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Conan und die Straße der Könige

Conan und die Straße der Könige

Titel: Conan und die Straße der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Edward Wagner
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machte man auf der Tanzfläche aus schwarzem Marmor Platz für sie. Sandokazi sprach nur kurz zu den Musikern – sie hatte bereits früher am Abend die Musikstücke mit ihnen vereinbart. Sie begannen auf ihren Saiteninstrumenten, Flöten und Trommeln eine lebhaft trillernde Melodie zu spielen. Conan wußte zu wenig über Musik, um dieses Stück zu erkennen, aber die wachsende Zuschauerschar klatschte begeistert.
    Einen Augenblick stand Sandokazi unbewegt im Kreis, den man für sie freigemacht hatte. Sie bot eine wahrhaftig phantastische Figur, selbst inmitten des Prunks und der Schönheit ringsum. Ihr Federcape bedeckte sie vom Hals bis zu den Fersen. Hinter der Falkenmaske, die ihre Züge völlig verbarg, funkelten ihre Augen ungerührt ob der vielen Blicke. Dann nahm Santiddio die Silberkette vom Hals seiner Schwester und trat zurück.
    Derart befreit, sprang Sandokazi in einem gewaltigen Satz vom schwarzen glänzenden Boden hoch und warf die Arme seitwärts, so daß ihr Umhang sich hob wie die Flügel eines emporsteigenden Vogels. Einen Augenblick lang schien Sandokazi in der Luft zu schweben, völlig nackt, während ihre gefiederten Schwingen sie hochtrugen. Als Hunderte den Atem anhielten, sank sie fast schwerelos auf den Boden zurück, und ihre Nacktheit war erneut von dichten Federn verhüllt.
    Über den schwarzen Marmorboden tanzte sie jetzt, beugte sich auf Zehenspitzen tief vor, dann zurück, drehte sich graziös und erhob sich mit einem plötzlichen Sprung in die Luft. So schnell waren ihre Bewegungen, daß der Kranz aus weißen und braunen Federn sie wie lebende Hügel umwogte. Einen Herzschlag lang offenbarten sie verschwommen den weißen Busen, die sonnengebräunten Schenkel, im nächsten schmiegten sie sich dicht an ihre Haut. Die Musiker beschleunigten das Tempo der schrillen Melodie, und Sandokazi schien über den schwarzen Boden dahinzufliegen – aufwärtsstrebend, vorwärtsschnellend, sich bückend. Die Zuschauer, die sich an den ersten Sprung und den kurzen Anblick ihrer makellosen Schönheit erinnerten, sahen verzückt dem betörenden Spiel des weiten Federcapes zu, das immer wieder, einen flüchtigen Moment lang, die Reize der Tänzerin zur Schau stellte, um sie gleich darauf erneut zu verhüllen.
    Immer schneller wurde das Tempo ihres Fluges. Nur eine ausgebildete, erfahrene Ballettänzerin konnte eine solche Geschwindigkeit erreichen und diese schwierigen und doch so unsagbar anmutigen Bewegungen beherrschen. Viele Zuschauer fragten sich, betört durch die Schönheit, die sich ihnen immer wieder flüchtig offenbarte, wessen Gesicht wohl hinter der Falkenmaske verborgen sein mochte.
    Schließlich, als die wilde Musik ein Crescendo erreichte, sprang Sandokazi erneut hoch in die Luft, die Arme weit ausgebreitet, und drehte eine Pirouette hoch über dem Boden. Ihr Federcape offenbarte erneut die absolute Perfektion ihrer nackten Schönheit. Dann schien sie die Schwingen an sich zu ziehen und landete schwerelos wie ein Falke auf dem Marmorboden. Die Weite ihres Umhangs raffend, verneigte sie sich vor ihrem bezauberten Publikum.
    »Meine Damen und Herren!« rief Santiddio und schloß sich seiner Schwester unter tobendem Applaus wieder an. »Ihr habt den Tanz des Falken gesehen und solltet bedenken, daß der Falke ein Raubvogel ist – denn jetzt müßt ihr den Preis für diese Unterhaltung bezahlen.«
    Zuerst glaubten alle, sie würden dazu aufgefordert, dem Mädchen klingende Münze zuzuwerfen, wie man es bei einer üblichen Tänzerin tat. Doch wütende Aufschreie belehrten sie schnell eines anderen.
    »Ruhig, ruhig, meine Lords!« warnte Santiddio und zog sein Rapier. »Wir wollen nur euer Gold und eure Kleinodien, nicht euer Leben!«
    Völlig verwirrt schienen die meisten Anwesenden in diesem Gedränge nicht gleich zu begreifen, daß dies kein etwas ausgefallener Scherz war. Während Sandokazis Tanz hatten Mordermis Leute unbemerkt ihre Posten an den Türen bezogen. Jetzt waren sämtliche Ein- und Ausgänge des Pavillons von Briganten mit grimmigen Gesichtern und gezogenen blanken Klingen besetzt. In den Gärten flohen erschrockene Festgäste vor den drohenden Gestalten, die plötzlich aus der Dunkelheit jenseits der bunten Lampions aufgetaucht waren.
    »Keiner rührt sich von der Stelle!« brüllte Mordermi. Er sprang auf einen Tisch und schwang sein Rapier. »Hundert meiner Männer haben den Pavillon umstellt. Leistet keinen Widerstand, wenn ihr es nicht bereuen wollt!«
    Ein paar Männer –

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