht gewohnt war, derartig harschen Befehlen zu gehorchen, gab er sich größte Mühe, alles richtig zu machen. Zwischen seinen Fingern quoll das Blut hervor. Er hatte Mühe, daß seine Hände nicht von Ignobolds feuchter, wachsartiger Haut abrutschten.
»Aber was hilft es, wenn wir das Blut zurück in den Körper drücken?« fragte Conan. »Das meiste ist ohnehin in den Sand geflossen.«
»Wir helfen ihm, das wenige zu behalten, das er noch hat«, antwortete Manethos. Er preßte die Lippen zusammen. Die Schüler hatten ihm die Wasserschüssel und Binden gebracht. Er reinigte die tiefe Wunde sorgsam. Dann spreizte er die Wundränder auseinander und schaute hinein. »Sie ist tief, aber vielleicht können wir ihm dennoch helfen. Siehst du, hier ist der Knochen verletzt, aber er dürfte heilen. Halt ihn ganz fest, wenn ich diese Flüssigkeit hineingieße. Dann löse den Griff und laß mich auch unten hineinschauen.«
Die Blutung war beinahe zum Stillstand gekommen. Conan wußte nicht, ob aufgrund ihrer Bemühungen oder weil Nachschub an Blut fehlte. Manethos warf die blutigen Binden weg, nahm eine Nadel, fädelte beherzt im flackernden Schein der Fackeln Zwirn ein.
»Was für ein seltsames Ritual ist das?« fragte der Cimmerier plötzlich mißtrauisch. »Willst du ihm ein Mumienhemd für seine Begegnung mit den Göttern nähen?«
Der Rote Priester würdigte ihn keiner Antwort, sondern nähte zwischen Conans Fingern Ignobolds Wunde zusammen. Er stach mit der Nadel durch die verschiedenen Schichten und zog den Zwirn hindurch. Nachdem Manethos eine Reihe beendet hatte, zog er den Faden straff. Conan sah staunend und ängstlich zu, wie der Rote Priester einen Knoten machte und den Faden abschnitt. Er arbeitete wie ein Schneider, um die breit klaffende Wunde zu vernähen. Conan merkte, wie ihm die Hände zitterten und seine Kraft nachließ. Dann schob sich eine dunkle Wolke vor seine Augen,
Weitere Kostenlose Bücher