Conan-Saga 51 - Conan und die Amazone
hervorruft, da sonst nicht du, der einzelne, sondern der gesamte Stamm leiden muß.«
»Welch bewundernswerte Frömmigkeit«, höhnte Arsaces. »Vor allem bei solchen Räubern, Dieben und Schurken, die der Schlinge des Henkers gerade noch entkommen sind.«
Dauda schien diese Beschimpfung nicht zu treffen. »Was kümmern uns die Gesetze fürs niedere Volk, für einfältige Kaufleute und Städter? Ich spreche von den Gesetzen der Wüstengötter, und ich glaube, daß wir das Risiko eingehen, sie zu beleidigen.«
»Das alles spielt keine Rolle, da wir in ein oder zwei Tagen unser Ziel erreichen werden. Ist es nicht so, mein Lord?« Vladig verlieh seiner öligen Stimme einen deutlich drohenden Ton.
Arsaces blickte Dauda scharf an. »Ja, so ist es. Höchstens zwei Tage.«
Vladig wandte sich an den Mann der Wüste. »Siehst du? Nur noch zwei Tage, klar? Unsere Kamele haben immer noch Fetthöcker, und wir selbst sind auch nicht ausgetrocknet. Nur noch zwei Tage, dann kehren wir um. Ist das nicht annehmbar?«
Daudas Hand war zum Schwertgriff geglitten, jetzt ließ er sie langsam sinken. »Zwei Tage können wir noch überleben, ja. Aber nicht länger.«
»Genug geredet, jetzt ...« Er brach ab, als die Kristalle vor ihm aufflackerten. Rastlos bewegten sie sich. Sie schienen Funken zu versprühen. »Was ist das?« fragte der Magier.
»Was meinst du, mein Lord?« erkundigte sich Vladig besorgt.
Der Zauberer murmelte leise vor sich hin. Sofort bewegten sich die Kristalle heftiger. Conans Nackenhaare kräuselten sich, als sie sich erhoben und eine menschliche Gestalt bildeten. Diese Gestalt beugte sich vor, als spähe sie angestrengt in die Ferne, um etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Dann streckte sich ein kristallener ›Arm‹ in Richtung Kamelherde. Die meisten Wüstenkrieger waren von dieser unheimlichen Erscheinung verstört, befingerten ihre Amulette und murmelten ebenfalls Zaubersprüche, um das Böse abzuwehren. Dauda blickte zur Herde.
»Khazim«, sagte er. »Geh und schau nach, ob bei den Kamelen etwas ist.«
»Ein Spion?« fragte Vladig.
»Nein, dann wären die Kamele unruhiger«, antwortete Dauda. »Aber sieh trotzdem nach.«
Der Mann Khazim eilte mit gezücktem Krummschwert zur Herde. Drei Gefährten begleiteten ihn, ebenfalls mit kampfbereiten Waffen. Einer kam geradewegs auf das Kamel zu, neben dem Conan lag. Der Cimmerier wußte, daß man nachts erst die Bewegung wahrnahm, dann die Umrisse und Farben. Wollte man im Dunkeln nicht entdeckt werden, mußte man ganz still liegenbleiben. Wenn Conan der Cimmerier sich das vornahm, war ein Stein im Gegensatz zu ihm ein lebendiger Gegenstand. Wenn nötig konnte er eine Fliege über seinen Augapfel wandern lassen, ohne zu blinzeln.
Der Mann schritt an ihm vorbei und bemerkte den unförmigen Schatten neben dem Kamel nicht. Er spähte über den Gesichtsschleier hinweg in alle Richtungen. »Hier sehe ich nichts. Siehst du etwas, Wakir?«
»Nur mein schlechtgelauntes Kamel. Dieser gotteslästerliche Homunculus ist nur ... Ooooh!« Der Mann stieß den Schreckensruf aus und sprang zurück. »Ein Sanddämon! Und ich bin daraufgetreten!« Vor seinen Füßen schoß etwas aus dem Sand. Dann taumelte Wakir nach hinten. Er hielt die Hände vors Gesicht, das soeben einen kräftigen Schlag von einem Schwertknauf hatte hinnehmen müssen. Die anderen Männer standen wie erstarrt da.
»Das ist kein Dämon!« schrie Arsaces. »Das ist ein Mensch! Fangt ihn lebend!« Vladig lief zu Wakir. Conan unterdrückte einen Fluch, als das Kamel neben ihm aufstand. Jetzt waren alle Kamele unruhig und schrien. Die plötzliche Aufregung in der friedlichen Nacht hatte sie erschreckt.
Conan stand auf und bemühte sich, hinter dem Kamel in Deckung zu bleiben. Er wollte nicht das Schwert zücken, weil ihn die Klinge durch den Glanz verraten hätte. Aber er hielt den Griff fest in der Rechten, um sie blitzschnell ziehen zu können.
»Hier ist er!« schrie jemand. Dann hörte Conan ein Knacken und Stöhnen, gleich darauf klirrte Stahl. Jetzt konnte er nicht länger warten. Er hätte mit Leichtigkeit fliehen können, doch er mußte die Feinde von Achilea ablenken. Jetzt standen alle Männer, die vorher um das Kristallfeuer gesessen hatten, auf den Beinen und hielten die Waffen kampfbereit in der Hand. Der Cimmerier zückte das Schwert und rannte auf die Männer zu. Dazu stieß er aus voller Lunge den cimmerischen Kampfschrei aus.
Mit offenem Mund starrten die Männer der schrecklichen
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