Conan-Saga 50 - Conan der Gladiator
untersagt, diese neuen Kenntnisse anzuwenden oder bei Lebenden Heilversuche durchzuführen. Zum jetzigen Zeitpunkt müssen wir unsere Studien auf diesen dunklen Raum im Bauch der Arena beschränken. Zum Glück gibt es steten Nachschub an frisch getöteten Leichen – solange wir sie, nachdem wir fertig sind, feinsäuberlich einwickeln und beisetzen. Ja, wie du gesagt hast, sind wir nichts als Mumienmacher.«
»Meiner Meinung ist das alles hier ekelhaft und ausgesprochen ungesund«, erklärte Conan stur. Dann betastete er eine Beule an der Stirn. »Aber ich warne dich. Wenn du glaubst, daß derartige teuflische Handlungen keine Zauberei sind, sage ich dir, daß sie der Zauberei gefährlich nahe kommen.«
»Und dann ist da natürlich noch ein dritter Grund für unsere Forschungen«, fuhr Manethos fort. »Dieser ist für dich vielleicht eher von Belang.« Er ging mit der Kerze Conan voran. Die anderen Priester folgten. »Das schließt ein, neue und wirkungsvollere Methoden zu erfinden, die menschlichen Geschöpfe zu verletzen und zu töten. Auch dafür benutzen wir das Wissen, das wir bei unseren Untersuchungen erworben haben.«
Neugierig folgte der Cimmerier Manethos. Der rote Priester kniete neben Roganthus' Leichnam nieder, den man auf eine Strohmatte neben einer Mauer der Krypta gelegt hatte. »Dieser Mensch ist gerade einen außergewöhnlich schmerzlosen Tod unter den Händen eines gewissen Xothars gestorben, dieses Tempelmörders aus dem Osten. Ich habe bis jetzt erst zwei Beispiele seiner Arbeit gesehen. Das Muster ist stets gleichbleibend. Du wirst bemerken, daß es keine Wunden gibt, keine blauen Flecken. Auch die Lippen haben sich nicht blau verfärbt. Weder Zunge noch Augäpfel sind angeschwollen oder hervorgetreten. Alles wirkt völlig unauffällig.«
Im flackernden Lichtschein blickte Conan auf seinen guten Freund Roganthus hinunter. Trotz des unversehrten und friedlichen Aussehens des Leichnams vermochte er einen Schauder nicht zu unterdrücken. »Und wie macht Xothar das?«
»Sehr einfach. Er erwürgt seinen Gegner nicht, sondern erstickt ihn.« Manethos strich mit seinen langen Fingern über die Kehle des Toten. »Durch sorgfältige Übung dreht er dem Gegner nicht den Hals um oder zerdrückt ihm die Luftröhre. Er bricht ihm auch nicht den Halswirbel. Ja, er verschließt nicht einmal Mund oder Nase und hält so die Luft in den Lungen verschlossen. Nein, er hat seine Methode von den Riesenschlangen des Tempels gelernt, von den Pythons und Boas.«
Manethos legte seine blassen Hände auf die Brust des toten Gladiators. »Durch unmenschlich konzentrierte Stärke preßt er die Luft aus den Lungen seines Opfers – vielleicht mit einem harmlosen Schlag gegen das Sonnengeflecht.« Mit zwei Fingern drückte er auf die Mitte des Toten. »Dann behält er diesen unvorstellbaren Druck bei und verhindert damit, daß sein Opfer atmet. Dieses hat keine Luft mehr im Körper, es gibt keine Panik, keinen Kampf wie beim Erwürgen. Das Leben hört einfach auf. Es ist eine geheiligte Form unter dem Tempelgesetz zu töten. Es ist als ehrenwertes Opfer für den allmächtigen Set verbreitet.« Manethos faltete die Hände. »Wegen dieser ganz besonderen Tötungsmethode nennt man ihn den Würger.«
Conan lief es eiskalt über den Rücken. »Manethos, was du mir eben geschildert hast, ist ebenso böse und widerlich wie alles, was ihr hier unten tut. Ich halte es für einen besseren Tod, wenn man wie ein Mann stirbt, mit altmodischen Hieben und Blutvergießen.« Er stand auf. »Aber wenn du die sterblichen Überreste dieses Armen ehren willst ...«
Der Priester erhob sich ebenfalls. »Ich verspreche dir, nichts zu tun, was nicht im Einklang mit den Gesetzen des Tempels ist. Und diese verbieten uns alles außer leichten Mumienbinden mit Spezereien und Duftkräutern ...«
»Als kostbarer Brocken für Allvater Set.« Conan zuckte bedauernd mit den Schultern. »Nun gut. Ich glaube, dagegen hätte er nichts, höchstens gegen die Art und den verfrühten Eintritt des Todes. Wenn du schwörst, ihn anständig zu behandeln ...« Er blickte umher. »Du hast doch gesagt, ich dürfte gehen? Ich habe genug von diesen düsteren Höhlen – bei Crom! Was ist das?«
Seit geraumer Zeit hatte man gedämpft die Jubelrufe der Menge im Stadion durch die Deckengewölbe gehört. Jetzt erschütterte ein donnerndes Beben die Mauern und die Steinplatten unter den Füßen. Aus den Fugen rieselte Staub herab.
»Sie springen auf die Bänke und
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