Conan-Saga 51 - Conan und die Amazone
Erscheinung entgegen, die ihnen aus tiefster Wüstennacht entgegenstürmte. Doch es waren alles kampferprobte Räuber. Schnell stellte sich einer mit erhobenem Schild und Lanze dem Cimmerier in den Weg. Conans Klinge zerteilte den Schild wie dünnes Pergament. Man hörte den Armknochen knacken. Dann schrie der Mann vor Überraschung und Schmerzen laut auf. Der nächste Feind kam von rechts. Mit einem Rückhandschlag schickte Conan ihn zu Boden. Die flache Klinge hatte den Mann übers Kinn getroffen.
Arsaces schrie etwas in einer Sprache, die Conan nicht kannte. Der Mann griff nicht nach einer Waffe, sondern streckte die Arme zum mitternächtlichen Himmel. Seine Finger waren wie Klauen gekrümmt. Seine Schreie wurden rhythmisch. Licht strömte aus seinen Fingerspitzen.
»Er ist es!« schrie Vladig. »Der Cimmerier!« Mit dem Schwert in der Hand stürzte er vorwärts.
Jetzt kamen die Männer von allen Seiten. Conan war der Meinung, daß er die Männer für Achilea – falls sie noch lebte – genügend abgelenkt hatte. Jetzt war es Zeit, die Flucht zu ergreifen. Ein Schwertschlag, ein Fausthieb – und zwei Feinde flogen nach rechts und links. Blitzschnell lief der Cimmerier zwischen ihnen hindurch. Sekunden später befand er sich hinter dem Ring der Männer. Er hörte die Sehnen der Armbrüste, dann zischte ihm ein Bolzen über die Schulter. Das war also das Ergebnis aller Vorsicht! Immer noch hörte er aus dem Lager den rhythmischen Singsang Arsaces. Er fragte sich, wo Achilea war.
Eine Zeitlang hörte er noch die Schritte der Verfolger. Dann rief jemand: »Kommt zurück! Der Hund rennt so schnell wie eine Antilope. Ihr erwischt ihn nicht. Wachen! Habt ihr geschlafen?« Es war Daudas Stimme.
»Was ist mit dem anderen?« rief ein anderer aus einiger Entfernung.
»Auch entkommen!« lautete die wütende Antwort.
»Ich behaupte immer noch, daß es ein Dämon war.«
»Dämonen kämpfen nicht mit Stahl, du Narr!« rief Dauda.
»Der uns angegriffen hat, war der Mann, mit dem ich in Zardas gesprochen habe«, sagte Vladig. »Ich wette, der andere war diese Schlampe mit dem Schwert!«
»Kein Weib hat mir das angetan!« kreischte einer. Man hörte, daß er Schmerzen hatte.
Conan lachte und lief langsamer. Auch wenn ihr Spähausflug ziemlich erfolglos gewesen war, hatten sie dennoch bei den Verfolgern Verwirrung und Besorgnis ausgelöst. Er war sicher, daß Achilea entkommen war; aber war sie verwundet? Keiner der Männer hatte sich gebrüstet, sie mit dem Schwert getroffen zu haben, doch kann im Kampfgetümmel so manches geschehen, besonders in der Dunkelheit.
Der Cimmerier schüttelte die Besorgnis ab. Es war sinnlos, sich über etwas den Kopf zu beschweren, das man nicht ändern konnte. Bald verstummten die Schreie hinter ihm – nur ein eigenartig schriller Pfeifton blieb. Nie hatte er einen derartigen Laut gehört. Es lief ihm eiskalt über den Rücken. Dann war ihm klar, was es war: Der Gesang des Zauberers Arsaces in einer wahrhaft unmenschlich hohen Stimmlage.
Plötzlich hielt er es für eine ausgesprochen gute Idee, möglichst schnell zurück ins Lager zu laufen. Conan trabte los. Dann begann er zu rennen. Er wußte, wie unklug es war, nachts in so trügerischem Gelände zu rennen. Selbst ein Mann mit seiner Kraft und Körperbeherrschung konnte über einen Stein stolpern und stürzen. Er konnte auch in ein Loch treten und sich den Knöchel verstauchen oder auf eine giftige Schlange treten und den hohen Preis für die Störung der Nachtruhe zahlen. Schlimmstenfalls konnte er in Treibsand geraten, der einen Mann samt Kamel verschlang. Wenn er in gestrecktem Lauf hineingeriet, versänke er, ehe er wieder festen Boden unter den Füßen gewann.
Doch jetzt war er bereit, die kleinere Gefahr zu riskieren, um der größeren zu entgehen. Ihm war klar, daß Arsaces einen mächtigen Zauber heraufbeschwor, der mit Sicherheit gegen den Cimmerier gerichtet war. Doch wenn der Magier nicht wußte, wo Conan sich im Augenblick befand, tat er sich schwer, den Zauber genau auf ihn zu richten. Außerdem blieb Conan keine Wahl. Er fürchtete keinen Feind, der ihm mit einer Klinge gegenübertrat, wohl aber üble Magie.
Während er lief, wurde das Mondlicht ständig schwächer. Das war seltsam. Er blickte zum Mond hinauf. Ihm stockte der Atem. Die silberne Scheibe hatte sich blutrot gefärbt. Dann erloschen die Sterne. Einer nach dem anderen, anfangs die schwächeren, dann die hellen. Es wurde immer dunkler in der Wüste. Der
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