Conan-Saga 51 - Conan und die Amazone
wartete, bis der Mann zehn Schritte vom Wendepunkt entfernt war. Dann legte er sich auf den Bauch und schlüpfte unter die Kamelherde. Einige Tieren schauten ihn an, doch behielten ihre gewohnte gelangweilte Gleichgültigkeit bei.
Conan lag vollkommen still. Wenige Minuten später kroch Achilea an seine Seite. Diesmal wechselten sie keine Worte, sondern schoben sich schweigend näher ans Feuer. Ein Kamel kniete mit der Breitseite zum Feuer. Conan kroch zu ihm und schmiegte sich dicht an das Tier. Von hier aus vermochte er unter dem majestätisch geschwungenen Hals zum Feuer zu schauen. Er wußte, daß Achilea irgendwo in der Nähe das gleiche tat. Die Sitte ihres Volks, die jungen Frauen in der Wildnis ein Jahr lang auszusetzen, hatten sie offenbar zu einer hervorragenden Kriegerin gemacht. Bis jetzt hatte sie auf dem nächtlichen Spähgang keinen einzigen Fehler gemacht.
Doch dann zwang er sich, jeden Gedanken an die Frau zu verdrängen. Schließlich mußte er sich voll und ganz auf die Feinde konzentrieren. Die Männer hatten soeben ihr Abendessen beendet und es sich auf den Teppichen ums Feuer gemütlich gemacht. Als Rückenlehnen benutzten sie Kamelsättel. Genüßlich schlürften sie den duftenden Kräutertee. Ungefähr die Hälfte waren Söhne der Wüste. Man hatte sie wohl wegen ihrer Erfahrung in der Wüste und im Umgang mit Kamelen angeheuert. Conan sah die Abzeichen von mindestens drei verschiedenen Stämmen. Die übrigen waren, wie der Wachposten, offensichtlich Soldaten. Einige polierten ihre Rüstung oder reinigten Waffen, darunter drei weitere Armbrüste. Es war ein bunt zusammengewürfelter Haufe, wahrscheinlich Söldner. Die Armbrust war eine treffsichere und schlagkräftige Waffe, doch mörderisch langsam zu laden – erst recht auf dem Rücken eines Kamels. Deshalb bevorzugten die Wüstenreiter kurze Bogen, mit denen man schnell schießen konnte.
Ansonsten hatten die Männer Krummschwerter, lange schmale Lanzen und kleine Rundschilde. Ein Mann war offensichtlich zufrieden mit dem Glanz seines Brustharnischs. Er steckte ihn in eine Stoffhülle und dann in die Packtasche. Wie der Cimmerier vermutet hatte, bewahrten die Männer während des Ritts durch die Wüste ihre Rüstungen in den Packtaschen auf. Jede militärische Einzelheit war wichtig. Jetzt studierte er Vladig und den Mann mit dem purpurnen Turban. Nur die eiserne Selbstbeherrschung hielt den Cimmerier davon ab, einen Satz zu machen, als der Mann in Purpur dreimal in die Hände klatschte und die Flammen erloschen. Nur ein pulsierendes Glühen blieb zurück. Dieser Schimmer kam aus einem Haufen von Kristallen, die auf einem flachen Stein lagen.
»Wir brauchen keine Wärme mehr«, erklärte der Mann in Purpur. »Es ergibt keinen Sinn, die magische Essenz unnötig zu gebrauchen.«
»Wie du meinst, mein Lord Arsaces«, sagte Vladig. Er sprach nicht ganz so salbungsvoll wie Amram. Dennoch entgingen Conans scharfen Ohren die unmißverständlichen speichelleckerischen Beitöne nicht.
»Wie lange noch?« fragte ein Wüstensohn. »Deine Zauberkünste haben uns gute Dienste erwiesen, Lord Arsaces. Noch nie sind meines Wissens Männer so tief in die Leeren Länder vorgedrungen. Doch jetzt sind wir am Ende unserer Reichweite. Wenn wir mit allen Männern und Kamelen heil zurück in die Heimat kommen wollen, müssen wir bald umkehren.«
»Aber warum, mein Freund Dauda?« fragte Arsaces milde. »Habe ich euch nicht mit Feuer versorgt, das weder Holz noch Zweige braucht?« Er deutete auf die glühenden Kristalle. »Habe ich nicht Quellen gefunden, wo selbst ihr Wüstensöhne niemals Wasser vermutet hättet?«
»Das hast du in der Tat, mein Lord, und wir ehren dich dafür, aber die Götter des Sands lassen sich nicht verhöhnen. Sollten sie in unsere Richtung schauen und feststellen, daß wir die tödlichen Barrieren, die sie errichtet haben, um ihr Reich zu schützen, so leichtfertig überwunden haben, könnten sie sich grausam rächen.«
»Du überschätzt deine Wichtigkeit bei unserem Unterfangen, Dauda«, sagte Arsaces mit leichter Verachtung in der Stimme. »Die Götter schenken den Handlungen schlichter Sterblicher keine Beachtung, es sei denn, es wären große Magier, welche imstande sind, die tiefen Gedanken der göttlichen Wesen zu stören.«
»Das lehrten uns unsere Ahnen nicht, Magier«, widersprach Dauda mit etwas weniger Respekt in der Stimme. »Man hat uns gelehrt, die Gesetze der Götter zu ehren und alles zu vermeiden, was ihren Zorn
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