Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene
Fata Morgana in weiter Ferne auf und gaukelte in den Hitzeschlieren Seen und Phantomstädte vor. Diese Trugbilder lockten mehr Reisende in den Tod als die Sirenen mit ihren Gesängen auf dem schäumenden Meer.
Sobald Conans Reittier den letzten Hügel der Ausläufer des Bergzugs erklommen hatte, der Blut des Attalos hieß, bot sich ihm der Anblick eines noch trostloseren Wüstenstrichs. Das Tal hinter ihm schien der Boden eines uralten toten Meeres zu sein. Dort hatte sich bei Sonnenuntergang erneut ein schwerer Sandsturm gebildet, genau wie bei Tagesanbruch. Das Tal vor ihm schien ein Spiegelbild der bleichen Mondsichel zu sein, die von einem kobaltblauen bis purpurroten Himmel herabgrinste.
In der Dämmerung erstreckte sich eine Ebene von dem nahezu senkrechten Fuß der Berge im Norden bis zu den bizarren Zacken von Zhafurs Fängen in weiter Ferne. Auf dieser Ebene lagen und standen unzählige Felsbrocken, wie Fragmente steinerner Götterbilder, die ein Gigant mit der Faust zerschmettert und umhergeschleudert hatte. Dicht vor dem Fuß der Berge der Verzweiflung schienen die Ruinen einer Stadt zu liegen, welche zerstört und verlassen war. Und davor zog sich ein dunkler Saum von Vegetation dahin. Vielleicht fand sich bei dem schmalen Eingang zu einer Schlucht, welcher von Felsbrocken versperrt war, Wasser.
Aufgrund der spärlichen Beschreibungen, die Conan über die Oase von Tal'ib erhalten hatte, wusste er, dass er die Stadt in der Todeswüste gefunden hatte. Er trieb das Kamel vorwärts. Das Tier billigte seine Entscheidung und beschleunigte aus eigenem Antrieb die Schritte.
Als Reiter und Kamel den Fuß des dunklen Bergmassivs erreichten, war es bereits Nacht. Conan war dankbar, dass hier keine Sturmböen wehten. Die letzten Sonnenstrahlen färbten die dicken Bäuche der Wolken blutrot. Es war ein gespenstischer Anblick.
Conan ritt schnell zum Eingang der Schlucht. Er fand vielversprechende Zeichen. Dunkelgrüne Blätter schimmerten zwischen den Felsen und bald darauf sprudelte ihm ein Bergbach über Kiesel entgegen. Direkt am Eingang zur Schlucht fand er eine ebene Stelle, die Schutz vor Steinschlag und genügend Futter für sein Kamel bot. Schnell sammelte er einige trockene Zweige und zündete ein Lagerfeuer an.
Die Ruinen der Stadt waren nur schwach sichtbar, da sie ein gutes Stück weiter unten am Bach lag, doch offenbar ruhte dort kein Stein mehr auf dem anderen.
Conan beschloss, mit der Besichtigung bis zum Tagesanbruch zu warten. Offenbar diente der Bach, der aus der Bergschlucht floss, deren Eingang durch herabgefallenes Geröll versperrt war, der Wasserversorgung der einstigen Stadt. Er sah keinerlei Zeichen dafür, dass die Stadt noch bewohnt war, auch keine Spuren von Karawanen und Hirten. Wasser gab es überreichlich. Conan vermutete, dass eine dumpfe, dunkle Furcht vor der uralten Stadt die Menschen davon abhielt, hier ihren Durst zu stillen. Doch da der Cimmerier so weit entfernt von der Stadt lagerte, hoffte er, jeglicher Gefahr, die von den Ruinen ausgehen konnte, zu entgehen.
Ein heißer Brei Hafergrütze und gekochte Feigen schmeckten besser – zumindest anders – als die getrockneten Früchte, zumal er alles mit so viel Wasser wie er wollte hinunterspülen konnte. Satt und zufrieden legte Conan sich zwischen das Feuer und sein Kamel und wickelte sich in zwei Decken. Sogleich schlief er ein.
Das Feuer war längst ausgebrannt, und die schmale Sichel des bleichen Mondes war im Westen der Sonne gefolgt, als leise Geräusche den Cimmerier weckten. Außer dem Plätschern des Baches vernahm er Kratzen, Scharren und heiseres Flüstern.
Augenblicklich war er hellwach, er bewegte sich jedoch nicht. Langsam umschloss seine Rechte das Heft des Schwerts, das neben ihm lag. Dann spannte er die Nackenmuskeln an, um einen Blick auf die Störenfriede zu wagen.
Dem Geruch nach konnten es Schafe sein, auch die Größe war entsprechend. Im schwachen Schimmer der Sterne sah er das zottige Fell auf den Buckelrücken der Tiere, die zu seinem Lagerplatz liefen. Conan erwartete, jeden Augenblick ein Blöken zu hören oder das Scharren der Hufe auf den Kieseln ... doch er hörte nichts, gar nichts. Seltsam zielstrebig, fast planvoll umrundeten sie ihn.
Jetzt erwachte sein Kamel plötzlich. Empört schnaubend entfaltete es die langen Beine und erhob sich mühsam. Drei dieser buckligen Scheusale waren bereits beim Kamel. Sie benahmen sich jedoch ganz und gar nicht wie Schafe. Sie richteten sich auf,
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