Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene
Kämpfe, weil sie grausam und unmännlich waren. Das war einer der vielen Gründe, warum er in Qjara auf eine große Karawane in den Norden hatte warten wollen. Eine mit Reservetieren und Körben mit Ballons voller Wein. Insgeheim hatte er auch damit gerechnet, am Ende der Reise Sold oder einen Teil der Waren als Bezahlung zu erhalten.
Doch nun hatten diese Pläne sich in Luft aufgelöst. Immer noch quälten ihn die Bilder, wie man ihn aus Qjara ausgestoßen hatte. Warum nur hatte dieser Tempelkrieger Zaius solch einen bizarren Akt der Selbstvernichtung durchgeführt? Er wusste, dass die Fanatiker unter den Priestern in abgelegenen Wüstenregionen seltsame Glaubensvorstellungen hatten, aber dennoch entsprach diese Tat nicht der arroganten und kriecherischen Art dieses Mannes. Schließlich kam er zu dem Schluss, dass es etwas mit Prinzessin Afriandra zu tun haben musste.
Es konnte jedoch nicht Liebe zu ihr sein, denn dieser stocksteife Tempelkrieger schien unfähig zu der Liebe zu sein, wie sie ein Mann für gewöhnlich kannte. Nein, der Grund musste aus seinem Anspruch auf Afriandra kommen, der Gewissheit, sie zu besitzen, da ihre Eltern sie ihm versprochen hatten. Damit wäre er in die königliche Familie aufgenommen und später selbst König geworden.
Zaius war ungemein ehrgeizig und hatte sich gestählt, um dieses hohe Amt zu übernehmen. Eigentlich hatte er seinen Anspruch darauf bereits erklärt. Doch dann sah er, dass Afriandra sich ihm nie unterwerfen würde – besonders, nachdem er sie in Conans Armen vorgefunden hatte. Da hatte er wohl erkannt, dass sie die Freiheiten, welche ihr die lange Ahnenreihe von Königen und unabhängig denkenden Priesterinnen gewährt hatte, nie aufgeben, sondern eher erweitern würde. Und da hatte er sich vor der Vereinigung gefürchtet. Er sah die öffentliche Erniedrigung voraus, die zwangsläufig folgen musste, sobald die Kunde über ihre sexuelle und politische Freiheit zum Stadtgespräch wurde.
Conan vermutete, dass Zaius trotz – oder vielleicht auch wegen – seiner lebenslangen Unterwerfung vor einer Göttin sich nie und nimmer dazu zwingen könnte, im täglichen Leben eine Frau als höher gestellt zu akzeptieren, ja, nicht einmal als gleich gestellt. Sein verbohrter Stolz hätte ihm auch niemals erlaubt, die hohe Stellung, welche ihm das Schicksal zugedacht hatte, aufzugeben. Damit saß der Tempelkrieger in einer ausweglosen Falle.
Zum Glück – von Zaius' verzweifeltem Standpunkt aus – hatten ihm seine Priesterschaft und die merkwürdigen Traditionen der Kriegerkaste Sadithas den Ausweg gewiesen. Offensichtlich war ritueller Selbstmord bei den Tempelkriegern seit alters hoch geachtet, wurde sogar regelrecht verherrlicht. Der Tempel-Held hatte seinen Stolz gerettet, der für ihn heiliger als das Leben war, indem er die Königsherrschaft gegen die noch ehrenvolleren Rollen als Märtyrer und Gott eingetauscht hatte. Dafür hatte er sich seelisch und körperlich noch härter gestählt, um eine einzigartige Darbietung seines Könnens als Schwertkämpfer zeigen zu können.
Unbewusst hatte Conan das alles bei Zaius gespürt. Im Nachhinein war sein Schicksal gar nicht so unerklärlich. Den Cimmerier wurmte viel mehr die alberne Reaktion der Menschen in Qjara. Diese Schafe! Dabei hatte er diese Stadt gemocht, zumindest genug, um sich anfangs von ihr fern zu halten. Dann hatte er für sie sogar gekämpft und Blut vergossen. Für die königliche Familie hatte er sehr viel riskiert. Er hatte sogar daran gedacht – wenngleich nur kurz –, dort zu bleiben, als er in inniger Umarmung mit der schönen jungen Prinzessin lag. Das war überhaupt der Stachel in seinem Fleisch. Afriandras Reaktion war für ihn der Gipfel der Ungerechtigkeit.
Zaius hatte die Menschen in Qjara seit Jahren übertölpelt, allerdings mit der nicht zu unterschätzenden Hilfe der Hohepriesterin. Da war es keine Überraschung, dass sie seinen letzten empörenden Betrug, den er unter dem Mantel eines gerechten und feierlichen Rituals ausführte, so schluckten, dass sie ihn auf Kosten des Fremden in den Himmel hoben. Conan war darüber nicht übermäßig erstaunt, da er die verblendete Torheit der zivilisierten Menschen kannte.
Aber Afriandra hatte Zaius durchschaut – oder das zumindest behauptet. Mit dem Misstrauen einer Tochter hatte sie auch die Hohepriesterin Regula betrachtet. Erst hatte sie Conan in die Palastintrigen gelockt, um ihre eigene und die Zukunft der Dynastie zu formen. Doch als sie
Weitere Kostenlose Bücher