Conan und die Straße der Könige
bekommen!« brüllte Carico erneut über die Aufmunterungsrufe seiner Kameraden hinweg. »Das Volk verhungert, während der Tyrann und seine Günstlinge sich den Bauch vollschlagen.«
»Ruf unsere Bogenschützen!« befahl der beunruhigte Hauptmann einem seiner Leute, als ein Steinhagel gegen das Tor prasselte. »Wenn Seine Majestät von diesem Aufruhr erfährt, läßt er mich um einen Kopf kürzer machen.«
Und so kam es: Während Applaus für Sandokazi einsetzte, rannten die entlang den Mauern und in den Lustgärten eingesetzten Soldaten zu dem Volksauflauf vor dem Haupttor. Doch der Tumult war zu fern, als daß man im Innern des Pavillons auf ihn aufmerksam wurde. Außer den Soldaten, die jetzt der aufgebrachten Menge gegenüberstanden, war sich keiner des unerwarteten Aufruhrs bewußt, der zu einem gewaltsamen Höhepunkt des Geburtstagsfestes führen sollte.
Doch bald würden die Schreie aus dem Pavillon und die verstört aus dem Garten fliehenden Gäste die Soldaten am Tor auf die wirkliche Gefahr aufmerksam machen. Ehe sie sich von dem Schock erholt hatten, mußten Mordermi und seine Bande bereits von hier fort sein, denn es war zweifellos einfacher, einen Ballsaal mit angetrunkenen Männern und ohnmächtigen Frauen in Schach zu halten als gegen einen größeren Trupp von schwerbewaffneten Soldaten zu kämpfen.
Während Rimanendo sich hinter dem Schildwall seiner Leibwache verkroch, erleichterten Mordermis Briganten die königlichen Gäste eilig um ihre Wertsachen, und sie taten es trotz aller Eile sehr geschickt und sorgfältig. Da dies eines der glänzendsten Feste des Hofes war, waren alle Eingeladenen mit ihrem kostbarsten Schmuck behangen. Jetzt wurden wertvolle Ringe, Armbänder, Halsketten, unschätzbare Diademe, juwelenbesetzte Dolche und Degen sowie Beutel, prall von Gold und Silber, sehr unhöflich von ihren bisherigen Besitzern getrennt und in feste Säcke gestopft. Andere Briganten sammelten eilig silberne Schalen und Kelche, goldene Tabletts und Armleuchter ein.
Sandokazi, die hinter ihrer Maske erfreut und aufgeregt lachte, rannte mit einem offenen großen Lederbeutel herum und füllte ihn mit einem Vermögen an Gold und Geschmeide, während ihr Bruder sie mit gezogenem Rapier begleitete. Nach dem ersten flüchtigen bewaffneten Widerstand hatte sich kaum noch jemand gegen die Zwangsenteignung seiner Wertsachen gewehrt. Frauen wimmerten, als sie ihrem kostbaren Schmuck für immer Lebewohl sagen mußten, während Männer fluchend Rache schworen. Aber ein halbes Dutzend verkrümmt am Boden liegender Toter und einige Unüberlegte, die stöhnend ihre Wunden versorgten, waren Beweis genug, daß die Gesetzlosen keinen übermäßigen Respekt vor dem hohen Stand ihrer Opfer hatten.
Conan schüttelte eine leichte Verkrampfung seiner mächtigen Schultern ab und blickte zweifelnd zu den Leibwachen am Ende der Galerie hinauf. Es würde zu einem bedenklichen Kampf kommen, sollten die Männer des Königs sich doch entschließen herunterzustürmen. Der Cimmerier fragte sich, ob diese Soldaten einen König respektieren konnten, der sich als betrunkener Feigling erwies und zusah, wie seine Höflinge vor seinen Augen ausgeplündert wurden, ohne ihnen seine Soldaten zu Hilfe zu schicken.
»Schnell jetzt, meine treuen Untertanen!« drängte Mordermi händeklatschend. Der Hof Seiner Majestät wußte den Scherz, daß er sich als König Rimanendo maskiert hatte, nicht gebührend zu würdigen.
Die Plünderung des königlichen Pavillons schritt schnell voran. In kürzester Zeit waren die Briganten mit so vielen prall gefüllten Säcken beladen, wie sie gerade noch fortschleppen konnten. Mordermi hielt es für angebracht, sich von seinem Gastgeber zu verabschieden und sich zurückzuziehen, ehe Verstärkung ihnen den lohnenden Abend verdarb.
»Ihr werdet alle im Saal bleiben!« drohte er mit dröhnender Stimme. »Ich habe Bogenschützen an allen Ausgängen postiert. Jeder Narr, der uns zu verfolgen sucht, wird eine hölzerne Anstecknadel bekommen, die er im Herzen tragen kann.«
Conan fragte sich, wie lange dieser Bluff sie vor einer Verfolgung bewahren würde. Wenn die zingaranischen Edlen aus demselben Holz wie ihr König geschnitzt waren, würden sie vermutlich im Saal bleiben, bis sie verhungerten.
Die Briganten hatten kaum den Pavillon verlassen, als wilde Schreie und das Waffenklirren laufender Soldaten ihnen verrieten, wie knapp sie ihren Abgang berechnet hatten.
Auf die Drohung eines Schützeneinsatzes hin
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