Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene
sich den blutigen Folgen dieses Tuns gegenüber sah, stimmte sie schnell in das verleumderische Geschrei gegen ihn ein. Für den Cimmerier war das bestenfalls gedankenlos und schlimmstenfalls blanker Zynismus, da ein Wort oder ein Zeichen von ihr ihn wohl dazu bewogen hätte, zu bleiben und seinen guten Ruf zu verteidigen. Zumindest hätte sie ihn beruhigter fortschicken können.
Aber Afriandras Verhalten war nicht neu für ihn. Zum hundertsten Mal musste er sich wegen eines Weibes auf eine gefährliche und zermürbende Reise machen. Es war immer gefährlich, ganz gleich, ob er den mühseligen Weg auf sich nahm, um zu einer Frau zu gelangen, oder weil eine Frau ihn mit einem Auftrag ausgeschickt hatte oder weil er vor eifersüchtigem Hass fliehen musste.
Und jetzt war er hier in dieser verfluchten Oase, deren Wasserstelle ausgetrocknet war, und seinem Kamel mangelte es an Wasser und Kraft, welche es brauchte, um diese Wüste zu überwinden. Er wusste, dass das Tier unbedingt zuvor in einem Lager mit Wasser ausruhen und genügend trinken musste.
Statt sich zurück nach Qjara zu begeben, wo er unerwünscht war, entschied sich der Cimmerier, im Westen nach einer Wasserstelle zu suchen, von der die Nomaden nur im Flüsterton sprachen. Sie hieß Tal'ib oder Stadt in der Todeswüste. Obgleich es dort zuverlässig Wasser geben sollte, hatten sich die Wüstenreiter, mit denen er im Karawanenviertel gewürfelt hatte, gescheut, mit Conan darüber zu sprechen. Entweder wollten sie der Stadt einen schlechten Ruf anhängen, um andere davon fern zu halten, oder sie hatten tatsächlich Angst davor.
Letzteres Motiv schien zuzutreffen. Hätten sie Fremde von der Stadt fern halten wollen, hätten sie diese nur nie zu erwähnen brauchen – allerdings war es sehr schwer, Gerüchte über Wasser in der Wüste zum Verstummen zu bringen. Andererseits – welche Bedrohung konnte über einem Ort schweben, um den Menschen von der Flüssigkeit fern zu halten, die er zum Überleben brauchte? Wilde Tiere, gefährliches Gelände oder feindliche Stämme konnten die zähen Wüstensöhne spielend bezwingen, wenn es um den Zugang zu einer wasserreichen Oase ging.
Diese wettergegerbten tapferen Beduinen fürchteten sich nur vor einem: dem Übernatürlichen. Conan dachte über all das nach und gelangte zu dem Schluss, dass allein die Angst vor dem Übernatürlichen das scheue Raunen und die deutliche Weigerung, über die Stadt in der Todeswüste weitere Fragen zu beantworten, erklärte.
Dennoch lenkte er sein Kamel nach Westen, durch die menschenleere Wüste. Oft bewachten böse Geister einen Schatz oder Talisman. Noch hatte er Datteln und Feigen in den Satteltaschen, und sein Wasserschlauch gluckerte beruhigend, auch wenn er schon leichter war als beim Aufbruch. Die unbekannte Bedrohung in Tal'ib vermochte ihn angesichts der – wenngleich schwachen – verlockenden Aussicht auf einen wertvollen Schatz nicht abzuschrecken.
Am späten Nachmittag erhob sich ein heißer Wind und rauschte auf die Berghänge im Norden zu. Conan hatte im Schein der gleißenden Sonne das Ende des Tals erspäht, wie er glaubte. Doch jetzt wirbelte der Wind Wolken aus feinem Sand und ätzendem Alkali auf, sodass an ein Weiterreiten nicht mehr zu denken war. Er bereitete sich auf eine stürmische Nacht vor. Bei Sonnenuntergang jedoch legte sich der Sturm unvermittelt und die Wüste lag kühl und ruhig unter einem Baldachin aus schwarzem Samt, auf dem zahllose Sterne funkelten.
Eine Nacht wie diese war eigentlich vollkommen dazu geeignet, weiterzureiten, doch dann würde es während des Tages zu heiß für eine Rast sein. In jedem Fall würde die Sonne gnadenlos ihren Tribut verlangen. Daher legte sich der Cimmerier schlafen und genoss die Kühle der Nacht.
Am nächsten Morgen, vor Tagesanbruch, kehrte der Wind zurück. Diesmal toste er nach Süden und war eisig kalt, da er aus den Bergschluchten kam. Conan hatte ein eigenartiges Erlebnis, es glich einem Tagtraum. Kaum hatte er sich aus den Decken gerollt, war der vom Sturm hochgewirbelte Sand so dicht, dass es dunkel wurde und er kaum die Hand vor Augen sehen konnte. Inmitten des Sturms glaubte er schwere Wagenräder zu hören, als rolle ein Heer an ihm vorbei in die Dunkelheit.
Obgleich die niedrigen felsigen Hügel, welche das Ende des Tals anzeigten, dicht vor ihm zu sein schienen, brauchte er noch den gesamten Tag, um sie zu erreichen. So war es nun einmal in der Wüste. Ohne Warnung tauchte plötzlich eine
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