Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose
dort war. Die Sternen-Brüder besaßen ungemein starke Magie, die auch ohne ihr Tier jederzeit zu töten vermochte.
Aber die Sternen-Brüder waren seine Verbündeten! Dem Grafen blieb das Wort beinahe im Hals stecken. Behandelte man so einen Verbündeten, der versprochen hatte, ihnen und ihrem Volk im Grenzreich großen Einfluss zu verschaffen? Warum hatten sie einen guten Mann so abscheulich getötet, Furcht unter den Soldaten gestreut und den Grafen so beunruhigt?
Und doch, die Sternen-Brüder waren zu allem fähig. Vielleicht waren sie doch nur ein Bergvolk, ohne Sinn für Ehre. Vielleicht war es ihnen gleichgültig, was sie taten, weil das so gut gehütete Geheimnis lautete, dass sie auch ohne Graf Syzambrys Unterstützung die Herrschaft an sich reißen konnten.
Nachdem das Feuer erloschen war, herrschte dunkle Nacht. Es war kälter als sonst. Der Graf zog die Felle enger um sich, da die Kälte in seiner Wunde zu bohren schien. Unter heftig pochenden Schmerzen erwog er erneut, dem Königshaus das Friedensangebot zu unterbreiten.
»Sage deinem Herrn, dass erst dann Friede sein wird, wenn er sein Schwert bedingungslos Uns übergibt«, erklärte Königin Chienna.
Decius lächelte über die Gesichter der wenigen Höflinge. Das königliche »Wir« stand allein dem regierenden Monarchen zu, nicht einer Regentin anstelle eines minderjährigen Kindes. Es war ihrer Aufmerksamkeit nicht entgangen, dass man Urras immer noch ›Prinz‹ nannte.
Allem Anschein nach würde die Frage der Regentschaft vorläufig nicht gestellt werden, zumindest nicht vor dem entscheidenden Kampf gegen Graf Syzambry. Das missfiel Decius ganz und gar nicht.
Als Oberbefehlshaber war ihm sein Platz in jedem Kronrat sicher, aber es würde andere geben, jeden Tag mehr, da viele Adlige mit mehr Ergebenheit als Kampfstärke ins königliche Lager kamen.
Einige dieser Adligen hielten sich für äußerst kampferprobt. Sie strebten nicht nach Decius' Amt, aber sie erteilten ihm ständig gute Ratschläge. Zum Glück brauchte er nicht zu hören, was sie darüber dachten, dass Conan Hauptmann der Garde war oder dass Rainha und Aybas überhaupt diesen Rang bekleideten, auch nicht das Gerede über Marrs Anwesenheit.
Er musste nur die Ohren aufstellen, wenn Chienna sagte: »Wir wünschen, dass das getan wird« oder »Wir wünschen nicht, dass das getan wird.« Das genügte, damit ein Mann nicht nur an die Götter glaubte, sondern auch überzeugt davon war, dass sie für Gerechtigkeit und Anstand unter den Menschen sorgte.
»Darf mein Herr nicht einmal auf einen Gnadenerlass hoffen?«, fragte Graf Syzambrys' Bote.
Die Königin runzelte die Brauen in der Art, wie Decius es schon über hundertmal gesehen hatte, seit sie ein kleines Mädchen gewesen war. Doch folgten keine wütenden Worte. In der Tat war ihre Würde königlich. »Unsere Worte waren einfach: ›Bedingungslos‹. Bist du taub, dass du das nicht verstehen kannst?«
Der Bote schien zumindest zu verstehen, dass er nicht mehr ausrichten würde, wenn er länger bliebe. Höchstens, dass er die Gelegenheit für einen würdevollen Abgang versäumte. Gleich darauf verhallte der Hufschlag seines Pferdes in der Ferne.
Decius machte bei den Wachen die Runde und schärfte ihnen ein, ihm sogleich zu melden, wenn Conan mit seinen Männern von einem Übungsmarsch zurückkam. Dann ging er zu einer kurzen Audienz bei der Königin. Diese schnitt sich gerade die Fußnägel mit einem Soldatenmesser, doch erschien sie Decius anmutiger als je zuvor.
»Wir haben dich nicht um Rat gefragt, ehe Wir das Angebot des Grafen zurückgewiesen haben«, sagte sie. »Deshalb bitten Wir dich um Verzeihung. Glaubst du, Wir hätten ihn länger anhören sollen?«
Decius lachte grimmig. »Graf Syzambry versucht nur, deine Unterstützung für eine verlorene Sache zu gewinnen.«
»Oder die Gerüchte sind wahr, wonach er Pougoi-Verbündete hat, die er genauso sehr fürchtet wie uns«, meinte Chienna.
Decius' Würde verbot ihm, mit offenem Mund zu gaffen. Doch enthüllte sein Gesicht genug, um die Königin zum Lachen zu bringen.
»Decius, ich sollte dir zürnen, dass du denkst, ich sei zu jung, um derartige Dinge zu hören. Bedenke, ich bin Königin des Grenzreichs, vielleicht eine arme Königin, aber wäre es dir lieber, Graf Syzambry würde herrschen?«
Decius vermochte diesem Scherz nichts abzugewinnen. »Hauptmann Conan wäre zehnmal geeigneter für den Thron als dieser Syzambry.«
»Endlich!« Die Königin steckte
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