Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Conan und der Spinnengott

Conan und der Spinnengott

Titel: Conan und der Spinnengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
dorthin einladen? Ich bringe Euch bestimmt rechtzeitig zum Tempel zurück.«
    Wieder seufzte sie. »Wie gern ich ja sagen würde! Aber solange ich im Tempeldienst bin, darf ich Yezud nicht verlassen, außer in Begleitung eines Priesters. Ich würde ausgepeitscht werden, gehorchte ich nicht.«
    »Na na! Tragt einen Schleier oder einen Kapuzenumhang und verbergt Euer Gesicht. Ein Mädchen wie Ihr sollte doch ein bißchen Ablenkung haben.«
    »Ihr führt mich in Versuchung, mein Herr. Ich habe in den letzten Jahren so wenig außerhalb des Tempels gesehen. Aber trotzdem ...«
    Conan bemühte sich weiter, sie zu überreden, und schließlich gab sie nach. »Entschuldigt mich kurz«, bat sie.
    Als sie zurückkehrte, war sie so vermummt, daß nur noch ihre Augen zu sehen waren. »Crom!« entfuhr es Conan. »Ihr seht aus wie eine der stygischen Mumien, von denen man sich erzählt. Aber kommt jetzt, es wird immer später.«
     
    In Bartakes Wirtsstube herrschte lebhaftes Stimmengewirr. Conan blickte sich scharf um, um festzustellen, ob vielleicht jemand hier war, der aussah, als würde er ihm oder dem Mädchen Schwierigkeiten machen, ehe er die dicht verschleierte Rudabeh in eine Ecke führte und ihr einen Stuhl zurechtrückte.
    Der stygische Wissenssucher saß allein an einem Tisch und studierte die vor sich ausgebreiteten Schriftrollen, Papyri und Tafeln wie am ersten Abend. Eine Gesellschaft Neuankömmlinge hatte sich an einem Nachbartisch niedergelassen. Es waren vier Männer in hyrkanischer Reisekleidung. Sie hatten die Hosenbeine in die festen Stiefelschäfte gesteckt und trugen ihre Schafpelzmützen mit den hochgeschlagenen Krempen verwegen schief auf den kahlgeschorenen Schädeln. Sie waren recht lebhaft beim Würfelspiel und nahmen immer wieder einen Schluck aus den großen Bierkrügen.
    Turaner, vermutlich, dachte Conan. Der fünfte Neuankömmling, der allein an einem Tisch saß, war ganz sicher aus Turan. Gerade die Turaner, weil sie sich durch ihre Zivilisation für besser hielten, blickten auf ihre nomadischen Brüder herab, die durch die schier endlosen Steppen östlich der Vilayet streiften. Trotzdem waren ihr Gesichtsschnitt und Körperbau, genau wie viele ihrer Sitten und Gebräuche kaum anders als die ihrer barbarischen Vorfahren und Nomadenbrüder.
    Der einzelne Turaner, der über einige Pergamentblätter gebückt saß, war gedrungen und hatte einen gepflegten kurzen grauen Bart. Seine Gewandung war weit vornehmer als die der anderen vier, und eine bestickte schwarze Samtkappe, großzügig mit schimmernden Perlen besetzt, schmückte sein kurz gestutztes ergrauendes Haar. Er hatte den Teller mit den erkalteten Überresten seines Abendessens zur Seite geschoben, um Platz für seine Schriftstücke zu haben, denen er seine ganze Aufmerksamkeit widmete.
    Conan war, als hätte er den Mann schon einmal gesehen, konnte sich jedoch nicht entsinnen, wann und wo. Da er zumindest sicher war, daß es nicht in Yezud gewesen war, versuchte er gar nicht, sich zu erinnern. Er schnippte mit den Fingern, um die Aufmerksamkeit der Wirtstochter, Mandana, auf sich zu lenken, die im Augenblick hinter der Theke stand. Gerade laut genug, daß sie ihn noch verstehen konnte, sagte er:
    »Wein für die Dame und mich – einen erlesenen Tropfen, nicht das übliche Gesöff. Was habt ihr zu bieten?«
    Mandana warf einen gehässigen Blick auf die Verschleierte und antwortete: »Numalianischen und ianthischen Roten und akharischen Weißen.«
    »Sind das die besten des Hauses?«
    Mandana rümpfte ein wenig von oben herab die Nase. »Nun, wir haben zwar ein Faß Weißen von Kyros, aber dieser Wein ist nur etwas für hochgeborene Damen und Herren. Ihr könntet ihn Euch nie leisten ...«
    »Der Inhalt meines Säckels hat Euch nicht zu kümmern!« knurrte Conan und legte eine Handvoll Silber auf den Tisch. »Bringt Kyroswein!«
    Mandana trippelte davon. Gegenwärtig konnte Conan sich nicht über Geldmangel beklagen. Seine Arbeit machte sich über den Lohn hinaus bezahlt, den der Tempel mit ihm vereinbart hatte. Während Pariskas Erkrankung hatte die Arbeit sich so gehäuft, daß die Kunden ungebeten mehr bezahlten, um ihre Reparaturen schneller ausgeführt zu bekommen.
    Bald standen zwei Kelche mit dem goldenen Kyroswein auf dem Tisch. Statt seinen Kelch auf drei Schluck hinunterzugießen, wie er es üblicherweise tat, kostete er erst auf zivilisierte Weise die Blume und trank ganz langsam und genießerisch. Obwohl er gewöhnlich nicht auf sein

Weitere Kostenlose Bücher