Conan-Saga 51 - Conan und die Amazone
Cimmerier wurde langsamer. Schließlich ging er nur noch. Es war Torheit, bei Mondlicht durch die Wüste zu rennen, in Dunkelheit war es schierer Wahnsinn.
Und es würde stockdunkel werden. Da war er sicher. Welcher Magier war so mächtig, daß er Mond und Sterne auslöschen konnte? Das vermochten doch nur die größten Götter! Während er darüber nachdachte, spürte er, wie ein feiner Regen auf seine mit Ruß und Talg beschmierte Haut rieselte. Verblüfft rieb er die feinen Körner zwischen den Fingern. Es war Sand.
Jetzt wurde ihm vieles klar: Der Magier hatte einen Sandsturm heraufbeschworen. Aber es war ein Sandsturm ohne Wind. Was hatte das zu bedeuten? Er wußte nur eins: In der Wüste konnte Sandregen ebenso todbringend sein wie Treibsand und viele andere Gefahren. Der Cimmerier marschierte weiter zum Lager. Dabei band er sich Stoffetzen, die er vorher um sein Schwert gewickelt hatte, vors Gesicht, denn der Sand drang bereits in die Atemwege.
Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen und verengte die Augen zu Schlitzen, um mit den Wimpern den Sand abzuhalten. Doch bei den feinen Körnern half das nicht viel. Ständig mußte er blinzeln. Und war noch schlimmer war: Er war sich nicht mehr sicher, welche Richtung er einschlagen mußte. Zwar verfügte er über einen beinahe übernatürlichen Orientierungssinn, weit besser als die meisten Menschen, der durch die vielen Jahre in der Wildnis noch geschärft worden war. Doch selbst für seine Instinkte gab es Grenzen.
Ohne Licht, ohne Markierungspunkte, ohne Wind hatte er keinerlei Anhaltspunkte und mußte sich ganz auf sein inneres Gefühl verlassen – und selbst das ließ ihn teilweise im Stich. Obgleich der Cimmerier wußte, daß der Magier den übernatürlichen Sandsturm nicht viel länger würde halten können, lag es nicht in seiner Natur, anzuhalten und zu warten, bis sich die Bedingungen besserten. Immer hatte er das Verlangen, vorwärtszustürmen und zu kämpfen, allen Herausforderungen die Stirn zu bieten. Doch das half ihm in dieser Nacht nichts. Blindlings weiterzulaufen könnte ihn sogar zurück ins Lager des Zauberers führen.
Er beschloß anzuhalten, solange er noch halbwegs sicher war, daß er davor weggelaufen war. Er ließ sich mit verschränkten Beinen im Sand nieder und blickte in die Richtung, in der er weitermarschieren wollte, sobald er etwas sehen konnte. Dann band er sich noch einen Stoffstreifen über die Augen, um sie während des Wartens zu schützen. Da er ohnehin nichts sehen konnte, war es sinnlos, sein Augenlicht zu gefährden.
Dann atmete er ganz bewußt langsam, um nicht mehr Sand als nötig einzuatmen. Er fühlte sich elend, einfach so untätig dazusitzen, während der Sand auf ihn niederrieselte. Er wünschte, er hätte sein weites Wüstengewand und das Kopftuch dabei gehabt. Darin hätte er sich sehr viel wohler gefühlt. Doch hatte er dieses Mißgeschick nicht voraussehen können. Nun mußte er stoisch warten, wie er früher schon viele Qualen erduldet hatte.
Grade als er dachte, das Schlimmste überstanden zu haben, hörte er etwas. Er spitzte die Ohren. Nur das leise Rieseln und Wispern des fallenden Sandes. Doch da war das Geräusch wieder! Hohe Töne und ein Rauschen, als würden Fledermäuse durch die Nacht huschen. Doch in diesem Sandsturm flogen keine Fledermäuse umher. Die Laute kamen näher und wurden schriller. Keine gewöhnlichen Fledermäuse vermochten so zu schreien.
Vorsichtig schob der Cimmerier mit dem Daumen die Augenbinde hoch. Nichts! Völlige Dunkelheit. Die hohen Töne kamen von rechts. Dann auch von links. Es mußten mehrere sein – was immer es war. Langsam zog er das Schwert aus der Scheide. Dann erhob er sich noch langsamer. Dabei benutzte er nicht die Hände, sondern stemmte sich allein mit der Kraft seiner Beine hoch. Als er stand, wandte er den Kopf in sämtliche Richtungen, um alle Töne aufzufangen.
Plötzlich schlug ihm das Herz bis zum Hals. Es war kein Geräusch, sondern ein Geruch. Es war der ätzende Geruch der Säure aus den Gravurwerkstätten. Die entsetzlichen Dämonenscheusale, die den Nomadenstamm ausgelöscht hatten, verfolgten ihn durch die sandige Finsternis! Er biß die Zähne zusammen und wappnete sich für einen schrecklichen Kampf auf Leben und Tod. Bis jetzt hörte er zwei dieser Wesen. Offenbar konnten auch sie in der Dunkelheit nicht sehen; denn sie griffen ihn nicht an. Aber sie richteten sich nach irgend etwas bei ihrer Verfolgung. Wenn es nicht Klang war,
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